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Netzsicherheit: Die staatlichen Wächter über das Internet

Abhörskandale, Cyberkriminalität und Datenlecks – das Internet ist alles andere als eine sorgenfreie Zone. Aber wer genau kümmert sich in Deutschland eigentlich um die Sicherheit im World Wide Web?

BU: Um die Netzsicherheit in Deutschland kümmern sich gleich mehrere Behörden (Bild: Thinkstock)
BU: Um die Netzsicherheit in Deutschland kümmern sich gleich mehrere Behörden (Bild: Thinkstock)

Im Juni 2013 gelangten interne Informationen des CIA und der NSA über den US-amerikanischen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden an die Öffentlichkeit. Seitdem wissen wir: Die USA und Großbritannien überwachen die Telekommunikation und vor allem das Internet großflächig und verdachtsunabhängig. Inzwischen scheint es kaum eine Nation zu geben, die nicht einen kleineren oder größeren Überwachungsskandal zu verantworten hat. Private Daten sind im Internet nicht sicher, weder vor organisierten Kriminellen noch vor den Geheimdiensten. Der Ruf nach staatlicher Verantwortung in Fragen der Netzsicherheit wird immer lauter.

Reformen für mehr Souveränität

In Deutschland heißt der oberste staatliche Wächter über den Datenschutz kurz BSI. Die dem Bundesinnenministerium unterstellte Behörde ist seit 1991 für die nationale Sicherheit in der Informationstechnik zuständig und erarbeitet Konzepte gegen Angriffe auf die Netzwerke und Computer von Privatpersonen und Unternehmen. Mit Blick auf die nicht enden wollende Reihe von aufgedeckten Skandalen im Datenschutz treten Politiker wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil für eine Stärkung des BSI ein. Die Behörde soll aus dem Bundesinnenministerium herausgelöst werden und mehr Autonomie erhalten, so der Vorschlag Klingbeils im "Spiegel".

Netzpolitiker der CDU unterstützen die Initiative der SPD, wollen aber statt einer Ausgliederung des BSI lieber ein zusätzliches, unabhängiges Gremium einrichten, welches die Standards für eine sichere Kommunikation festlegen soll. Das neu geschaffene Gremium könnte dann vor allem kleinere und mittlere Unternehmen beraten, während das BSI hauptsächlich für Bund und Behörden zuständig sei, so die Vorstellungen der CDU.

Welche Behörden sorgen für Sicherheit?

Bisher tritt der BSI vor allem dann ins Licht der Öffentlichkeit, wenn wie Anfang des Jahres millionenfach Passwörter und Identitäten im Internet gestohlen und eventuell missbraucht werden. Die Behörde entwickelt aber auch Gesetzesinitiativen und bietet Bürgern Hilfe beim Datenschutzes. Wie sichert man den Computer? Welche Gefahren drohen beim Surfen im Internet? Was ist ein Man-In-The-Middle-Angriff? Solche Fragen beantwortet der BSI auf seiner Homepage.

Unter Aufsicht des BSI wurde im Jahr 2011 das Nationale Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ) gegründet. Die Kooperationseinrichtung deutscher Sicherheitsstellen auf Bundesebene soll elektronische Angriffe auf die IT-Infrastruktur Deutschlands und die deutsche Wirtschaft abwehren. Die Sicherheitsexperten des Bundes haben zudem gemeinsam mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) die Allianz für Cyber-Sicherheit ins Leben gerufen. Die Initiative, welcher derzeit mehr als 875 Institutionen angehören, macht sich vor allem auf der Ebene von Informations- und Erfahrungsaustausch stark.

Auch die Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder beschäftigen sich mit den zur Netzsicherheit zählenden Bereichen Datensicherheit und Datenschutz. Selbst die Münchener Sicherheitskonferenz hat mit dem Cyber Security Summit eine Veranstaltung gegründet, um gegen Bedrohungen aus dem Internet vorzugehen. Auf europäischer Ebene kooperieren die Nationen seit zehn Jahren über die Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) im Kampf gegen Cyber-Kriminalität. Den Oktober 2014 hat die Behörde zum European Cyber Security Month (ECSM) erklärt, um noch mehr Synergien auf internationaler Ebene zu schaffen.

Wie man sieht, gibt es also jede Menge zuständige Einrichtungen in öffentlicher Hand, die das Internet so sicher wie nur möglich machen wollen. Trotzdem bleiben Bürgerinitiativen wie der Chaos Computer Club als korrektive Institution unverzichtbar. Denn auch der BSI ist auf Kritik angewiesen, damit die Sicherheit im Netz weiter steigen kann.