Neue Studie - Harvard-Ärzte finden Mittel, das Krebsrisiko senkt – und das haben die meisten daheim

Forscher suchen laufend nach neuen Therapien und Medikamenten gegen Krebs.<span class="copyright">Getty Images</span>
Forscher suchen laufend nach neuen Therapien und Medikamenten gegen Krebs.Getty Images

Forscher suchen laufend nach neuen Therapien und Medikamenten gegen Krebs. Ein Team aus Harvard hat nun ein Mittel aufgetan, das das Risiko teils deutlich verringert. Und das gibt es in jeder Apotheke zu kaufen.

Etwa jeder fünfte Mensch erkrankt in seinem Leben an Krebs. Neben genetischen Ursachen ist häufig der Lebensstil verantwortlich für die Entstehung der Krankheit. So zählen etwa Rauchen, mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung zu den Hauptrisikofaktoren. Die gute Nachricht ist allerdings: Werden bestimmte Maßnahmen ergriffen, lässt sich das Risiko erheblich senken.

Aspirin senkt in Studie Risiko für Dickdarmkrebs

Wie gut das im Fall von Darmkrebs funktioniert, untersuchten jetzt Wissenschaftler der Universität Harvard. Dabei entdeckten sie, dass nicht nur die Lebensstilfaktoren, sondern auch ein bestimmtes Medikament das Krebsrisiko senken konnte. Und dabei handelt es sich um eines, das die meisten Deutschen in ihrem Leben bereits eingenommen haben: Aspirin.

Die Mediziner untersuchten am Massachusetts General Hospital, dem größten Lehrkrankenhaus der Harvard Universität, die Patientengeschichte von über 100.000 Männern und Frauen, die regelmäßig Aspirin einnahmen und verglichen die Daten mit Personen, die das nicht taten. Sie beobachteten sie über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten.

Dabei stellten sie fest: Wer regelmäßig Aspirin einnahm, erkrankte seltener an Krebs. So lag die 10-Jahres-Inzidenz im Durchschnitt bei den

  • Aspirin-Patienten bei 1,98 Prozent und

  • Nicht-Aspirin-Patienten bei 2,95 Prozent.

Das entspricht im Vergleich einer Risikoreduktion von rund 32 Prozent.

Besonders ausgeprägt war der Unterschied bei Personen, die aufgrund ihres ungesunden Lebensstils ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko hatten. Sie profitierten am meisten von der regelmäßigen Einnahme von Aspirin. So lag die 10-Jahres-Inzidenz bei den "ungesündesten"

  • Aspirin-Patienten bei 2,12 Prozent und

  • Nicht-Aspirin-Patienten bei 3,4 Prozent.

Das entspricht im Vergleich einer Risikoreduktion von rund 37,6 Prozent.

Seine Daten veröffentlichte das Team im Fachblatt "JAMA" . "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aspirin das deutlich erhöhte Risiko bei Patienten mit mehreren Risikofaktoren für Dickdarmkrebs proportional senken kann“, zitiert "Medical Express" Daniel Sikavi, den Hauptautor der Studie.

Und auch bei Menschen mit einem gesünderen Lebensstil hätte die Aspirin-Einnahme einen positiven Effekt. "Ihr Nutzen war immer noch offensichtlich, wenn auch weniger ausgeprägt", erklärt er. Bei ihnen lag die 10-Jahres-Inzidenz bei den

  • Aspirin-Patienten bei 1,5 Prozent und

  • Nicht-Aspirin-Patienten bei 1,6 Prozent.

Das entspricht im Vergleich einer Risikoreduktion von rund 6 Prozent.

Aspirin verhindert Krebs durch mehrere Mechanismen

Aber wie verhindert Aspirin den Krebs? Laut Mitautor Andrew Chan "wahrscheinlich durch mehrere Mechanismen". So hätten etwa frühere Studien schon Hinweise darauf gefunden, dass Aspirin die Produktion entzündungsfördernder Proteine reduziert, erklärt er "Medical Express". Diese Proteine wiederum könnten die Entstehung von Krebs fördern.

Eine andere Erklärung: Aspirin könnte zusätzlich die Signalwege blockieren, welche zu einem unkontrollierten Zellwachstum führen. Damit unterstützt das Medikament die Immunantwort gegen Krebszellen und verhindert, dass diese mit Nährstoffen versorgt werden.

Sollte jetzt jeder täglich Aspirin nehmen?

Als "regelmäßige Einnahme" identifizierten die Forscher zweimal wöchentlich eine Standarddosis von 325 Milligramm Aspirin. Sikavi betont allerdings, dass auf Grundlage früherer Studien eine tägliche, niedrigere Dosis von 81 Miligramm einen besseren Effekt zur Vorbeugung habe.

Allerdings, und das betonen die Wissenschaftler, bedeuten die Ergebnisse nicht, dass jeder fortan täglich Aspirin einnehmen sollte. Zum einen gibt es erhebliche Nebenwirkungen bei der regelmäßigen Einnahme, etwa Blutungen. Hinzu kommt, dass die Ergebnisse noch in weiteren Studien überprüft werden sollten.

So erklärt etwa auch das Deutsche Krebsforschungszentrum: "Entzündungen erhöhen das Risiko für bestimmte Krebsarten. Da liegt die Idee nahe, entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin in der Krebsvorsorge einzusetzen.“ Allerdings sei der Wirkmechanismus, den Aspirin im Bezug auf die Krebsentstehung hat, bislang noch nicht vollständig verstanden. Was man aber hingegen gut kenne, seien die Nebenwirkungen, vor allem bei der Langzeiteinnahme, wie sie zur Krebsvorbeugung ja erforderlich wäre. Deshalb sind in Deutschland Aspirin und verwandte Medikamente auch nicht zur Krebsvorbeugung zugelassen.

Wie Sie Krebs vorbeugen

Umso wichtiger ist es also, sich auf die Reduktion der beeinflussbaren Risikofaktoren zu konzentrieren. Denn damit wäre laut Experten ein erheblicher Teil der Neuerkrankungen vermeidbar. Krebs- und Präventions-Forscher haben dafür folgende Maßnahmen zusammengefasst:

  1. Übergewicht vermeiden

  2. Jeden Tag bewegen

  3. Nicht rauchen

  4. So wenig Alkohol trinken wie möglich

  5. Krebserregende Stoffe vermeiden

  6. Vor UV-Strahlung schützen

  7. Gegen Krebs impfen (Hepatitis B; HPV)

  8. Angebote für Krebs-Früherkennung nutzen