Neue Theorie: Darum haben Zebras wirklich Streifen

Die Musterung von Zebras ist in der Natur einzigartig. (Bild: Getty Images)
Die Musterung von Zebras ist in der Natur einzigartig. (Bild: Getty Images)

Die besondere Musterung von Zebras ist seit Langem Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Nun wurde in einem ungewöhnlichen Experiment vielleicht abschließend geklärt, wozu die Streifen tatsächlich gut sind: Blutsaugern scheint es schwerzufallen, auf dem gemusterten Fell zu landen.

Warum haben Zebras Streifen? Diese Frage treibt Wissenschaftler seit vielen Jahren um. Das Muster der ausschließlich in Afrika vorkommenden Pferdeart ist in der gesamten bekannten Tierwelt einmalig. So wurde in der Vergangenheit gemutmaßt, dass die Streifen es Raubtieren erschwere, ein Tier aus der Gruppe herauszupicken. Andere Wissenschaftler sagen, dass das individuelle Muster dafür spräche, dass es ein Erkennungsmerkmal unter den Tieren darstellt.

Nun sind amerikanische Wissenschaftler von der University of California einem anderen bekannten Fakt nachgegangen: Zebras werden bis zu zwanzigmal weniger von Mücken, Bremsen und anderen Insekten attackiert als ihre Artgenossen mit anderer Fellfärbung. Das Ergebnis der Studie besagt, dass das Streifenmuster von Zebras die Insekten irritiert und es ihnen schwerer macht, an das Blut der Tiere zu kommen. Die Insekten haben größere Probleme damit, auf dem Fell zu landen.

Ein Schwarm Bremsen schwebt über drei entspannten Zebras. Schützen ihre Streifen die Pferde vor Insektenstichen? (Bild: Getty Images)
Ein Schwarm Bremsen schwebt über drei entspannten Zebras. Schützen ihre Streifen die Pferde vor Insektenstichen? (Bild: Getty Images)

Da stehen Pferde im Zebrakostüm

Für die Untersuchung haben die Forscher um den Biologen Tim Caro auf dem britischen Gestüt Hill Livery zunächst dort lebende Pferde- und Zebraherden beobachtet und die Insektenstiche der Tiere gezählt. In einem zweiten Schritt verkleideten sie Pferde als Zebras – legten ihnen sozusagen Zebra-Kostüme an. Und siehe da: Dasselbe Pferd, das die Bremsen (Tabanidae) zuvor ununterbrochen attackiert hatten, wurde plötzlich wesentlich seltener gestochen. Es scheint, als würde das Streifenmuster die Blutsauger irritieren.

In der Studie, die die Wissenschaftler im Fachmagazin “Plos One” veröffentlichten, heißt es dazu: “Wir haben festgestellt, dass Tabanidae, die sich den Zebras nähern, es nicht schaffen, ihren Flug kontrolliert abzubremsen. Stattdessen verlangsamen sie ihren Flug kontinuierlich, bevor sie auf dem Pferd landen.” Die Insekten seien “oft einfach gegen Zebras gestoßen, landeten aber nicht”.

Die Blutsauger hätten es zwar immer wieder versucht, behielten jedoch oft einen gewissen Abstand zu dem vermeintlichen Zebra – und die Exemplare, die ihr Glück versuchten und einfach gegen das Zebra flogen, wurden von dessen Schwanz verjagt.

Vielleicht wäre es im Lichte der neuen Erkenntnisse auch eine gute Idee, die Kleidung von Menschen dahingehend anzupassen – und ein paar mehr Teile mit Zebrastreifen im Schrank zu haben. So dürfte die nächste Mückenplage im Sommer deutlich weniger anstrengend werden.