Neu im Kino: „Il Traditore“: Ein Mafia-Film mal ganz ohne Heroisierung

Es ist eine Frage der Ehre. Und dieses Wort wird hier geradezu inflationär benutzt. Er sei ein Verräter und habe keine Ehre, schreien die Mafiosi den Mann aus den eigenen Reihen an, der vor Gericht gegen sie aussagt. Der wiederum hält sich für einen Ehrenmann: Es seien die anderen Mafiosi, die den alten Ehrenkodex diskreditiert hätten, weshalb es auch kein Verrat sei, wenn er auspacke.

Mitte der 80er-Jahre wurde gegen die Mafia – den Staat im Staate, gegen den Italien sich bis dahin völlig machtlos zeigte – ein vernichtender Schlag geführt, und Tommaso Buscetta, selbst ein einstiger Don, wurde zum wichtigsten Kronzeugen der dortigen Justizgeschichte.

Prozesse im echten Gerichtssaal nachgestellt

Im Zuge der sogenannten Maxi-Prozesse wurden 344 Mafiosi zu insgesamt 2665 Jahren Gefängnis verurteilt. Und wiewohl Buscetta sein restliches Leben fürchten musste, aus Rache ermordet zu werden, starb er im Jahr 2000 so, wie er sich das gewünscht hatte, friedlich in seinem Bett, was der größte Triumph gegen die Mafia war. Von diesem Mann und diesem Schauprozess handelt Marco Bellocchios preisgekrönter Film „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“, der Donnerstag ins Kino kommt.

„Il Traditore“: der Trailer zum Film

Stets tadellos gekleidet, stets mit guten Manieren: der Kronzeuge im Schauprozess.<span class="copyright">Pandora Film</span>
Stets tadellos gekleidet, stets mit guten Manieren: der Kronzeuge im Schauprozess.Pandora Film

Alle Kino-Epen über die Mafia, so ambitioniert sie auch angelegt sein mögen, leiden letztlich unter demselben Geschwür: der Verherrlichung der Gewalt. Sie erliegen der Faszination des Bösen. Die Mutter aller Mafia-Epen ist und bleibt dabei Francis Ford Coppolas „Der Pat...

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