Neue Studie enthüllt: So ausländerfeindlich sind die Deutschen wirklich

Wie halten es die Deutschen mit autoritären Positionen? Eine Studie gibt Antworten. (Symbolbild: Getty Images)
Wie halten es die Deutschen mit autoritären Positionen? Eine Studie gibt Antworten. (Symbolbild: Getty Images)

Jeder dritte Deutsche vertritt laut einer Studie der Uni Leipzig ausländerfeindliche Positionen. Selbst mit einer Diktatur liebäugeln Teile der Befragten.

Alle zwei Jahre untersucht das Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig, wie die Deutschen zu Themen wie Verharmlosung des Nationalsozialismus, rechtsautoritären Diktaturen oder Antisemitismus stehen. Nun liegen die Ergebnisse für das Jahr 2018 vor. Der 328 Seiten umfassende Bericht trägt den vielsagenden Titel “Flucht ins Autoritäre”.

“Einstiegsdroge” in den Rechtsextremismus

Die Studienautoren Dr. Oliver Decker und Dr. Elmar Brähler ließen im Frühsommer dieses Jahres 2.416 Deutsche befragen. Dabei mussten die Teilnehmer ihre Meinungen zu Sätzen wie diesen äußern: “Bewährte Verhaltensweisen sollten nicht infrage gestellt werden” oder “Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert”.

Durch den Zuzug von Muslimen sei die Ausländerfeindlichkeit angestiegen, so die Studie. (Symbolbild: Getty Images)
Durch den Zuzug von Muslimen sei die Ausländerfeindlichkeit angestiegen, so die Studie. (Symbolbild: Getty Images)

Kernthese der Studie, die dieses Mal in Zusammenarbeit mit der Otto-Brenner-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung umgesetzt wurde, ist ein spürbarer Zuwachs an Ausländerfeindlichkeit in Deutschland. Rund jeder dritte Deutsche vertritt demnach xenophobe Positionen. Bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin sagte Autor Oliver Decker: “Wir beobachten hohe Zustimmungswerte für die Einstellung, die in der Forschung als ‘Einstiegsdroge’ in den Rechtsextremismus gilt.”

Viele fühlen sich als “Fremde im eigenen Land”

Mit jener “Einstiegsdroge” ist die Zustimmung zu der Behauptung, Deutschland werde in gefährlichem Maße von Ausländern überfremdet, gemeint. Im Westen teilt diese Meinung jeder dritte, im Osten sogar jeder zweite Befragte. Insbesondere Muslime werden als Grund für diese Haltung genannt. Hatte sich 2010 noch ein Drittel als “Fremde im eigenen Land” empfunden, ist es mittlerweile mehr als die Hälfte.

Auch weitere provokante Sätze fanden großen Anklang bei den Befragten. So stimmten etwa 36 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Ausländer nur hierherkommen würden, um den Sozialstaat auszunutzen. Wenn in Deutschland die Arbeitsplätze knapp werden, würde ein Viertel der Studienteilnehmer Ausländer zurück in ihre Heimat schicken. Und 36 Prozent halten Deutschland “durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.” Auffällig: Im Osten der Bundesrepublik stimmten diesen Aussagen deutlich mehr Menschen zu als im Westen.

Eine Diktatur auf deutschem Boden?

Zudem wurden die Teilnehmer befragt, wie sie zu einer “rechtsautoritären Diktatur” stehen. 7,9 Prozent der Befragten stimmten “überwiegend” oder “voll und ganz” dieser These zu: “Im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform.” Noch mehr Leute, 11,1 Prozent, bejahten den folgenden Satz: “Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert.”

Die AfD als großer Profiteur der steigenden Ausländerfeindlichkeit in Deutschland? (Symbolbild: Getty Images)
Die AfD als großer Profiteur der steigenden Ausländerfeindlichkeit in Deutschland? (Symbolbild: Getty Images)

Insgesamt gibt es seit der ersten Autoritarismus-Studie im Jahr 2002 weniger Menschen, die als “geschlossen manifest” ausländerfeindlich gelten. Waren es damals noch 26,9 Prozent, sind es heute 24,1 Prozent. Auch die Zahl der Menschen mit einem “geschlossen manifesten” rechtsextremen Weltbild geht zurück. 2002 waren es 9,7 Prozent, heute sind es 6 Prozent.

Über die vergangenen 16 Jahre gesehen also ein leichtes Minus. Betrachtet man allerdings nur den Zeitraum zwischen 2014 bis 2018, sprechen die Zahlen eine andere Sprache: Vor vier Jahren lag die Zahl der “geschlossen manifest” ausländerfeindlichen Befragten noch bei 18,1 Prozent. Der deutliche Zuwachs steht wohl in Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise, die im Jahr 2015 ihren Höhepunkt erlebte.

Autoritäre Einstellungen weit verbreitet

Die Studie erforschte neben politischen und gesellschaftlichen Meinungen auch eine bestimmte Persönlichkeitseigenschaft. So wiesen rund 40 Prozent der Teilnehmer Merkmale eines autoritären Typus auf. Eine autoritäre Haltung trete vor allem bei Menschen auf, die in ihrer Kindheit Gewalt in der Erziehung erdulden mussten oder sozialem Leistungsdruck ausgesetzt waren, so die Wissenschaftler.

Studien-Mitautor Elmar Brähler erklärt: “Menschen mit autoritärem Charakter neigen zu rigiden Ideologien.” Laut Oliver Decker profitiert davon vor allem eine Partei: “Der AfD gelingt es, dieses Wählerreservoir zu erreichen.”

Die komplette Studie als PDF gibt es hier.

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