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NDR-Magazin: Nahrungsergänzungsmittel nur selten nötig

Vera Cordes moderiert seit 1998 das Gesundheitsmagazin “Visite” im NDR Fernsehen. Foto: NDR/Thomas Pritschet
Vera Cordes moderiert seit 1998 das Gesundheitsmagazin “Visite” im NDR Fernsehen. Foto: NDR/Thomas Pritschet

Es ist ein riesiger Markt: Jeder vierte Erwachsene in Deutschland greift regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln – in der Hoffnung, dem Körper etwas Gutes zu tun. Mehr als eine Milliarde Euro im Jahr geben wir für solche Nährstoffe aus. Für Gesunde sind diese Supplements jedoch meist überflüssig. Zu diesem Ergebnis kommt das NDR-Gesundheitsmagazin „Visite”.

Wer sich ausgewogen ernährt, bekomme alle Nährstoffe, Vitamine und Mineralien, die er braucht. Wann Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein können, erklärte im NDR der Ernährungsmediziner Matthias Riedl am Dienstagabend. Hier die wichtigsten Fakten:

Eisen bei Erschöpfung und im Alter

Wer sich trotz gesunder Ernährung erschöpft und antriebslos fühlt, sollte einen Arzt aufsuchen. Stellt dieser zum Beispiel einen Eisenmangel fest, muss die Ursache gefunden und beispielsweise eine innere Blutung ausgeschlossen werden. Bei älteren Patienten können Appetitmangel oder der Verzicht auf Fleisch aufgrund von Kaubeschwerden zu einem Eisenmangel beitragen.

Dazu kommen bei Älteren natürliche Veränderungen im Magen-Darm-Trakt, die die Eisenaufnahme im Körper reduzieren. Dass die Blutbildung im Knochenmark mit den Jahren abnimmt, verschärft die Auswirkungen des Eisenmangels zusätzlich. Als Folge kann das Blut weniger Sauerstoff im Körper transportieren, was zu einer chronischen Erschöpfung führt. Auch für Veganer kann die Einnahme von Eisenpräparaten sinnvoll sein,

Vitamin B 12 für Veganer

Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu neurologischen Beschwerden wie Schwindelattacken und heftigen Kopfschmerzanfällen führen. B12 ist an der Blutbildung beteiligt, aber auch wichtig für das Zellwachstum und die Funktion der Nerven. Bei Patienten mit Morbus Crohn behindert die chronische Entzündung im Darm die Aufnahme von Vitamin B12. Ähnliches kann auch Menschen passieren, die täglich Magensäurehemmer oder blutverdünnende Medikamente einnehmen. Sie verändern den pH-Wert im Magen und hemmen so die Aufnahme von Mikronährstoffen. Diabetiker, die Metformin einnehmen, sollten ihren Vitamin-B12-Spiegel ebenfalls regelmäßig kontrollieren lassen

Für Veganer war es früher schwierig, den Bedarf an B 12 mit rein pflanzlicher Nahrung zu decken. Das hat sich geändert. Mittlerweile ist das Vitamin in vielen Müslis, den meisten Sojajoghurts und Sojadrinks und einigen Säften zugesetzt. Dennoch kann eine zusätzliche Einnahme nötig sein, etwa bei Diäten, hohem Alkoholkonsum und Rauchen.

Ernährungsmediziner Riedl rät zur Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln. Foto: Screenshot NDR
Ernährungsmediziner Riedl rät zur Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln. Foto: Screenshot NDR

Omega-3-Fettsäuren gegen Alterserscheinungen

Bei älteren und kranken Menschen kann es sinnvoll sein, Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, Zink und Selen zu ergänzen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten oder dem Risiko einer Gefäßverkalkung können Omega-3-Fettsäuren auch vorsorglich einnehmen, ebenso Eiweiß gegen den Abbau von Muskeln und des Zahnhalteapparates.

Vorsicht bei Folsäure

Das Vitamin ist wichtig für Zellteilung und Zellwachstum. Schwangere, oder noch besser: Frauen, die schwanger werden wollen, sollten Folsäure einnehmen, um Fehlbildungen beim Kind zu vermeiden. In den USA wird beispielsweise das Grundnahrungsmittel Mehl mit Folsäure angereichert. Das reduziere das Risiko für Schäden bei Neugeborenen. Für alle anderen Menschen ist Vorsicht geboten, denn falls sich im Darm Krebsvorstufen gebildet haben sollten, kann eine hohe Zufuhr von Folsäure das Wachstum bösartiger Tumore fördern.

Vitamin D für graue Wintertage

Laut Robert Koch-Institut sind 60 Prozent der Deutschen nicht ausreichend mit dem “Sonnenvitamin” D versorgt – besonders im Winter und besonders in Norddeutschland. In Lebensmitten ist Vitamin D so gut wie gar nicht enthalten. Auch Vitamin D wird in den USA zugesetzt – nämlich der Milch. Ein zu niedriger Vitamin-D-Spiegel steigert das Risiko für Arthrose und Osteoporose. Experten empfehlen bei einem zu niedrigen Wert die Einnahme von 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag. Sie werden in Form von Tabletten oder Tropfen ein Mal täglich eingenommen.

Hilft immer: Arzt fragen

Ob man einen Ersatz braucht, kann letztlich nur eine Blutuntersuchung beim Arzt klären. Denn die voreilige Einnahme von Eisen- und Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln kann auch gesundheitsschädliche Nebenwirkungen haben: So fördert zu viel Vitamin E in Kapselform die Entstehung von Lungenkrebs. Antioxidantien wie Vitamin C und E können Sport weniger effektiv machen. Die jahrelange hochdosierte Einnahme von Vitamin B6 der B12 kann das Lungenkrebsrisiko bei Männern erhöhen.

Der Ernährungsmediziner Matthias Riedl rät von Zusatzvitaminen in den meisten Fällen ab. „Wir sind in Deutschland kein Vitamin-Mangelland, bevor man diese Nährstoffe zu sich nimmt, sollte man mit dem Arzt sprechen und falls es einen Mangel gibt, kann man diesen Mangel gezielt ausgleichen.” Riedl weiter: „Unser Obst und Gemüse hat immer noch einen ausreichenden Vitamingehalt.” 300 bis 400 Gramm am Tag genügen. Allein eine Viertel Paprika decke den gesamten Vitamin-C-Bedarf eines Tages.