Neue Zahlen aus Niedersachsen - „Schule ist kein sicherer Ort mehr“: Verband fordert mehr Schutz für Lehrer
Eine aktuelle Umfrage unter Lehrkräften in Niedersachsen zeigt alarmierende Zustände. Eine Vielzahl an Lehrern hat bereits verbale oder physische Gewalt erlebt. Die neusten Zahlen zeigen, dass auch Lehrkräfte mehr Schutz in den Schulen brauchen.
70 Prozent der 950 befragten Lehrer haben verbale Gewalt erfahren, darunter Bedrohungen, Mobbing und Diskriminierung. Über 20 Prozent haben bereits physische Angriffe erlebten. Der Philologenverband Niedersachsen fordert das Kultusministerium auf, ein umfassendes Konzept zum Schutz der Lehrkräfte zu entwickeln. Das teilt der Philologenverband Niedersachsen am Freitag mit.
„Es macht uns betroffen zu sehen, dass so viele Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit erschütternde Gewalterfahrungen durchleben müssen. Schule ist ein Abbild der Gesellschaft, das bedeutet, auch hier müssen klar vorgegebene Maßnahmen bei jeglicher Form von Gewalt ergriffen werden“, fordert der Verbandsvorsitzende Dr. Christoph Rabbow.
Mangelnde Unterstützung durch das Kultusministerium
87 Prozent der Lehrkräfte bewerten die Reaktionen des Kultusministeriums auf Gewaltvorfälle als unzureichend, so der Philologenverband. „Wir fordern daher ein Gesamtkonzept zum Umgang mit Gewalt in den Schulen, das alle an Schulen Beteiligte einbezieht. Die bisherigen Erlasse beziehen sich ausschließlich auf den Schutz der Schülerinnen und Schüler. Unsere Umfrage zeigt auch die Lehrkräfte brauchen Schutz“, so Rabbow. Und weiter: „Schule ist kein sicherer Ort mehr.“
Die Umfrage deckte auch die weit verbreitete digitale Gewalt auf. 67 Prozent der Lehrkräfte berichteten von verbalen Bedrohungen und Gerüchteverbreitung im digitalen Raum. 60 Prozent haben diese Form der Gewalt bereits in ihrem Umfeld erlebt. Hier sieht der Verband ebenfalls dringenden Handlungsbedarf seitens des Ministeriums.
„Sicherheit am Arbeitsplatz Schule ist gesunken“
Erschreckend ist auch, dass ein Drittel der befragten Lehrkräfte ihren Beruf aufgrund der zunehmenden Gewalt nicht mehr ergreifen würden. 55 Prozent fühlen sich stark, 31 Prozent sogar sehr stark psychisch belastet. Diese Zahlen zeigen, wie stark die Attraktivität des Lehrerberufs unter der Gewaltproblematik leidet.
„Diese Zahl verdeutlicht einmal mehr, wie dramatisch die Attraktivität des Berufsbildes gelitten hat. Bei stetig steigender Belastung ist zugleich die Sicherheit am Arbeitsplatz Schule gesunken“, erklärt der Vorsitzende des Verbandes. „Da muss man sich überhaupt nicht wundern, wenn junge Menschen sich für andere Tätigkeiten als den Lehrberuf entscheiden.“