Neues COVID-19-Problem: USA suchen dringend COBOL-Programmierer

In den USA hat die Coronakrise ein neues Problem zu Tage gefördert. Viele Computersysteme basieren auf der veralteten Programmiersprache COBOL. Das rächt sich auch angesichts rasant steigender Arbeitslosenzahlen. Nun sucht das Land händeringend nach Programmierern mit entsprechenden Kenntnissen.

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Wanted: Programmierer mit COBOL-Kenntnissen (Bild: Getty Images)

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Die Coronakrise bringt nicht nur die Krankenhaussystem weltweit an Grenzen. Auch so manche Kapazität in der Informationstechnik wird mit der zunehmenden Zahl an Infizierten überlastet. In manchen Regionen der USA ist die Lage so dramatisch, dass Politiker nun händeringend nach Software-Entwicklern suchen. Die Krise hat nämlich ein Problem zu Tage gefördert, das bis dahin für kaum Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Weil viele Computersysteme noch immer auf der Programmiersprache COBOL basieren, sind sie angesichts der krisenbedingten Anforderungen heillos überfordert. Benötigt werden also dringend Programmierer, die sich mit der veralteten Software-Sprache auskennen.

Veraltete Computersysteme

Vor allem die Computersysteme in den Arbeitslosenämtern stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Offenbar können sie den immensen Anstieg der Anträge auf Arbeitslosenversicherung nicht mehr bewältigen. Im US-Bundesstaat New Jersey ist das Problem besonders groß. Dort hätten im Zuge der Coronakrise in den vergangenen zwei Wochen mehr als 362.000 Menschen Unterstützung beantragt, wie das Tech-Magazin Mashable berichtet. Für die COBOL-Programme sind das offenbar zu viele Hilfe Suchende, weshalb sich Gouverneur Phil Murphy am Wochenende zu einem dringenden Appell veranlasst sah.

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Auf der Liste mit benötigten Freiwilligen befänden sich nicht nur Beschäftigte im Gesundheitswesen, sagte der demokratische Politiker am Samstag in einer Pressekonferenz. Gebraucht würden in der aktuellen Krise auch Programmierer mit COBOL-Kenntnissen.

Die Alten müssen es richten

Die zu finden wird jedoch nicht leicht sein. Denn die mehr als 60 Jahre alte Programmiersprache mit dem ausführlichen Namen Common Business Oriented Language findet in den USA zwar branchenübergreifend noch in vielen Computersystemen Anwendung. Es gibt jedoch kaum Programmierer, die – sagen wir mal so: fließend ihre Sprache beherrschen. Auf das Dilemma weist auch der IT-Experte Joseph Steinberg hin. "Ende der 1980er Jahre war sie [COBOL] so veraltet, dass viele Universitäten sie nicht einmal mehr in ihre Informatik-Lehrpläne aufnahmen", schreibt er in seinem Blog. Die Folge: Es gebe heute nur wenige Entwickler unter 50, "die jemals auch nur eine COBOL-Zeile gesehen, geschweige denn geschrieben haben".

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Man kann das Problem auch als Versagen von US-Behörden unter den jeweiligen Regierungen verbuchen, die es versäumt haben, die Computersysteme im Land technisch auf Vordermann zu bringen. Nun müssen es die Alten richten – und damit ausgerechnet diejenigen in der Gesellschaft, die in der Coronakrise zur Risikogruppe gehören. Das Schicksal kann bekanntlich ironisch sein. Wie sehr ihre Expertise gefragt ist, zeigt auch der Fauxpas von Gouverneur Murphy. Der Politiker, der übrigens Jahrgang 1957 ist, scheint nicht einmal über die grundlegendsten Kenntnisse über die Vintage-Programmiersprache zu Verfügen. In der Pressekonferenz bezeichnete er sie irrtümlich als "Cobalt".

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