Mit neuem Verfahren - Medizinische Sensation: Forscher stellen Sehkraft wieder her
Wissenschaftlern aus Japan ist ein medizinischer Durchbruch gelungen. Die innovative Methode ermöglicht, die Sehkraft von Personen mit einer starken Sehbehinderung deutlich und langfristig zu verbessern.
„Weltweit erste Stammzellenbehandlung stellt Sehkraft wieder her“. So lautet die Überschrift eines jetzt im Fachblatt „Nature“ erschienenen Artikel. Was scheinbar unmöglich klingt, scheint Forschern tatsächlich gelungen zu sein: Sie haben Menschen die Sehkraft zurückgegeben.
Mithilfe einer Stammzellentransplantation gelang es einem Team aus Japan, bei drei Menschen mit einer schweren Sehbehinderung die Sehkrakft „erheblich zu verbessern“. Dieser Zustand hielt länger als ein Jahr an. Bei einer vierten Person verzeichnete das Team ebenfalls eine Verbesserung, diese war jedoch nicht dauerhaft.
Unabhängige, nicht an der Studie beteilige Wissenschaftler, bewerten diese Ergebnisse im „Nature“-Artikel als „beeindruckend“ und „aufregend“. Die Ergebnisse hätten großes Potenzial und rechtfertigten die Behandlung weiterer Patienten.
Forscher setzen auf neue Methode
Doch was genau haben die japanischen Forscher gemacht? Kurz gesagt: Sie haben die Zellen der Betroffenen umprogrammiert. Die äußere Schicht unserer Hornhaut im Auge wird von Stammzellen aufrechterhalten. Diese finden sich im sogenannten Limbusring, dem dunklen Ring um die Iris. Liefert diese Quelle keine neuen Stammzellen mehr, ist die Rede von einer Limbusstammzelldefizienz (LSCD). Diese bewirkt, dass die Hornhaut von Narbengewebe überzogen wird. Die Folge: Zunehmende Erblindung. „Dies kann durch ein Trauma des Auges oder durch Autoimmun- und genetische Erkrankungen verursacht werden“, heißt es bei „Nature“ weiter.
Für die LSCD gibt es bislang kaum Behandlungsmöglichkeiten. Zwar kann eine Person, bei der nur ein Auge betroffen ist, Stammzellen in das andere Auge transplantieren lassen. Häufig sind jedoch beide Augen betroffen. Dann werden Hornhauttransplantate von Verstorbenen genutzt, die das Immunsystem des Empfängers jedoch häufig abstößt.
Das japanische Forscherteam setzt deshalb auf eine neue Variante: Sie stellten Hornhauttransplantate aus sogenannten induzierten pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) her. Und das ging so: Sie entnahmen einem gesunden Menschen Blutzellen, programmierten diese zurück in einen embryonalen Zustand und „verwandelten sie dann in eine dünne, transparente Schicht pflastersteinförmiger Hornhautepithelzellen“.
Betroffenen wurde dann im Rahmen einer Operation die beschädigte Hornhaut entnommen und durch die neu entwickelten Stammzellen ersetzt. Im Anschluss setzten die Mediziner noch eine weiche Schutzkontaktlinse darauf.
Patienten konnten sofort besser sehen – ohne Nebenwirkungen
Das Ergebnis: „Nach den Transplantationen zeigten alle vier Empfänger eine sofortige Verbesserung ihrer Sehkraft und eine Verringerung des von LSCD betroffenen Hornhautbereichs.“ Diese blieben bei drei der vier Patienten dauerhaft bestehen, ein Patient zeigte leichte Rückschläge.
Nebenwirkungen verzeichnete das Team jedoch bei keinem der Patienten. So stieß auch das Immunsystem von keinem der Vier die neuen Zellen ab – „wichtig und eine Erleichterung“. Die Behandlung soll nun in weiteren Studien getestet werden.
Wann gilt ein Mensch als blind?
Ob jemand als „blind“ oder „sehbehindert“ gilt, hängt laut deutschem Recht davon ab, wie viel Prozent er sieht. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) erklärt:
Ein Mensch ist sehbehindert , wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 30 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normalem Sehvermögen erkennt. (Sehvermögen ≤ 30 Prozent)
Ein Mensch ist hochgradig sehbehindert , wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 5 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normalem Sehvermögen erkennt. (Sehvermögen ≤ 5 Prozent)
Ein Mensch ist blind , wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 2 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normalem Sehvermögen erkennt. (Sehvermögen ≤ 2 Prozent)
Aber was bedeutet etwa ein Sehvermögen von 5 Prozent? Der DBSV erläutert weiter: Die verschiedenen Augenerkrankungen wirken sich extrem unterschiedlich aus
Ein Sehvermögen von 5 Prozent kann bedeuten,
dass ein Mensch einen Gegenstand erst aus 5 Metern Entfernung erkennt, den ein normal sehender Mensch bereits aus 100 Meter Abstand erkennt.
Ein Sehvermögen von 5 Prozent kann aber auch bedeuten,
dass ein Mensch (wie durch einen Tunnel) nur 5 Prozent des normalen Gesichtsfeldes sieht.
Beispiele finden Sie im Sehbehinderungs-Simulator des Selbsthilfevereins ABSV .