Neue Stabschefin im Weiße Haus - Trumps „Eismädchen“: Lernen Sie die mächtigste Frau der Welt kennen

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Andrew Harnik/AP

Donald Trump nennt sie wegen ihrer Kühle in Stressmomenten „Eismädchen“. Nie zuvor in der Geschichte ernannte ein US-Präsident eine weibliche Stabschefin. Doch Trump hat schon häufig Frauen in zentrale Positionen geholt – in der Politik wie in seinem Immobilien-Imperium.

Susie Wiles wird am Montag zur wohl mächtigsten Frau der Welt. An dem Tag, an dem Donald Trump zum zweiten Mal als Präsident der USA vereidigt wird , zieht Wiles mit ihm ins Weiße Haus.

Susie Wiles bekannt als das gelassene „Eismädchen“

Unmittelbar nach seinem Wahlsieg vom 5. November hatte Trump seine vormalige Co-Wahlkampfchefin mit dieser Schlüsselrolle betraut. Die Erwartungen an die 67-Jährige sind klar: Sie soll mit freundlicher Mine und straffer Hand den Apparat organisieren und ein Chaos verhindern, wie es vor allem zu Beginn der ersten Amtszeit von Trump Schlagzeilen machte. Damals wurde der Sicherheitsberater Michael Flynn nach 24 Tagen gefeuert und die Pressesprecher machten es auch im Durchschnitt nur ein Jahr.

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Derzeit sind weltweit elf weibliche Staatsoberhäupter im Amt, von Claudia Sheinbaum in Mexiko bis Droupadi Murmu in Indien, und elf Regierungschefinnen, von Mette Frederiksen in Dänemark bis Giorgia Meloni in Italien.

Aber wenn Wiles die Aufgaben einer Stabschefin erfüllt, nämlich als enge Vertraute des Präsidenten die Umsetzung seiner Agenda zu ermöglichen, politische und strategische Prioritäten auszubalancieren und als Gatekeeper zu bestimmen, mit wem Trump spricht, dann reichen ihre Kompetenzen bis Mexico-City (Streit um Zölle!), Rom, Kopenhagen (Grönland!) und Delhi (wie geht es weiter mit den BRICS-Staaten?).

Trumps loyale Strategin

Stabschefs haben in aller Regel mehr Macht als der Vizepräsident, von Ausnahmen wie Dick Cheney (von 2001 bis 2009 Stellvertreter von George W. Bush) abgesehen. Dass Trumps Vize J.D. Vance eine ähnlich wichtige Funktion wie Cheney einnehmen wird, ist kaum zu erwarten angesichts des gewaltigen Ego dieses Präsidenten. Bei Wiles, die Trump wegen ihrer Gelassenheit in Stresssituationen als „Eismädchen“ titulierte, aber bei seiner Siegesfeier nur mit Mühe für einen Moment nach vorne auf die Bühne beordern konnte, muss er keine Sorgen haben, dass sie sich in den Vordergrund zu spielen und zu profilieren versucht.

Wiles, Politikberaterin und Wahlkampforganisatorin aus Florida, sei „tough, smart, innovativ, allgemein bewundert und anerkannt“, begründete Trump seine Entscheidung. Was er an der geschiedenen Mutter zweier erwachsener Töchter schätzt, ist ihre Loyalität – die ist so unbestritten, dass der Präsident sich von seiner wichtigsten Mitarbeiterin angeblich auch regelmäßig Widerspruch anhört. Sie sei im Wahlkampf die erste Person gewesen, mit der er morgens gesprochen habe, und abends die letzte, hieß es im Trump-Team.

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Die Tochter des einstigen „New York Giants“-Football-Profis George Allen „Pat“ Summerall gilt als zäh und durchsetzungsstark, und offenkundig hatte sie mäßigende Kräfte. Nicht immer, aber meistens gelang es ihr, Trump auf den Teleprompter einzuschwören, anstatt freihändig zu formulieren und damit Munition für die Biden-Harris-Kampagne zu liefern.

