Rätsel gelöst: Inka-Mumie litt an Lungenentzündung
Sie wurde den Göttern des Vulkans geopfert - doch die genauen Umstände ihres Todes geben Wissenschaftlern Rätsel auf: die berühmte Mumie eines Inka-Mädchens, genannt "die Jungfrau". Dank einer neuen Untersuchungsmethode konnte nun ein Teil des Geheimnisses um die 500 Jahre alte Mumie gelüftet werden: Das 15-jährige Mädchen litt zum Todeszeitpunkt an einer Lungenentzündung, möglicherweise sogar an Tuberkulose. Die neue Analysetechnik, die das ans Licht brachte, eröffnet der Forschung vollkommen neue Möglichkeiten. Auch bei Kriminalfällen könnte sie wichtige Erkenntnisse bringen.
1999 wurde die Mumie einer 15-Jährigen am Gipfel des argentinischen Vulkans Llullaillaco entdeckt. Das Mädchen war den Göttern des Bergs geopfert, und mit Grabbeigaben wie Schüsseln und Figuren aus Metall bestattet worden. Wegen der eisigen Temperaturen auf 6.739 Meter Höhe blieb der Körper von “La Doncella“ (die Jungfrau), wie sie später in Fachkreisen auch genannt wurde, über die Jahrhunderte hinweg gut erhalten. Er wurde bekleidet und in Tücher gewickelt zum Ende des letzten Jahrhunderts gefunden.
Doch für die Forscher blieben viele Fragen offen: So rätselten sie unter anderem darüber, woher genau das Blut auf den Lippen der Mumie stammte.
Jetzt, 13 Jahre nach dem spektakulären Fund, haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Inka-Mädchen zu ihrem Todeszeitpunkt an einer akuten Infektion litt, an einer Lungenentzündung, und womöglich sogar an Tuberkulose. Zu dieser Erkenntnis kamen sie dank einer neuen Analysetechnik von Hautproteinen der Mumie. Sie werden dabei in Aminosäureketten aufgesplittet und dann per Computer-Software mit bekannten Krankheitserregern verglichen. Ob das Mädchen geopfert wurde, weil es krank war, können die Forscher freilich nicht mit Sicherheit sagen.
Bisher entnahm man bei der Suche nach Todesursachen von Mumien vor allem DNA-Proben. Bei deren Analyse wies man im Körper des ägyptischen Pharaos Tutanchamun einen Malaria auslösenden Parasiten nach. Der Nachteil: Daraus kann man nicht automatisch ableiten, dass der König tatsächlich unter Malaria-Symptomen litt. Außerdem können DNA-Proben leicht verfälscht werden, wenn sie nicht fachgerecht entnommen werden. Die Haut-Protein-Proben, die im Rahmen des neuen Verfahrens untersucht wurden, sind hingegen weniger anfällig für Umwelteinflüsse. Sie geben Auskunft darüber, mit welchen Krankheiten sich das Immunsystem der Probanden zum Zeitpunkt der Probeentnahme oder – wie im Falle der Mumien – zum Todeszeitpunkt herumschlug, erklärt die forensische Anthropologin Angelique Corthals von der City University of New York.
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Der alleinige Nachweis eines Erregers im Körper eines Toten beweise aber noch nicht, dass der Verstorbene auch tatsächlich daran erkrankt war. „Bisher war es unmöglich zu sagen, ob ein in einem alten Gewebe entdeckter Krankheitserreger aktiv war oder inaktiv.“ Mit der neuen Analysemethode konnte man nun jedoch einwandfrei feststellen, dass die Erreger im Körper des Mädchens aktiv waren. Die Forschungsergebnisse von Corthals kann man in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „PLoS One“ nachlesen.
Neben dem Teenager-Mädchen wurde auch ein mumifizierter Junge untersucht, der zur gleichen Zeit starb und im selben Grab gefunden wurde. Er war jedoch zum Zeitpunkt seines Todes gesund. In der Vergangenheit wiesen die Forscher bereits nach, dass die beiden, die in einer Archäologie-Ausstellung als „Kinder von Llullaillaco“ gezeigt wurden, vor ihrer Opferung etwa ein Jahr lang „gemästet“ wurden. Das heißt, sie bekamen Mais und getrocknetes Lamafleisch statt der üblichen Nahrung aus Kartoffeln und Gemüse zu essen.
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Die Forscher der City University of New York gehen davon aus, dass die neue Untersuchungsmethode nicht nur dabei hilft, die wahre Todesursache von Mumien zu finden. Sie soll auch bei der Aufklärung von Verbrechen helfen und kann bei multiplen Krankheiten darüber Auskunft geben, an welcher der Tote letztlich gestorben ist. Ebenfalls ließe sich nun besser untersuchen, warum bestimmte Epidemien wie die Grippe von 1918 so verheerende Folgen hatten.
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