Neues Banksy-Werk zu Rassismus: "Das ist ein weißes Problem"

Der britische Streetart-Künstler Banksy ist bekannt für seine politischen Motive. Nun widmet er sein neuestes Werk den antirassistischen Protesten in den USA und findet klare Worte.

Schemenhaft ist auf einem Bild mit Bilderrahmen eine Person zu erkennen. Der Rahmen ist an eine dunkelgraue, düstere Wand gelehnt. Daneben liegen Blumen, offensichtlich im Gedenken, und es steht eine brennende Kerze, die mit ihrer Flamme die US-amerikanische Flagge in Brand setzt. Das Kunstwerk ist dem bei einem gewaltsamen Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaner George Floyd gewidmet. Der Tod Floyds in Minneapolis sorgt seit etwa zwei Wochen zu anhaltenden Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt, zunächst in den USA und inzwischen auch weltweit.

Banksy äußert sich mit seiner Streetart oft politisch. Auch mit dem Thema Polizeigewalt hat er sich wie hier im englischen Bristol schon beschäftigt. (Bild: Getty)
Banksy äußert sich mit seiner Streetart oft politisch. Auch mit dem Thema Polizeigewalt hat er sich wie hier im englischen Bristol schon beschäftigt. (Bild: Getty)

“Es ist nicht ihr Problem. Es ist meins.”

Für den anonymen Künstler Banksy ist es ungewöhnlich, dass er seine Arbeiten erklärt. Normalerweise lässt er sie einfach im öffentlichen Raum für sich sprechen, doch dieses Mal fügte er auf seinem Instagram-Account auch eine Erklärung an. Es sei an der Zeit, so Banksy, dass ein “fehlerhaftes System” repariert werde. Doch Banksy belässt es nicht bei Plattitüden. Er spricht ganz klar an, wer seiner Meinung nach Verantwortung dafür übernehmen muss, damit sich dieses System ändert. “Zunächst habe ich gedacht, dass ich bei diesem Thema einfach den Mund halten und Schwarzen zuhören sollte”, schrieb er auf seinem Instagram-Account. Doch bei der Auseinandersetzung mit dem Thema kam er offenbar zu einem anderen Entschluss: “Aber warum sollte ich das tun? Es ist nicht ihr Problem. Es ist meins.”

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Er nutzt ein einfaches Beispiel als Analogie für ein ungerechtes “weißes System”, das People of Color im Stich lässt. Es sei “wie ein gebrochenes Wasserrohr, das die Wohnungen der Menschen überflutet, die im Stockwerk darunter wohnen.” Es mache ihnen das Leben zur Qual, aber es sei nicht ihre Aufgabe, es zu reparieren, führt der Künstler weiter aus. “Sie könnten das auch nicht, denn niemand lässt sie in die Wohnung über ihnen.” Es handele sich schlicht um ein weißes Problem, stellt Banksy klar. “Wenn die Weißen es nicht lösen, wird jemand nach oben kommen und die Tür eintreten müssen."

Der Post erhielt innerhalb kurzer Zeit fast zweieinhalb Millionen Likes. Erst vor wenigen Wochen erregte Banksy im Zuge der Corona-Pandemie Aufmerksamkeit - mit dem Graffiti eines kleinen Jungen, der mit einer Krankenschwesterpuppe statt mit Superheldenfiguren spielt.

Im Video: Banksy-Graffiti trägt plötzlich Schutzmaske