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Neue Strategien im Ukraine-Krieg: Russland erhöht Wehrsold und verteilt russische Pässe

Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin verwundete Soldaten in einem Moskauer Krankenhaus besucht.

Wie viele verletzte und gefallene Soldaten es tatsächlich sind, ist unbekannt. Russland hat seit dem 25. März keine offiziellen Zahlen mehr veröffentlicht. Das britische Verteidigungsministerium geht laut eigenen Einschätzungen von ähnlich hohen Verlusten wie zur Zeit des sowjetischen Krieges gegen Afghanistan aus.

Russischen Einfluss mit Pässen festigen

Der Kremlchef kündigte am Mittwoch einen höheren Wehrsold für russische Soldaten in der Ukraine an und unterzeichnete ein Dekret, das Einwohnern der besetzten Gebiete Cherson und Saporischschja den Erhalt russischer Pässe vereinfachen soll. Die ukrainische Regierung sprach von einer "flagranten Verletzung" der territorialen Integrität des Landes.

2019 hatte Putin bereits für die abtrünnigen ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk den vereinfachten Erhalt der russischen Staatsbürgerschaft angewiesen. Hunderttausende Menschen nutzten das Angebot.

Hunger als Kriegswaffe

Kiew wirft Russland außerdem vor, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen. Die Blockade von mit ukrainischem Getreide beladenen Schiffen im Schwarzen Meer hat die durch die Coronapandemie entflammte Nahrungsmittelkrise erheblich verschärft.

London forderte Moskau auf, den "Getreidediebstahl" zu beenden und die ukrainischen Häfen freizugeben, um eine Hungersnot zu verhindern. Der Kreml macht eine Lösung Getreide-Krise von Lockerungen der westlichen Sanktionen abhängig.

Vize-Außenminister Andrej Rudenko verlangte der Agentur Interfax zufolge eine Aufhebung der Strafmaßnahmen, die gegen Russlands Exportbranche sowie gegen den Finanzsektor verhängt wurden. Zudem müsse die Ukraine alle Häfen von Minen zu räumen. Russland sei dann bereit, eine "humanitäre Durchfahrt" zu sichern.

Konsequenz: Hunger in Afghanistan

Forderungen, die der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba als "Erpressung" zurückwies. Er rief zu einem kompletten Stopp des westlichen Handels mit Russland auf. Die Sanktionen müssten auf ein nächstes Level gebracht werden.

Wegen der mangelnden Getreideexporte aus der Ukraine sind die Preise in die Höhe geschossen, und die Nahrungsmittelkrise in den ärmsten Ländern der Welt hat sich dramatisch verschärft.

Nach Angaben der UNO werden allein in Afghanistan in diesem Jahr mehr als eine Million Kinder unter fünf Jahren an einer schweren Form der Unterernährung leiden.