Neuer Energie-Trend erkennbar - Wer ein unsaniertes Haus verkaufen will, hat immer schlechtere Karten

Alte, unsanierte Häuser sind immer weniger gefragt. Beim Verkauf solcher Objekte müssen die Besitzer mittlerweile herbe Preisabschläge hinnehmen.<span class="copyright">Daniel Bockwoldt/dpa</span>
Alte, unsanierte Häuser sind immer weniger gefragt. Beim Verkauf solcher Objekte müssen die Besitzer mittlerweile herbe Preisabschläge hinnehmen.Daniel Bockwoldt/dpa

Der Immobilienmarkt kommt wieder etwas in Schwung – aber längst nicht für alle Teilnehmer. Gerade, wer jetzt ein unsaniertes Haus verkaufen will, hat es schwer. Teure Energiepreise und die Unsicherheit um das Heizgesetz drücken die Preise.

Unsaniert und billig, oder teuer und energieeffizient? Diese Frage müssen sich potenzielle Hauskäufer heute stellen. Tatsächlich entscheiden sich viele Interessenten mittlerweile offenbar lieber für neuere, energetisch optimierte Objekte.

Preisabstand zwischen Energieeffizienzklassen nimmt zu

Darauf weisen die fallenden Preise unsanierter Häuser hin. Der Abschlag zu Immobilien mit bester Energieeffizienz ist zuletzt wieder gestiegen, wie neue Daten des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) zeigen.

Im zweiten Quartal lag demnach der Preisunterschied zwischen Mehrfamilienhäusern mit der besten Energieeffizienzklassen A/A+ und solchen Objekten mit den schlechtesten Klassen G/H im Durchschnitt bei gut 27 Prozent. Im ersten Quartal waren es noch rund 25 Prozent.

Der mittlere Preisabstand von Häusern aller Effizienzklassen gegenüber Gebäuden mit der besten Effizienz wiederum lag bei 20 Prozent, 3,3 Prozentpunkte mehr noch als im Vorquartal. Dabei berücksichtigte die Analyse einzig energetisch relevante Merkmale bei der Preisfindung.

Wer ein unsaniertes Haus kauft, muss viel für die Instandhaltung blechen

Auf Käufer energetisch unsanierter Immobilien kommen oft hohe Kosten für Instandhaltung zu. Diese hätten sich zuletzt zwar abgeschwächt, lägen aber weiter deutlich über Inflation und Baukostenentwicklung, erklärte JLL.

Der rasante Wertverfall von Häusern mit hohem Energieverbrauch hatte in der zweiten Jahreshälfte 2021 eingesetzt. Mit dem Anstieg der Strom- und Gaspreise gewann die Energieeffizienz von Immobilien bei Käufern stark an Bedeutung, zudem sorgt das Heizungsgesetz für Unsicherheit.

Energiepreisinflation lässt Preise auseinanderdriften

In der Folge hat sich die Preisschere zwischen energieeffizienten, oft neuen Wohnimmobilien und Bestandsgebäuden mit schlechter Energiebilanz geöffnet. Noch im Sommer 2021 - vor Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Hochschnellen der Energiepreise - lag der Preisunterschied zwischen bester und schlechtester Energieeffizienz bei rund 11 Prozent, so JLL. Über die vergangenen Quartale hat sich der Abschlag auf hohem Niveau stabilisiert.

Für die Analyse wertet JLL regelmäßig rund 5000 Angebotsdaten von Mehrfamilienhäusern aus. Sie werden meist von professionellen Investoren vermietet, manche sind in Besitz privater Vermieter.

Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind die Preisabschläge laut JLL tendenziell noch etwas höher, da hier Eigennutzer die höheren Energiekosten direkt tragen müssen, während diese bei einem vermieteten Mehrfamilienhaus auf die Mieter umgelegt werden können.

EU-Gesetzt verpflichtet zu Energieeffizienz

Der Immobilienmarkt hatte sich nach der Zinswende stark abgekühlt. Mittlerweile kommt der Markt wieder etwas in Schwung, wie beispielsweise die Zahl neu vergebener Hypothekarkredite signalisiert. Die Preise wiederum, das zeigt etwa der Index des Verbands der Pfandbriefbanken, bewegen sich wieder seit- statt abwärts.

Das Zeitfenster relativ günstiger Immobilien schließt sich demnach wieder, allerdings dürften die Finanzierungen angesichts der Zinssenkungen der EZB bald auch wieder erschwinglicher werden.

In jedem Fall sollte jeder, der mit dem Hauskauf liebäugelt, auf die Energieeffizienzklasse achten. Denn ein gewisser energetischer Standard ist ab 2035 Pflicht, so sieht es die EU-Gesetzgebung vor. Aber nicht überall sind energieeffiziente Immobilien teurer als sanierungsbedürfte, wie eine Auswertung von FOCUS online zeigt.

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Umgekehrt stehen Immobilienverkäufer nun ebenso vor der Frage, ob ein Objekt unsaniert an den Markt gebracht oder vorher doch nochmal Hand angelegt wird. Wichtig zu wissen: Wer sein Eigenheim sanieren will, kann dafür auch Fördergelder beantragen . Das lohnt sich angesichts der Kosten in so gut wie jedem Fall.