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Neue Covid-19-Studie: Übergewicht als Risikofaktor

Das Risiko, auf die Intensivstation eingeliefert zu werden und künstlich beatmet zu werden, steigt bei Patienten mit Adipositas, fand die Studie heraus. (Symbolbild: Getty Images)
Das Risiko, auf die Intensivstation eingeliefert zu werden und künstlich beatmet zu werden, steigt bei Patienten mit Adipositas, fand die Studie heraus. (Symbolbild: Getty Images)

Die Forschung zum Sars-CoV-2-Virus macht weiter Fortschritte. Eine neue Studie aus New York zeigt jetzt deutlicher auf, welche Patienten schwer oder tödlich erkranken und was sie zur Risikogruppe werden lässt.

Aus den Erkenntnissen der medizinischen Forschung an mit dem neuartigen Coronavirus erkrankten Patienten konnte sich bisher ablesen lassen, dass vor allem ältere Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen schwere Verläufe der Krankheit aufwiesen. Auch bei den Todesfällen waren diese beiden Gruppen überproportional vertreten. Eine Studie des NYU Langone Medical Centers in New York kreist nun noch genauer ein, welche Gruppen schwerer von dem Virus betroffen sind.

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War man bisher davon ausgegangen, dass chronische Lungenkrankheiten ein hohes Risiko bedeuteten, zeigt das Ergebnis der Studie etwas anderes. Für die Fallanalyse wurden über 4000 Patienten aus dem besonders schwer betroffenen New York City untersucht. Das Ergebnis: Apipositas und Diabetes könnten weit schwerwiegendere Belastungsfaktoren sein, als bisher angenommen. In der Studie wurden Fälle untersucht, die zwischen dem 1. März und dem 2. April 2020 als Covid-19-Fälle in New York bestätigt wurden.

Knapp die Hälfte dieser Fälle waren Covid-Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Von denen wurde wiederum die Hälfte nach Hause entlassen, 292 Patienten verstarben oder wurden ins Hospiz entlassen. Das entspricht einer Quote von 14,6 Prozent. Interessanter aber war die Erkenntnis, dass nahezu 40 Prozent aller ins Krankenhaus eingelieferten Covid-19-Patienten als adipös, also stark übergewichtig eingestuft wurden.

Überraschendes Ergebnis

Demnach steigt das Risiko, bei einer Infektion mit dem Virus ins Krankenhaus eingeliefert zu werden extrem bei Menschen über 65, bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz und eben bei Menschen mit einem Body-Mass-Index von über 40. Eine Vorerkrankung der Herzgefäße ist damit ein etwa gleich hoher Risikofaktor, wie starkes Übergewicht.

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Beides wiegt deutlich schwerer, als Lungen- oder Krebserkrankungen, die vorher bestanden. “Das war tatsächlich ein ziemlich überraschendes Ergebnis für uns”, sagte Christopher Petrilli, leitender Autor der Studie Gespräch mit der Welt. Dazu käme, dass Adipositas nicht nur in Kombination mit anderen Risikofaktoren zu einem schweren Verlauf führe, sondern ein "bedeutender, unabhängiger und alleinstehender Faktor" sei, so Petrilli.

Warum sich Übergewicht so stark auf den Verlauf der Krankheit auswirkt, ist bisher noch nicht ausreichend erforscht. Eine Theorie der Wissenschaftler ist es, dass sich Entzündungsreaktionen, die bei Übergewicht häufiger auftreten, auch auf das Verhalten der Viren auswirken könnten. Das Immunsystem reagiert dann über und verursacht Kreislaufschocks und multiples Organversagen. Ein anderer Grund könnte sein, dass eine hohe Fettkonzentration im Bauchraum Lungenflügel und Zwerchfell zusammenquetschen und die künstliche Beatmung dadurch erschweren. Dies kommt häufiger bei übergewichtigen Männern vor, die auch von Covid-19 besonders schwer betroffen sind.

Ähnliche Resultate aus Deutschland, Frankreich und China

Auch aus Deutschland gibt es vergleichbare Zahlen. Eine Studie an der Uniklinik RWTH Aachen beispielsweise zeigte, dass von den Patienten, die künstlich beatmet werden mussten, 83 Prozent unter Übergewicht litten. In der Studie waren 50 Patienten aus dem besonders heftig betroffenen Landkreis Heinsberg untersucht worden. Aus Frankreich kamen ebenfalls ähnliche Ergebnisse. Dort hätten etwa drei Viertel der mit dem Virus infizierten Intensivpatienten einen Body-Mass-Index über 35 gehabt. Aus dem chinesischen Wuhan, wo die Pandemie ihren Anfang nahm, kamen bestätigende Zahlen.

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Gleichzeitig dürfe man aus den Studien aber nicht den Umkehrschluss ziehen, dass jeder übergewichtige Mensch nun automatisch Risikopatient sie, warnte Karsten Schmidts, leitender Oberarzt auf der anästhesiologischen Intensivstation am Universitätsklinikum Essen im Interview mit der Welt. Die Studien zeigten aber auch, dass auch jüngere Menschen mit Adipositas schwer betroffen sein können. Sie müssten doppelt so häufig auf die Intensivstation, wie gleichaltrige Coivid-19-Patienten. In Deutschland hat etwa ein Viertel der Bevölkerung durch alle Altersschichten hindurch Übergewicht.

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