Neo Magazin Royale: Böhmermanns arroganter Spott über die Lombardis

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Das waren noch Zeiten, als sich Jan Böhmermann mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan angelegt hatte. Mit seinem Schmähgedicht hatte der ZDF-Spaßvogel fast eine Staatskrise  ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich zu seinen Reimen, Erdoğan tobte wie Rumpelstilzchen im Märchenwald, halluzinierte vom gesamten türkischen Volk, das beleidigt worden sei und in den Talkshows des Landes diskutierten Humor-Experten über die Grenzen der Satire.

Das war einmal. Mittlerweile lästert Böhmermann über die Eheprobleme von C-Promis. Seit Wochen hat er Sarah und Pietro Lombardi zur Zielscheibe auserkoren. Die beiden hatten sich 2011 in der Castingshow „Deutschland such den Superstar“ (DSDS) kennengelernt und gaben solange das trällernde Traumpärchen, bis Frau Lombardi gestand, ihren Gatten mit einem Exfreund betrogen zu haben. So weit so langweilig. Wieviel bei dieser RTL2-Romanze mit anschließender Schlammschlacht inszeniert worden ist, darüber werden uns in den kommenden Wochen investigative Fachpublikationen, wie „Bild“, „Bunte“ oder „Gala“ aufklären. Aber muss jetzt auch noch das ZDF über die schrecklich nette Familie Lombardi berichten?

Am Donnerstagabend startet Böhmermann in seinem „Neo Magazin Royale“ schon wieder mit Witzen über Pietro Lombardi. Anlass des Schadenfreude: Nach Hochzeit, Hausbau und Schwangerschaft vermarkten die Lombardis auch ihre Trennung gewinnbringend. „Sarah und Pietro – Die ganze Wahrheit“, nannte RTL2 die Enthüllungsstory, in der Pietro offensichtlich Probleme hatte, das Wort „Charakter“ richtig auszusprechen. Böhmermann wälzte diesen Fauxpas genüsslich aus. Hat der Mann keine anderen Gegner, als einen mittelbegabten Dokusoap-Darsteller mit Sprachfehler?

Selbstverständlich muss niemand Mitleid mit Leuten haben, die ihr Leben vor den Kameras des Privatfernsehens zelebrieren. Und natürlich steckt hinter der Herz-Schmerz-Schmonzette ein kühl kalkuliertes Geschäftsmodell. Das ist aus Sicht der Lombardis auch völlig in Ordnung. Es gibt schlimmeres, als eine C-Promi-Karriere und wer sich vor Millionen seelisch entblößt, der muss auch blanken Spott ertragen.

Problematisch an Böhmermanns Pietro-Persiflagen ist die elitäre Arroganz, die der ZDF-Moderator kaum verbergen kann. Zur Erheiterung seines Publikum kübelt er minutenlang Häme über die vermeintliche Unterschicht aus. Aber Menschen mit geringerer Bildung nachzuäffen – das ist schäbig. Böhmermann erinnert in diesen Momenten an einen kleinen Streber, der den Sitzenbleiber wegen vergessener Hausaufgaben beim Lehrer verpetzt. Doch wer lieber nach unten, statt nach oben tritt, ist kein sympathischer Pausenclown, sondern nur ein überheblicher Untertan, mit dem sogar ein Erdoğan leben kann.

Autor: Frank Brunner

Foto: ZDF

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