Neurologe Mimoun Azizi - Vorstufe der Demenz: MCI kann schwerwiegende neurologische Erkrankungen ankündigen

Mild Cognitive Impairment (MCI) ist durch Symptome wie Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Orientierungsproblemen und Beeinträchtigung des Denkvermögens gekennzeichnet<span class="copyright">Getty Images/peterschreiber.media</span>
Mild Cognitive Impairment (MCI) ist durch Symptome wie Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Orientierungsproblemen und Beeinträchtigung des Denkvermögens gekennzeichnetGetty Images/peterschreiber.media

Wenn Gedächtnislücken und Konzentrationsschwierigkeiten zunehmen, denken viele an Demenz. Was viele nicht kennen, ist die Vorstufe einer Demenzerkrankung. Neurologe und Psychiater Mimoun Azizi erklärt das Phänomen Mild Cognitive Impairment (MCI) und seine Auswirkungen.

Mild Cognitive Impairment (MCI) ist ein Zustand, der durch Symptome wie Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Orientierungsproblemen und eine Beeinträchtigung des Denkvermögens gekennzeichnet ist. Die Betroffenen können sich subjektiv unwohl fühlen und im Alltag leicht eingeschränkt sein, obwohl ihre Fähigkeit, am Leben teilzunehmen, objektiv kaum beeinträchtigt ist.

Obwohl diese Symptome einer leichten kognitiven Beeinträchtigung ähnlich sein können wie die normalen Alterserscheinungen, geht MCI über das hinaus, was typischerweise mit dem Altern erwartet wird. Es stellt eine Zwischenstufe zwischen normalem Altern und Demenz dar und kann ein frühes Anzeichen für schwerwiegendere neurologische Erkrankungen sein.

Hauptursachen für MCI

Milde kognitive Beeinträchtigungen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Beispielsweise treten sie im Kontext psychischer Erkrankungen wie Depressionen auf und sind manchmal auch Nebenwirkungen von Medikamenten, Stoffwechselerkrankungen oder Drogenmissbrauch. Es ist daher wichtig, diese potenziellen Ursachen durch eine gründliche Anamnese und Untersuchungen auszuschließen.

Darüber hinaus können typische Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie und Hyperlipidämie ebenfalls zu milden kognitiven Beeinträchtigungen führen. Verschiedene andere medizinische Zustände und Hormonstörungen, wie Niereninsuffizienz, Schilddrüsenhormonungleichgewichte, Testosteronmangel sowie Östrogenstörungen, haben sich als mögliche Korrelation mit der Entstehung eines MCI erwiesen.

Auch bestimmte Nährstoffmängel können zur Entwicklung beitragen. Insbesondere ein Mangel an Vitamin B12 und Vitamin D scheint bei der Entstehung dieser Art von kognitiver Beeinträchtigung eine Rolle zu spielen.

Zusammenhang mit dementiellen Erkrankungen

Die MCI stellt in etwa zehn bis zwanzig Prozent der Fälle eine Vorstufe zu einer manifesten dementiellen Erkrankung dar, insbesondere vom Alzheimer Typ. Die frühzeitige Erkennung dieser milden kognitiven Beeinträchtigung ist daher für die Therapie von großer Bedeutung.

Durch das Konzept eines MCI können Personen, die ein hohes Risiko haben, an einer Demenz zu erkranken, frühzeitig identifiziert werden. In all diesen Fällen ermöglicht eine rechtzeitige Therapie das Verhindern oder zumindest das Hinauszögern der Entstehung einer manifesten Demenz um Jahre.

Welche Therapieoptionen gibt es?

Die Behandlung zielt vorrangig darauf ab, die Entwicklung zu einer Demenz zu verhindern. Da es bisher keine spezifischen Medikamente gibt, konzentriert sich die Therapie auf allgemeine Empfehlungen zur Demenzprävention. Dazu gehört der Verzicht auf Rauchen und Alkoholkonsum. Obwohl es keine harte Evidenz für den Einfluss dieser Risikofaktoren auf die Entstehung eines MCI und die Entwicklung hin zur Demenz gibt, zeigen viele Studien eine gewisse Korrelation.

Die Kontrolle der Risikofaktoren sollte engmaschig durch den Hausarzt und den Betroffenen selbst erfolgen, soweit dies möglich ist. Dabei reicht es nicht aus, dem Betroffenen die Empfehlungen nur mündlich mitzuteilen. Vielmehr sollte gemeinsam mit dem Betroffenen und den Angehörigen ein schriftliches Behandlungsprogramm erarbeitet werden. Dieses kann je nach Verfassung des Betroffenen bestimmte Sportarten empfehlen und sollte eine Psychoedukation hinsichtlich medikamentöser Therapie und Ernährung beinhalten.

Eine solche multimodale Therapie kann das Risiko minimieren, dass sich ein MCI später in einer Demenz manifestiert. Zudem führt sie zu einer Verbesserung der Lebensqualität und zur Aufrechterhaltung der Teilhabe am Leben. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto mehr Therapiemöglichkeiten stehen dem Betroffenen und dem Arzt zur Verfügung und desto größer sind die Chancen, die Progression deutlich zu verlangsamen.