Von Reagan bis Trump: Wiles' Weg zur Schlüsselrolle im Wahlkampf 2024

Der Wahlkampf 2024 jedenfalls war deutlich disziplinierter als Trumps Kampagnen 2016 und 2020. Anders als der frühere Immobilienentwickler und Reality-TV-Star, der erst 2015 in die Politik einstieg, hat sich Wiles über Jahrzehnte als Politikberaterin der Republikaner einen Namen gemacht.

Sie war im Wahlkampf 1980 für Ronald Reagan tätig und später für viele gemäßigte Republikaner – dort, auf dem moderaten Flügel, verortet sie auch sich selbst. Zu ihren Arbeitgebern gehörte der Abgeordnete Jack Kemp, ein energischer Anwalt des Freihandels und Befürworter einer stärkeren Waffenkontrolle.

Beides ist weit entfernt von Trumps Positionen. Bei den parteiinternen Vorwahlen, den Primaries, im Jahr 20212 managte sie die Kampagne des vormaligen Gouverneurs und Botschafters Jon Huntsman, damals der moderateste Bewerber im Kandidatenfeld. Gekürt wurde dann aber Mitt Romney, der gegen Präsident Obama klar verlor.

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2018 war Wiles eine Schlüsselfigur im erfolgreichen Gouverneurs-Wahlkampf von Ron DeSantis in Florida. Trotzdem bot DeSantis ihr keinen Job in seiner Regierung an. Als der Gouverneur dann 2024 versuchte, auf das republikanische Präsidentschaftsticket zu kommen, beriet sie Trump bei seinen heftigen Attacken auf ihren Ex-Boss.

Trump und Frauen in Führungspositionen: Ein ambivalentes Unterfangen

Nie zuvor, weder unter Demokraten noch unter Republikanern, hat ein amerikanischer Präsident die Schlüsselposition des Stabschefs mit einer Frau besetzt. Das mag auf den ersten Blick überraschen bei einem Mann, der häufig als Frauenverächter beschrieben und verurteilt wurde, weil er eine flüchtige Bekannte in der Umkleidekabine eines New Yorker Kaufhauses sexuell missbraucht haben soll – was er bestreitet und wogegen er Berufung eingelegt hat.

Aber schon in seiner ersten Amtszeit wies Trump Frauen wichtige Funktionen zu. Kellyanne Conway wurde zur ersten Frau, die jemals eine erfolgreiche US-Präsidentschaftskampagne leitete. Trumps Sieg 2016 wurde maßgeblich ihrer Strategie und Führung zugeschrieben. Bis heute ist sie eine zentrale Beraterin des Präsidenten.

Hope Hicks war ebenfalls schon im Wahlkampf 2016 dabei, diente als Kommunikationsdirektorin im Weißen Haus und galt als eine von Trumps engsten Vertrauten. Und Elaine Chao bekleidete als Verkehrsministerin eine Schlüsselrolle in seinem erstem Kabinett. Sie schickte Trump ihre Kündigung am 7. Januar 2021, dem Tag nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol.

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Auch der Unternehmer Trump berief Frauen in wichtige Positionen: Seine Mitarbeiterin Barbara Res war in den 1980er Jahren Bauleiterin des Trump Tower, dem prestigeträchtigsten Projekt seiner Karriere. Res war die erste Frau, die in der von Männern dominierten Immobilienbranche den Bau eines Wolkenkratzers managte.

Wiles will vier Jahre in der Position der Stabschefin bleiben, die in der ersten Amtszeit von Trump gleich vier Stelleninhaber sah. Hat sie eine Chance? Trump sagte im Wahlkampf, sein größter Fehler 2016 war, schlechte Leute ausgewählt zu haben. Inzwischen kenne er „die Besten“ – Susie Wiles rechnet der künftige Präsident dazu.

Der Beitrag „Mit Trump ins Weiße Haus: Warum Susie Wiles die mächtigste Frau der Welt wird“ stammt von The European .

Von unserem Autor Ansgar Graw erscheint in den nächsten Wochen das Buch: „ Die Ära Trump. Chancen und Risiken für Amerika und die Welt