Neurologe über World Brain Day - Jeder 2. klagt über neurologische Symptome: Präventive Maßnahmen können helfen

Jeder zweite Erwachsene klagt im Laufe seines Lebens über neurologische Symptome.<span class="copyright">Getty Images/peterschreiber.media</span>
Jeder zweite Erwachsene klagt im Laufe seines Lebens über neurologische Symptome.Getty Images/peterschreiber.media

Am 22. Juli wird seit 2014 mit dem „World Brain Day“ auf Hirngesundheit aufmerksam gemacht. Warum ein solcher Aktionstag so wichtig ist, wie der aktuelle Stand in der Hirnforschung ist und wie unser Gehirn möglichst lange gesund bleibt, erklärt der Neurologe Mimoun Azizi.

Der World Brain Day hat mehrere zentrale Ziele. Eines davon ist die Stärkung des Bewusstseins für neurologische Krankheiten. Dies ist von großer Bedeutung, da das Gehirn als das komplizierteste Organ all unsere Körperfunktionen steuert.

Tatsächlich klagt jeder zweite Erwachsene im Laufe seines Lebens über neurologische Symptome, was die Relevanz dieser Thematik unterstreicht. Ein weiteres Ziel dieses Tages ist es, Informationen zur Vorbeugung, Behandlung und Forschung in die breite Öffentlichkeit zu tragen.

Wie wichtig ist das Bewusstsein für neuronale Erkrankungen in der Gesellschaft und wie kann dieses erhöht werden?

Obwohl wir bereits viel über das Gehirn wissen, gibt es immer noch sehr viel zu erforschen in der Neurologie. Zum Beispiel hat die Anzahl der diagnostizierten Demenzerkrankungen in den letzten Jahren stark zugenommen, was mehr Ressourcen für die Erforschung und Behandlung dieser und anderer neurologischer Krankheiten notwendig macht.

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Aber auch jeder Einzelne kann sich der Hirngesundheit annehmen: Zunächst gilt es, sich über neurologische Krankheiten zu informieren und dieses Wissen mit anderen zu teilen. Darüber hinaus können wir alle einen gesunden Lebensstil pflegen, um das Risiko von neurologischen Erkrankungen zu minimieren.

Bei einigen Krankheiten wie beispielsweise der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose ist es besonders wichtig, sie frühzeitig zu diagnostizieren und zu therapieren, um die Lebensqualität der Betroffenen möglichst lange beizubehalten.

 

Aktuelle Therapieoptionen bei Multipler Sklerose

Die Therapieoptionen für Multiple Sklerose (MS) haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt und umfassen heute drei Hauptbereiche.

Erstens gibt es die Schubtherapie, die entzündungshemmend wirkt und meist mit Cortison durchgeführt wird. Diese Therapie sollte nur so kurz wie möglich, aber hochdosiert eingesetzt werden, um Nebenwirkungen zu minimieren.

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Zusätzlich gibt es die verlaufsmodifizierende Therapie, die auf Immunmodulatoren basiert. Diese verringern die chronische Entzündung des Nervensystems und verhindern möglichst lange das Auftreten von Schüben.

Es gibt auch Medikamente, die nur einmal monatlich zum Einsatz kommen, zum Beispiel Antikörperwirkstoffen. Diese Therapie können Patienten sich selber zu Hause injizieren. Ebenfalls gibt es die symptomatische Therapie, die beispielsweise bei Muskelspastiken eingesetzt wird.

Trotz der Fortschritte in der Behandlung von MS ist eine Heilung der Krankheit bisher nicht möglich. Dennoch wird weiterhin intensiv geforscht, um neue und noch effektivere Behandlungsformen zu entwickeln. Im Vergleich zu älteren Behandlungsformen sind die aktuellen Therapiemöglichkeiten in der Regel effektiver und besser verträglich, obwohl ihre Wirksamkeit von Patient zu Patient variieren kann.

Welche präventiven Maßnahmen können ergriffen werden, um die allgemeine Hirngesundheit zu fördern?

Die Förderung der Hirngesundheit und die Prävention neurologischer Erkrankungen erfordern eine Vielzahl von Maßnahmen. Ein gesunder Lebensstil ist dabei ein zentraler Aspekt. Dieser umfasst:

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  • eine ausgewogene Ernährung, die alle notwendigen Nährstoffe abdeckt, um das Gehirn optimal zu versorgen.

Die Ernährung bei MS sollte insbesondere aus Gemüse, Nüssen und Samen bestehen, weil diese über Sekundärstoffe verfügen, die entzündungshemmend wirken. Hingegen sollte der Fleischkonsum, hier insbesondere das rote Fleisch und Wurst, deutlich reduziert werden. Denn diese enthalten entzündungsfördernde Stoffe wie z.B. Arachidonsäure.

Förderlich ist der Verzehr von Fisch, Leinöl, Algenöl sowie Walnüsse, weil sie reichlich Omega-3-Fettsäuren enthalten. Ein zu hoher Konsum an Zucker ist ebenfalls schädlich. Um nicht ganz auf Süßigkeiten verzichten zu müssen, werden selbstgemachte grüne Smoothies, Nüsse, Obst und dunkle Schokolade empfohlen. Denn trotz der Erkrankung ist das Aufrechterhalten der Lebensqualität das oberste Ziel.

Schädliche Substanzen wie Alkohol und Nikotin sollten möglichst vermieden oder zumindest reduziert werden, da sie nachweislich negative Auswirkungen auf die Hirngesundheit haben können.

  • Regelmäßige Bewegung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie fördert nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern kann auch dazu beitragen, das Risiko für bestimmte neurologische Erkrankungen zu senken.

  • Neben diesen physischen Aspekten ist auch der soziale Kontakt von Bedeutung. Soziale Interaktion kann helfen, Krankheiten wie Demenz vorzubeugen und Einsamkeit entgegenzuwirken, die sich negativ auf die geistige Gesundheit auswirken kann.

Schließlich ist es wichtig, bei auftretenden Symptomen oder Problemen jeglicher Art ärztlichen Rat einzuholen. Eine frühzeitige Diagnose mit Therapie kann den Verlauf vieler neurologischer Erkrankungen positiv beeinflussen und dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten oder sogar zu verbessern.