New York: Das Geheimnis des "Mystery Burgers"

Das Geheimnis um den "Mystery Burger" wurde am Ende doch noch gelöst! (Foto: Twitter)
Das Geheimnis um den "Mystery Burger" wurde am Ende doch noch gelöst! (Foto: Twitter)

Das unerwartete Auftauchen eines weit gereisten Burgers mitten in New York versetzt das Internet in helle Aufregung. Doch dann meldet sich eine angebliche Besitzerin...

Lincoln Boehm wanderte frühmorgens nichtsahnend durch die Straßen New Yorks, als er plötzlich eine unerwartete Entdeckung machte. Boehm und seine Frau trauten ihren Augen kaum, denn direkt vor ihren Füßen lag ein perfekt eingewickelter, frischer, unversehrter “In-N-Out”-Burger. Und dann auch noch in der doppelten Variante als “Double-Double”.

Ihn dort mitten auf dem Sutphin Boulevard in Jamaica, Queens zu finden, war nicht nur deshalb bemerkenswert, weil nur ein Mensch ohne Herz einen so leckeren Burger unangebissen liegen lässt, sondern in erster Linie deshalb, weil die Burgerkette zwar sehr beliebt ist, aber nur in weiter westlich gelegenen Regionen der USA zu finden ist. Kein einziger der 346 “In-N-Out”-Burgerladen liegt weiter östlich, als der Bundesstaat Mississippi! Wie also kam der Burger nach New York? fragte sich Boehm, der selbst aus Kalifornien stammt und bekennender Fan der Burgerkette ist.

Hier zu sehen: Eine Filiale von "In-N-Out" Burger, die ebenfalls nicht in New York, sondern in Kalifornien liegt. (AP Photo/Adam Lau)
Hier zu sehen: Eine Filiale von "In-N-Out" Burger, die ebenfalls nicht in New York, sondern in Kalifornien liegt. (AP Photo/Adam Lau)

Boehm befürchtete bereits, dass er dem Geheimnis des “Mystery Burgers” niemals auf die Schliche kommen würde und dass es ihn bis zum Tage seines Todes beschäftigen würde, ähnlich wie “der Mord an JFK unsere Eltern”. Doch dann kam das Internet ins Spiel. Sein Freund David Gardner postete das Foto des unberührten Mystery-Burgers auf Instagram. Und die Geschichte nahm ihren Lauf. Über siebenhundert Mal wurde das Bild des verlorenen Burgers retweeted, um dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen.

Banksy, die Mafia oder der Präsident?

In den Kommentaren unter dem Foto entspann sich ein nach allen Internetregeln feinster Dialog. Die wildesten Verschwörungstheorien kursierten. Von Aliens war die Rede, einer sizilianischen Mafia-Botschaft per Burger, einer perfekt geplanten Online-Marketing Aktion der Burgerkette oder gar subversiver Kunst von Streetartist Banksy. Unter anderem wurde auch vermutet, der Burger sei von “einer sehr reichen Person per Privatflugzeug” nach Queens gelangt. Einer der berühmtesten Söhne der Stadt, der eine bekannte Vorliebe für Burger hat, sitzt momentan im Weißen Haus, doch das sind natürlich alles nur Spekulationen.

Selbst Alexandria Ocasio-Cortez, Shootingstar der US-Amerikanischen Politikszene mischte sich als Ur-New Yorkerin per Twitter mit einem Kommentar ein. Der Fund habe sie “bis ins Mark erschüttert”.

Boehm selbst dachte bereits, es könne sich möglicherweise um eine Situation wie in dem Animationsfilm “Wolkig mit Aussichten auf Fleischbällchen” handeln. Dort regnet es Fastfood aus dem Himmel. Nicht total unwahrscheinlich, denn schließlich liegt die nächste Filiale über 2000 Kilometer vom Fundort entfernt.

Das Geheimnis ist gelüftet!

Doch dann kam die Wende! Aus dem Nichts meldete sich die 16 Jahre alte Helen Vivas aus Queens per Instagram bei Boehm. Natürlich war der Burgerfinder zunächst höchst argwöhnisch, ob es sich bei der Schülerin tatsächlich um die rechtmäßige Besitzerin handeln könnte. Doch Vivas konnte ihre Ansprüche mit Fakten untermauern, wie Boehm in einem Gastbeitrag für die “Vice” schildert. Die Teenagerin war zu einem Familienbesuch nach San Diego geflogen und am fraglichen Tag mit einem Jet-Blue-Flug frühmorgens am New Yorker Flughafen “JFK” gelandet und wollte mit dem Bus nach Hause fahren.

Beim Versuch, den wartenden Bus rennend zu erreichen sei ihr dann der Burger aus der Tüte gefallen. Haargenau legte sie einen Beweis nach dem anderen vor. Inklusive Flugzeiten, einer Instagram-Story, in der sie ihren Besuch bei “In-N-Out” Burger dokumentiert und einem Foto ihrer Kreditkarten-Rechnung, die beweist, dass sie dort auch tatsächlich von nicht nur einen, sondern gleich zwei “Double-Double” Burger käuflich erworben hat. Kurzum, alle Indizien sprachen für den rechtmäßigen Anspruch der 16-Jährigen.

Minutiös konnte so die mysteriöse Reisegeschichte des Burgers nachvollzogen werden. Selbst die Fallhöhe des Burgers und warum er im perfekten Winkel landete, stellte Boehm nach, indem er eine gleich große Kollegin zum Selbstversuch bat. Auch, warum der Burger trotz Reisestrapatzen noch so frisch aussah, konnte Vivas erklären. Sie hatte extra die Variante ohne Soße gewählt, damit der Burger auf dem Flug nicht zu matschig wird.

Boehm hatte dank der Aufmerksamkeit mittlerweile schon einen Onlineshop aufgemacht, wo er T-Shirts des Mystery-Burgers verkaufte. Der Erlös allerdings geht nicht in seine Tasche, sondern an die New York City Foodbank, die gemeinnützige Tafel, die bedürftige Menschen in der Metropole mit Essen versorgt.

Den Burger bekam die ursprüngliche Besitzerin zwar nicht zurück, aber da sie sehr höflich um eines der T-Shirts bat, schickte ihr Boehm selbiges zu und lud sie dazu mit ihrer Familie zu sich und seiner Frau zu einem Grillabend ein. Ob er ihr einen Burger zum Mitnehmen anvertraute, ist nicht übermittelt.