Neue Medikamente machen Hepatitis-C-Patienten Mut

Rentnerin Eva-Christa Aurich wurde von Hepatitis C geheilt. Foto: Ralf Hirschberger

Die Diagnose Hepatitis C war für Eva-Christa Aurich ein Fluch, ihre Heilung empfindet sie als Wunder. Sie erzählt ihre Geschichte anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli.

Eva-Christa Aurich erfuhr 2002 bei einer Blutuntersuchung, dass sie mit den gefährlichen Viren infiziert ist. Vermutlich hatte sich die 74-Jährige aus der Nähe von Berlin Ende der 80er Jahre durch eine verunreinigte Blutkonserve angesteckt. «Von da an lebte ich mit der Angst vor Leberkrebs. Ich war mir sicher, das geht nicht gut aus», sagt Aurich. Darüber hinaus begann ein Spießrutenlauf. Verwandte wollten nicht mehr bei ihr essen, ein Zahnarzt verweigerte die Behandlung. Dabei wird Hepatitis C hauptsächlich durch Blut übertragen, die Ansteckung durch andere Körperflüssigkeiten ist sehr unwahrscheinlich.

Vor zwei Jahren erhielt Aurich im Rahmen einer Studie am Berliner Virchow-Klinikum 24 Wochen lang das damals noch nicht zugelassene Präparat Harvoni. «Mir waren alle Mittel recht, um die Krankheit loszuwerden», erinnert sich die 74-Jährige. Und tatsächlich: Bald schon waren die Hepatitis-Viren bei ihr nicht mehr nachweisbar. «Das Glück der Heilung kann ich nicht beschreiben. Ich war tränenüberströmt vor Freude», sagt sie. Jetzt will die Rentnerin anderen Betroffenen Mut machen. Bis zu einer Million Menschen sind bundesweit mit Hepatitis-Viren infiziert, aber nur jeder fünfte weiß etwas davon. Es ist eine stille Volksseuche.

Die chronische Virushepatitis kann zu Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs führen und damit tödlich enden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will mit dem Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli auf diese Bedrohung aufmerksam machen.

Nur ein Drittel der Hepatitis-Infizierten entwickelt eine Gelbsucht als Folge einer Lebererkrankung, ein Drittel hat Grippe-Symptome, ein weiteres Drittel spürt gar nichts. Auch Eva-Christa Aurich lebte vermutlich länger als ein Jahrzehnt mit der infektiösen Leberentzündung, ohne dass sie etwas bemerkte.

Der Leberspezialist Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sagt: «Jeder Patient mit erhöhten Leberwerten sollte sich testen lassen.» In der Vergangenheit konnte rund die Hälfte der Hepatitis-C-Patienten mit der Standardthearpie Interferon plus Ribavirin geheilt werden. Wegen der starken Nebenwirkungen kam das Medikament jedoch nicht für alle Betroffenen in Frage. Doch dann begann eine Therapie-Revolution: Begleitet von weltweiten Studien wurden binnen eines Jahres bis Januar 2015 sieben neue Mittel gegen Hepatitis C zugelassen.

«Die MHH hat an der Entwicklung aller sieben mitgewirkt», sagt Manns. «Die Heilungsraten der neuen Medikamente liegen bei über 90 Prozent.» Den Forschern gelang es, den Lebenszyklus des Virus in der Leberzelle aufzuschlüsseln. «Die Frage war: An welchen Schlüsselstellen kann man mit kleinen Molekülen den Lebenszyklus des Virus unterbrechen?» Dafür seien drei Stellen geeignet, sagt der Mediziner. «Die Protease, die Polymerase und das NS5A-Protein. Das NS5A-Protein ist ein Protein des Virus selbst, das für die Vermehrung und Reifung der Viren erforderlich ist.»

Die Behandlung mit den neuen Medikamenten dauert acht bis 24 Wochen. Die Kosten liegen Manns zufolge zwischen 44 000 und 60 000 Euro und konnten im Vergleich zu 2014 um etwa die Hälfte gesenkt werden. Die Kostenträger verhandelten mit den Herstellern über Kostenreduktion und Rabattverträge, sagte Manns. Zunächst hatten die Krankenkassen wegen der hohen Kosten zögerlich auf die neuen Mittel reagiert. Die Initiative «Hepatitis C eliminieren» wirbt dafür, dass mehr Menschen ihre Leberwerte testen lassen und frühzeitig eine Therapie beginnen. Langfristig könnten so die Zahl der Leberkrebsfälle drastisch verringert werden, sind die Initiatoren überzeugt.

Welt-Hepatitis-Tag

Deutsche Leberhilfe

Initiative Hepatitis C eliminieren