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Nato will Frauen stärker an Krieg und Frieden beteiligen: Künftig sollen in allen Militär-Kommandos Gender Advisors arbeiten

Treffen der Nato-Außenministerinnen und -Außenminister in Bukarest. - Copyright: Treffen der NATO Aussenministerinnen und Aussenminister in Bukarest.
Treffen der Nato-Außenministerinnen und -Außenminister in Bukarest. - Copyright: Treffen der NATO Aussenministerinnen und Aussenminister in Bukarest.

Frauen und Mädchen sind unverhältnismäßig stark von bewaffneten Konflikten betroffen. Häufig wird Gewalt gegen Frauen als Kriegstaktik eingesetzt – auch mit dem Ziel, der Moral einer Gesellschaft langfristig zu schädigen. Zugleich sind Frauen laut Deutscher Gesellschaft für die Vereinten Nationen immer noch wenig an Friedensverhandlungen beteiligt. 2020 waren nur etwa zehn Prozent aller Verhandlungsführenden in Friedensgesprächen Frauen. Zudem waren in dem Jahr nur etwa fünf Prozent der militärischen Kräfte weiblich.

Vor zwei Jahren jährte sich darüber hinaus die Resolution 1325 "Frauen, Frieden und Sicherheit", die 2000 vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig verabschiedet wurde, zum zwanzigsten Mal. Mit der Resolution erkannte der Sicherheitsrat zum ersten Mal an, wie wichtig es ist, Frauen daran zu beteiligen, Frieden zu schaffen und zu erhalten.

Die Nato beschäftigt bereits 24 militärische Gender Advisors

Um die Geschlechterperspektive stärker in die militärischen Aktivitäten der Nato einzubeziehen, beschäftigt die Nato bereits zwölf sogenannte Gender Advisors (Beauftragte für Geschlechterfragen). Derzeit sind laut einer Nato-Beamtin etwa zwei Dutzend, also 24, militärische Gender Advisors angestellt, die in zivilen und militärischen Hauptquartieren, Kommandos und Operationen der Nato eingesetzt werden. Die ersten Gender Advisors seien nach Angaben einer Nato-Beamtin 2009 nach Afghanistan und zu den beiden strategischen Militärkommandos in Mons (Belgien) und Norfolk (USA) entsandt worden.

Künftig sollen Gender Advisors in allen Hauptquartieren hauptberuflich beschäftigt werden, erfuhr Business Insider aus Nato-Kreisen. Es ist Teil der Militärstruktur-Reform, an der die Allianz derzeit arbeitet.

"Gender Advisors sind sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene tätig und unterstützen die Planung, Durchführung und Bewertung der Gender-Perspektive in allen Politikbereichen, Aktivitäten, Operationen und Missionen", sagte eine Nato-Beamtin Business Insider. Den Begriff Gender definiert die Nato laut einer Richtlinie zur Integration der Gender-Perspektive in die Nato-Kommandostruktur wie folgt: Der Begriff Gender bezeichne die sozialen Unterschiede und Beziehungen zwischen Frauen und Männern, die durch Sozialisation erlernt werden und die Position sowie den Wert einer Person in einem bestimmten Kontext bestimmen.

Nato Übung
Nato Übung

Gender Advisors fördern die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive bei Nato-Maßnahmen

In der Richtlinie werden die Aufgaben eines Gender Advisors nochmal aufgeführt. Er oder sie berät Führungsgruppen bei der Umsetzung der Nato-Agenda "Frauen, Frieden und Sicherheit" und unterstützt die umfassende Integration der Geschlechterperspektive und des Gender-Mainstreaming in militärischen Operationen.

Zum Verständnis: Die Geschlechterperspektive bezeichnet nach der Definition der Nato die Betrachtung der geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Frauen und Männern, die sich in ihren sozialen Rollen und Interaktionen, in der Verteilung von Macht und dem Zugang zu Ressourcen widerspiegelt.

Als Gender-Mainstreaming bezeichnet die Nato der Richtlinie zufolge die Strategie zur Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter, bei der die Auswirkungen geplanter Maßnahmen auf Frauen und Männer in allen Bereichen die Anliegen der Geschlechter berücksichtigt.

Gender Advisors sollen bei militärischen Operationen für die Geschlechterperspektive sensibilisieren

Die Aufgabe eines Gender Advisors besteht zudem darin, durch die Integration der Geschlechterperspektive bei der Entwicklung und Überarbeitung von Nato-Doktrinen oder -Standards mitzuwirken sowie intern zu dem Thema aus- und weiterzubilden. Darüber hinaus soll ein Gender Advisor bei militärischen Operationen für die Geschlechterperspektive sensibilisieren und bei der Erarbeitung regelmäßiger interner und externer Funktionsberichte für die Hauptquartiere unterstützen, heißt es in der Richtlinie weiter. Auch das mit einem Fokus auf geschlechtsspezifische Beiträge.

Wie hoch das Gehalt eines Gender Advisors ist, hänge von der Einrichtung ab, in der die Person eingesetzt wird, von der nationalen Gehaltstabelle, unter die er oder sie fallen kann, sowie von der Einstufung der Position selbst, sagte eine Nato-Beamtin Business Insider.