Neuer Wirkstoff entdeckt - Demenz zurückdrehen – Deutsche Forscher entwickeln neue Waffe gegen Alzheimer
Deutschen Forschern ist ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Alzheimer gelungen. Ein Team der TU München konnte einen vielversprechenden Therapieansatz entwickeln, um Demenz aufzuhalten und sogar zurückzudrehen.
Rund 1,8 Millionen Deutsche leiden an Demenz. Die meisten davon an Alzheimer, der häufigsten Form. Und jedes Jahr werden es mehr. Heilen lässt sich die Krankheit bislang nicht. Aus diesem Grund arbeiten Forscher weltweit an neuen Methoden, die Krankheit immerhin einzudämmen.
Einem deutschen Team ist dabei nun ein entscheidender Fortschritt gelungen. Es habe „im Kampf gegen Alzheimer einen erfolgversprechenden, vorbeugenden Therapieansatz entwickelt“, heißt es in einer Mitteilung der Technischen Universität München (TUM).
Wirkstoff unterdrückt Demenz im Anfangsstadium
Und der sieht so aus: Ins Visier nahm das Team gezielt das Amyloid-Beta-Biomolekül. Dieses sorgt im Gehirn für schädliche Ablagerungen. Damit ist es für die im Anfangsstadium der Krankheit typische Hyperaktivität der Nervenzellen verantwortlich.
Es gelang den Forschern, einen Proteinwirkstoff zu entwickeln, der die Folgen dieses schädlichen Moleküls im Labor unterdrückte. Er wurde direkt ins Gehirn von Mäusen gespritzt – mit verblüffendem Ergebnis: Die vormals hyperaktiven Gehirnzellen ließen sich danach im messbaren Verhalten nicht mehr von gesunden Nervenzellen unterscheiden. Das Team spricht in seiner Mitteilung davon, dass der Alzheimer damit aufgehalten und sogar zurückgedreht werden könne. Nun sollen weitere Untersuchungen folgen.
Die TUM-Forscher veröffentlichten ihr Ergebnisse im Fachblatt „Nature Communications“. Sie hoffen, dass der Wirkstoff die Krankheit künftig im Frühstadium aufhalten kann. Studienautor Benedikt Zott betont: „Noch sind wir von einer bei Menschen anwendbaren Therapie ein großes Stück entfernt, aber die Ergebnisse im Tierversuch sind sehr ermutigend. Besonders bemerkenswert ist der Effekt, dass die neuronale Hyperaktivität in frühen Krankheitsstadien vollständig unterdrückt werden konnte.“
Woran Sie Alzheimer erkennen
Um Alzheimer aufzuhalten, ist es also notwendig, in frühzeitig zu erkennen. Das gilt auch jetzt schon, selbst, wenn derzeit noch kein solches Mittel im Einsatz ist. Manchmal ist es jedoch nicht so einfach, Demenz-Anzeichen von „gewöhnlichen“ Alterserscheinungen zu unterscheiden.
Experten der Alzheimer Forschung Initiative nennen deshalb zehn Warnsignale, auf die Sie achten sollten.
1. Gedächtnislücken
Alzheimer-Warnsignale: Sie vergessen, den Herd auszuschalten. Oder verpassen wichtige Termine. Solche Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses, die den Alltag beeinflussen, sind ein Hinweis auf Alzheimer. Auch, wenn der Alltag etwa nur noch mit Notizzetteln organisiert werden kann.
Normale altersbedingte Veränderung: Namen oder Termine werden vorübergehend vergessen, später jedoch wieder erinnert.
2. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen
Alzheimer-Warnsignale: Sie haben Mühe, sich länger zu konzentrieren oder vorausschauend zu planen. Oder aber, Sie benötigen für vieles viel mehr Zeit als früher, etwa beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten.
Normale altersbedingte Veränderung: Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu erledigen sind.
3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
Alzheimer-Warnsignale: Normale Alltagshandlungen werden plötzlich zu großen Herausforderungen. Routineaufgaben werden für Sie schwieriger oder Sie vergessen die Regeln eines Ihnen eigentlich bekannten Spiels.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie benötigen gelegentlich Hilfe bei der Bewältigung anspruchsvoller Alltagsaufgaben, etwa bei der Programmierung des Fernsehers.
4. Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme
Alzheimer-Warnsignale: Sie können Orte oder Zeitabstände nicht mehr richtig einordnen. Sie vergessen das Jahr oder die Jahreszeit, können die Uhr nicht mehr lesen oder wissen nicht mehr, wie Sie nach Hause kommen.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie verwechseln ab und zu den Wochentag und erinnern sich später daran.
5. Wahrnehmungsstörungen
Alzheimer-Warnsignale: Sie haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen oder räumliche Dimensionen zu erfassen. Auch bei der Wiedererkennung vertrauter Gesichter.
Normale altersbedingte Veränderung: Ihr Sehvermögen ist verändert oder verringert sich.
6. Sprachschwächen
Alzheimer-Warnsignale: Es fällt Ihnen schwer, einer Unterhaltung zu folgen oder aktiv daran teilzunehmen. Sie verlieren den Faden oder haben Wortfindungsprobleme.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie finden ab und zu nicht das richtige Wort.
7. Verlegen von Gegenständen
Alzheimer-Warnsignale: Sie lassen oft Dinge liegen oder legen diese an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen zudem nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wofür sie genutzt werden. Etwa werden Schuhe in den Kühlschrank oder Autoschlüssel in den Briefkasten gelegt.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie verlegen hin und wieder Dinge und finden diese dann wieder.
8. Eingeschränktes Urteilsvermögen
Alzheimer-Warnsignale: Ihre Urteils- und Entscheidungsfähigkeit verändert sich, etwa bei der Wahl Ihrer Kleider. Oder aber im Umgang mit Geld oder bei der Körperpflege.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie treffen mal unüberlegte oder falsche Entscheidungen.
9. Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben
Alzheimer-Warnsignale: Sie verlieren zunehmend Eigeninitiative und gehen ihren Hobbies, sozialen oder sportlichen Aktivitäten immer weniger nach. Oder aber Sie bemerken Veränderungen an sich, die sie verunsichern, und ziehen sich zurück.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie fühlen sich manchmal durch Anforderungen bei der Arbeit, in der Familie oder durch soziale Verpflichtungen beansprucht.
10. Persönlichkeitsveränderungen
Alzheimer-Warnsignale: Sie haben starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund. Oder es treten ausgeprägte Persönlichkeitsveränderungen auf. Etwa spüren Betroffene Unbehagen in fremden Räumen, plötzliches Misstrauen, aggressives Verhalten oder Gefühle von Ohnmacht, Traurigkeit und Rastlosigkeit.
Normale altersbedingte Veränderung: Sie sind irritiert, wenn geregelte Alltagsabläufe geändert oder unterbrochen werden.
Alzheimer-Warnsignale abklären lassen
„Wenn eines dieser Anzeichen wiederholt auftritt, sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden“, raten die Experten. „Es ist wichtig, frühzeitig und professionell abzuklären, was die Ursache der Vergesslichkeit ist, um mögliche Ursachen zu behandeln.“ Bei einer Alzheimer-Erkrankung sollte demnach möglichst früh mit einer Therapie begonnen werden. Denn Medikamente, die den Verlauf verzögern können, wirken am besten zu Beginn der Krankheit.