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Neu: «Asterix» im vorchristlichen Internet

Neu in der «Asterix»-Reihe: «Der Papyrus des Cäsar». Foto: Lukas Schulze

Für alle Fans die wichtigste Nachricht zuerst: Die Comicserie «Asterix» wird immer besser. Der neue Band erscheint an diesem Donnerstag.

Die Geschichte kommt schon recht nah an die Geniestreiche heran, die die Reihe zu ihren besten Zeiten vor dem Tod von Texter René Goscinny im Jahr 1977 erreichte. «Der Papyrus des Cäsar» ist gut gezeichnet, saukomisch und aus einem Guss. Aktuell, aber zeitlos.

Gaststar als Alter Ego ist Julian Assange als hellblonder Enthüller Polemix. Der Comic hat sich in einer großen Metapher das Internet vorgeknöpft und geht so weit, dass klatschende Geräusche nicht nur «Paff» und «Piff» und «Pock» heißen, sondern auch «Wlan». Drahtlose Netzwerke sind es dann auch, die in diesem 36. Abenteuer des tapferen Galliers immer wieder die Handlung vorantreiben: Die Römer haben im Jahr 50 vor Christi Geburt die Brieftaube als Kommunikationsmittel entdeckt.

Mit den Botschaften an den Beinen der flinken Vögel geschieht freilich dasselbe, was mit E-Mails in heutigen Zeiten auch passiert: Sie werden kopiert, entschlüsselt, manipuliert, zurückverfolgt, teilweise abgefangen. Dreh- und Angelpunkt des Nachrichtenverkehrs ist Polemix. Der Enthüller - sein antiker Beruf heißt Kolporteur - ist in Rom auf eine brisante Story gestoßen: «Wenn das bekannt wird, verursacht das einen Skandal, der das gesamte Reich erschüttert.»

Was ist passiert? Cäsar hat auf den Rat seines Spindoktors und Verlegers Rufus Syndicus seine Memoiren «Vom Gallischen Krieg» zensieren lassen. Alle unangenehmen Schilderungen der Begegnungen mit Asterix und Obelix sollen verschwinden. «So glaubt der Senat, dass Du ganz Gallien erobert hast und bewilligt Dir gerne Geld für weitere Feldzüge», drängt der Berater den Imperator. Cäsar willigt ein und lässt das Werk beschönigen. Doch der Numide Bigdatha, ein tapferer Mann aus der Schreibwerkstatt, schmuggelt die Cäsar-Leaks heraus.

Die Gallier haben derweil ihre eigenen Sorgen: Ein Zeitungshoroskop hat Obelix («Wer ist hier dick?») geraten: «Meiden Sie Konflikte. Mehr Selbstkritik, weniger Wildschwein.» Also keine Römer mehr verprügeln - hätte man ihm Schlimmeres auferlegen können? Methusalix wird unterdessen von seiner Vergangenheit als junger Rüpel eingeholt.

Wer auch nicht fehlen darf, sind die Piraten vor der Küste, bei denen auch prompt eine der Tauben landet. Dumm nur, dass keiner lesen kann. Immerhin fällt dem alten, altklugen Korsaren dazu ein Spruch von Juvenal ein: «Dat veniam corvis, vexat censura columbas» («Den Raben verzeiht, die Tauben plagt die Kritik.» Soll wohl soviel heißen wie: «Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.» Womit sich der Kreis zu Wikileaks, Assange und seinen Whistleblowern schließt.

«Der Papyrus des Cäsar» ist der zweite Band des aktuellen Teams Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen). Zeichnerisch lehnt sich der Band weiter sehr stark an die klassischen Bände der Serie an. Vor zwei Jahren war das erste gemeinsame Werk des neuen Gespanns, «Asterix bei den Pikten», erschienen, zugleich das erste ohne «Asterix»-Vater Albert Uderzo. Nach Erscheinen von «Asterix bei den Pikten» hatten viele Fans beim neuen Gespann zwar die Zeichnungen gelobt, aber eine zerfaserte Story bemängelt. Insgesamt überwog das Lob. «Der Erfolg des ersten Hefts hat alle entspannt», so Conrad.

Für Schlagzeilen in Frankreich sorgte im Vorfeld des neuen Heftes, dass der Spindoktor Cäsars an den französischen PR-Profi Jacques Séguéla angelehnt ist. Er half einst Präsident François Mitterrand ins Amt.

- «Der Papyrus des Cäsar», Egmont Comic Collection. 48 Seiten, 12,00 Euro, ISBN: 978-3770438907.

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