Nicht nur "Fight Club": Diese Filme wurden in China zensiert

Die erste Regel des Fight Club: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club. Die zweite Regel des Fight Club: In China gewinnt am Ende immer die Regierung. Denn der kultige Film "Fight Club" bekam dort ein anderes Ende verpasst - und er ist nicht der einzige.

Jeder Filmfan kennt das ikonische Ende von
Jeder Filmfan kennt das ikonische Ende von "Fight Club" - nur nicht in China, wo dieses kurzerhand ersetzt wurde (Bild: ddp Images)

Zum ersten Mal seit seiner Vorführung auf dem Shanghai International Film Festival im Jahr 1999 ist "Fight Club" in China wieder zu sehen: Die nationale Streaming-Plattform Tencent Video hat den Kultfilm von David Fincher ins Programm aufgenommen - allerdings mit einem radikal veränderten, von der chinesischen Regierung abgesegneten Ende, wie unter anderem "Vice" berichtet.

In der Original-Version endet der Film, indem der Erzähler (Edward Norton) sein eingebildetes Alter Ego Tyler Durden (Brad Pitt) umbringt und dann neben seiner Freundin (Helena Bonham Carter) händchenhaltend dabei zusieht, wie die Wolkenkratzer des New Yorker Bankenviertels durch Bombenanschläge in sich zusammenfallen.

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In China hingegen konnte die Polizei die Bombenanschläge rechtzeitig verhindern und kam auch dem namenlosen Protagonisten auf die Spur, der verhaftet und in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wurde, wo er erfolgreich behandelt werden konnte.

Ein solches Ende haben Norton, Pitt oder Carter freilich nie gedreht, und so ist es eine eingeblendete Texttafel, die das Finale von "Fight Club" in China ersetzt - eine Film-Zensur, die an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist.

Film-Zensur ist in China keine Seltenheit

Zumindest möchte man das meinen: Doch in China, wo die Regierung mit allen Mitteln arbeitet, um Medien und Meinungsbildung zu kontrollieren, ist es tatsächlich keine Seltenheit, dass Hollywood-Filmen ein anderes Ende verpasst wird oder Erzählstränge entfernt werden. Ein 2016 erlassenes Gesetz erlaubt dies, wenn der Film in den Augen der chinesischen Behörden "die nationale Sicherheit gefährden", "die nationale Würde verletzen" oder "die gesellschaftliche Ordnung stören" würde.

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Hier ein paar Beispiele für Filme, die in China etwas anders aussahen:

"Bohemian Rhapsody"

LGBT-Themen fallen in China offenbar unter jene Dinge, die "die gesellschaftliche Ordnung stören" würden. Bei dem Biopic des legendären Queen-Frontmanns aus dem Jahr 2019 wurden jegliche Anspielungen auf dessen Sexualität oder Aids-Erkrankung geschnitten. Zwei Szenen, in denen Männer sich küssen, wurden ebenso entfernt wie die Erwähnung des Wortes "schwul".

LGBT-Ikone Freddie Mercury wurde in der chinesischen Version von
LGBT-Ikone Freddie Mercury wurde in der chinesischen Version von "Bohemian Rhapsody" zum Hetero (Bild: ddp Images)

"Alien: Covenant"

Selbst küssende Androiden sind in China unerwünscht: Eine solche Szene wurde 2017 aus der Sci-Fi-Saga von Ridley Scott entfernt, ebenso wie mehrere Szenen, die Gewalt zeigen. Insbesondere solche Sequenzen, in denen Aliens Menschen angreifen, schienen den chinesischen Zensoren ein Dorn im Auge zu sein. Insgesamt wurden sechs Minuten aus "Alien: Covenant" entfernt, bevor er der Bevölkerung zugemutet wurde.

"Lord of War"

Auch dieser Film bediente sich der Methode, ihn durch einen abrupten Schnitt enden und mittels Texttafel zu Ende erzählen zu lassen. In dem Film kommt der von Nicolas Cage gespielte Waffenhändler Yuri Orlov ohne Gefängnisstrafe oder andere Konsequenzen für seine kriminellen Handlungen davon und kann sich weiterhin seinen Waffen-Deals widmen. Am Ende wird der Zuschauer außerdem darüber informiert, dass fünf feste Mitglieder des Weltsicherheitsrats zu den größten Waffenhändlern der Welt zählen - darunter auch China.

Für die dortige Regierung natürlich ein Unding, und so wurde in der Version für Tencet Video stattdessen erklärt, dass Orlov all seine Verbrechen gestanden hätte und zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden sei.

In
In "Iron Man 3" gerät Robert Downey Jr. als Titelheld in allerlei gefährliche Situationen. Für China drehte Marvel eine besondere Version, in der ein chinesischer Arzt ihn aus einer solchen rettet (Bild: ddp Images)

"Iron Man 3"

Dies löste Kontroverse jenseits der Grenzen von China aus, denn Marvel drehte selbst eigens Material für die chinesische Version, die vier Minuten länger ist als jene, die der Rest der Welt zu sehen bekam. Unter anderem zeigt "Iron Man 3" in der veränderten Version, wie ein chinesischer Arzt dem Marvel-Helden das Leben rettet. Eine Texttafel war hier also nicht nötig - und dass Disney und Marvel den chinesischen Marktvorgaben derart in die Karten spielten, sorgte für viel Kritik.

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