Netanjahu soll zum ersten Mal in die Emirate reisen

Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Emiraten und Bahrain war für Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ein großer Erfolg. Den will er sich jetzt auch im Wahlkampf zunutze machen.

Wollen aufeinandertreffen: VAE-Kronprinz Mohammed bin Sajid al-Nahjan (l) und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Wollen aufeinandertreffen: VAE-Kronprinz Mohammed bin Sajid al-Nahjan (l) und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Tel Aviv/Abu Dhabi (dpa) - Ein halbes Jahr nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen soll Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu heute erstmals in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) reisen.

Dort werde er Kronprinz Mohammed bin Sajid al-Nahjan treffen, meldeten israelische Medien übereinstimmend. Es wäre der erste offizielle Besuch eines israelischen Regierungschefs in dem Golfstaat überhaupt. Netanjahu macht die Reise mitten im Wahlkampf. In knapp zwei Wochen wird in Israel ein neues Parlament gewählt. Der 71-Jährige will erneut Regierungschef werden.

Der Besuch war den Berichten zufolge schon länger geplant, wurde jedoch mehrfach verschoben. Eine offizielle Bestätigung für die Reise gab es zunächst nicht. Auch das genaue Programm war unklar.

Israel hatte im September in Washington mit Bahrain und den Emiraten Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnet. Beobachter sahen darin einen historischen Vertrag und stuften die Annäherung als außenpolitischen Erfolg für Netanjahu, aber auch für den damaligen US-Präsidenten Donald Trump ein. Bis dahin unterhielten mit Ägypten und Jordanien nur zwei arabische Staaten diplomatische Kontakte zu Israel. Mittlerweile haben auch Marokko und der Sudan ähnliche Vereinbarungen mit der israelischen Regierung unterzeichnet.

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Die Golfstaaten rückten damit von der jahrzehntelangen Linie arabischer Regierungen ab, Beziehungen mit Israel zu verweigern, solange der Konflikt mit den Palästinensern nicht gelöst ist. Im Gegenzug kündigte Israel an, die Annektierung von Gebieten im besetzten Westjordanland auszusetzen, das die Palästinenser für einen eigenen Staat beanspruchen. Deren Führung und andere arabische Staaten kritisierten die Abkommen scharf und sprachen von «Verrat».

In israelischen Medien wurde die Reise als Manöver im Wahlkampf aufgefasst. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Walla» zufolge wirkten Vertreter Israels darauf hin, dass Netanjahu die Emirate noch vor der Abstimmung besucht. Emiratische Kreise hätten Bedenken geäußert, dass dies als Einmischung in den Wahlkampf aufgefasst werden könnte. Letztlich hätten die Emirate dennoch zugestimmt.

Jüngsten Umfragen zufolge dürfte Netanjahus Likud stärkste Kraft werden. Die rechtskonservative Partei dürfte aber zugleich Schwierigkeiten haben, eine Regierung zu bilden. Netanjahu hat sich im Wahlkampf sehr um die arabischen Israelis bemüht.

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Israel und die Emirate schmieden vor allem eine Allianz gegen den gemeinsamen Erzfeind Iran, von dem sie sich bedroht sehen. Sie versprechen sich aber von ihrer Annäherung auch wirtschaftliche Vorteile. So haben sie ihre Kontakte auf vielerlei Ebenen vertieft, unter anderem im Gesundheits- und High-Tech-Bereich.

In Israel nahm die Bevölkerung dies mit großer Zustimmung auf. Viele Israelis machten in dem Golfstaat Urlaub, bis die Flugverbindung wegen angeblich hoher Corona-Infektionszahlen vorerst wieder eingestellt wurde. Seit Anfang März sind die Emirate erstmals mit einem Botschafter in Israel vertreten.

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