Überwachungsvideo zeigt Ermordung von Nemzow – viele Fragen bleiben aber offen

Überwachungsvideo zeigt Ermordung von Nemzow – viele Fragen bleiben aber offen


Die Ermordung von Boris Nemzow wird immer rätselhafter. Am Montag wurde bekannt, dass die meisten Videokameras rund um den Tatort ausgeschaltet waren. Das berichtet die russische Tageszeitung "Kommersant". Demnach waren die Kameras ausgeschaltet, "um sie zu reparieren". Russische Oppositionelle vermuten dagegen, dass Präsident Wladimir Putin die Ermordung befohlen hat und die Kameras hat ausschalten lassen. Beweise dafür gibt es allerdings nicht.

Lediglich der Moskauer Fernsehsender TWZ veröffentlichte ein Überwachungsvideo vom Ort und von der Zeit der Ermordung des russischen Oppositionspolitikers Nemzow. In der Aufnahme ist nach Darstellung des Senders zu sehen, wie sich Nemzow mit seiner Begleiterin bewegt und von einem Mann verfolgt wird. Eine Kehrmaschine verdeckt dann die Sicht auf das Paar und den Mann. Wenig später ist zu sehen, wie der mutmaßliche Täter in ein Auto steigt und flieht. Etwa zehn Minuten danach kommt die Polizei.


Bluttat löst Krise in Moskau aus

Die schwerste Bluttat seit Jahren löste in Russland, aber auch international Entsetzen aus. Am Tatort auf der Großen Moskwa-Brücke legten Menschen Blumensträuße nieder. Sie stellten Kerzen auf, brachten Ikonen. Viele weinten. Auf Plakaten waren Aufschriften zu sehen wie "Ich fürchte mich nicht", aber auch "Ich fürchte mich - wer ist der Nächste?". Unabhängige Beobachter sprachen von etwa 55 000 Teilnehmern an dem Trauermarsch, die Polizei gab die Zahl dagegen nur mit 21 000 an.  

Der Kreml geht von einem Auftragsmord aus.  Die Fahnder gehen mehreren möglichen Tatversionen und Spuren nach, sagte der Sprecher der nationalen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin. Nach seiner Darstellung feuerte der Täter aus einer Makarow-Pistole mehrere Patronen unterschiedlicher Hersteller ab. Die vier Schüsse, die Nemzow gegen 23.30 Uhr (21.30 Uhr MEZ) trafen, seien alle tödlich gewesen, hieß es.  

Als wichtigste Zeugin überlebte Nemzows Freundin, das ukrainische Model Anna Durizkaja, den Anschlag. Die Ukraine forderte Russland auf, die Zeugin in ihre Heimat zurückkehren zu lassen. Die Ermittlungsbehörde setzten drei Millionen Rubel (rund 45 000 Euro) Belohnung für Hinweise auf den Täter aus.

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