Neueste Zahlen - Mittelmeer-Route zunehmend dicht - jetzt wählen Migranten neuen gefährlichen Weg
Weniger Menschen kommen seit Jahresbeginn als Flüchtlinge über das Mittelmeer. Das ist aber wohl vor allem auf mehr Tätigkeit der nordafrikanischen Behörden zurückzuführen. Dagegen nutzen immer mehr Migranten die gefährliche Kanaren-Route und wenden neue Tricks an.
Fast 92.000 illegale Einreisen in die EU wurden laut einem Medienbericht in diesem Jahr bereits festgestellt. Das sind fast ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum, wie die „Welt am Sonntag“ unter Bezug auf Daten der Intenationalen Organisation für Migration berichtet.
Grund für den Rückgang ist demnach vor allem die Eindämmung der Bootsmigration nach Italien um 63 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das sei insbesondere auf Migrationsmanagement und Anti-Schlepper-Operationen der libyschen und tunesischen Behörden zurückzuführen, heißt es laut Zeitung in einer Lageanalyse der EU-Kommission diesbezüglich. Unter der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte Italien zuletzt seine diplomatischen Beziehungen sowie die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den beiden nordafrikanischen Staaten intensiviert.
Immer mehr Migranten nutzen die gefährliche Kanaren-Route
Die neusten Zahlen zeigen zudem, dass immer mehr Migranten (rund 22.000) die gefährliche Kanaren-Route über den Atlantik aus Nordafrika benutzen. Dies ist ein plus von 148 Prozent. Dabei sind spanische Nationalpolizisten im Senegal und in Mauretanien vor Ort im Einsatz und ermittelt dort gegen illegale Schmuggler-Netzwerke. Dadurch seien rund 40 Prozent aller Abfahrten verhindert worden, wie das spanische Innenministerium mitteilt. Ansonsten wäre die Zahl der ankommenden Migranten noch höher.
Zudem sei die Zahl der Toten nach Einschätzung von staatlichen Seenotretter gestiegen. Von zehn Booten kommen nur noch drei bis fünf an – auch weil die Mafia den Menschen immer weniger Treibstoff mitgibt“, sagte ein Beamter der „Welt am Sonntag“. Einen deutlichen Anstieg an Asylanträgen gebe es zudem auf dem Flughafen Madrid-Barajas, da Flüchtlinge hier einen Trick anwenden. Dabei sollen junger Mauretanier Flüge von Marokko aus nach Südamerika buchen, um beim Zwischenstopp in Madrid „ihre Pässe zu zerreißen und um Asyl zu bitten.“
Allerdings waren im vergangenen Jahr mit rund 158.000 Migranten auch so viele Menschen über die Mittelmeerroute nach Italien gekommen, wie seit 2016 nicht mehr. Italien hatte zudem im vergangenen Jahr die meisten Asylanträge seiner Geschichte zu verzeichnen. In der EU verharrt laut Bericht die Zahl der gestellten Asylanträge mit bislang 555.000 in diesem Jahr annähernd auf dem Vorjahresniveau.