Nemzows Freundin Duritskaja sah die Killer nicht

Nemzows Freundin Duritskaja sah die Killer nicht

 

Boris Nemzows Freundin Anna Duritskaja hat ihr Schweigen über die Ermordung des russischen Oppositionellen gebrochen. Gegenüber der "Bild"-Zeitung sagte sie, dass sie den Killer von Nemzow nicht gesehen hat.

Das ukrainische Model und der russische Oppositionspolitiker dinierten am Freitagabend in einem Restaurant in der Nähe des Kremls. Kurz vor Mitternacht machten sich die beiden auf den Weg in die Wohnung von Nemzow. Als sie eine Brücke überquerten feuerten einer oder mehrere Attentäter vier Mal in den Rücken von Nemzow. Der Politiker war sofort tot, erzählt Duritskaja.

Seit dem Attentat auf Nemzow ist die 23-Jährige unter ständiger Bewachung der russischen Sicherheitskräfte. Die junge Frau ist geschockt und geschwächt und will nur noch zurück zu ihrer Mutter in die Ukraine. „Die Polizei will mich nicht ausreisen lassen, aber ich habe alles gesagt. Jetzt wollen sie mich erneut verhören. Sie wollen mich jetzt an einen Lügendetektor anschließen“ erzählt sie der "Bild".
 
Nemzow wird am Dienstag auf dem Trojekurowo Friedhof im Westen Moskaus beigesetzt.
 
Nemzow-Mord wirft Schlaglicht auf Russlands nationalistische Kräfte

Bei der Suche nach dem Mörder des Kremlkritikers Boris Nemzow geraten auch nationalistische Kräfte Russlands verstärkt in den Fokus der Ermittler. Nationalisten warfen Nemzow wiederholt vor, das Ansehen Russlands "im Auftrag des Westens durch den Dreck zu ziehen". Nemzow hatte Kremlchef Wladimir Putin etwa eine aggressive und falsche Politik im Ukraine-Konflikt vorgeworfen.  

Seit langem sieht sich der Kreml Vorwürfen ausgesetzt, zu wenig gegen Nationalismus und Fremdenhass zu tun. So sehen Menschenrechtler in dem von Putin immer wieder verkündeten Schutz russischer Bürger und im Einsatz für eine "Russische Welt" einen neoliberalen "Faschismus" mit slawischer Färbung. Die russische Führung weist solche Vergleiche mit einem blutigen Terrorregime wie dem von Hitler als absurd zurück.  

Bürgerrechtler kritisieren die bis in intellektuelle Kreise reichende abwertende Haltung vor allem gegenüber Menschen aus Zentralasien und aus dem Kaukasus. Das Menschenrechtszentrum Sowa beklagte allein im vergangenen Jahr viele fremdenfeindliche Übergriffe, darunter mehr als 20 Todesfälle. Besonders sichtbar werden Nationalisten beim jährlichen "Russischen Marsch" in Moskau, bei dem mancher Neonazi die Hand zum Hitlergruß streckt und rechte Parolen gegen Ausländer ruft.

Sehen Sie auch: 3 Mio Rubel für Hinweise auf Nemzow-Mörder