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Nicolas Puschmann: Das macht "Prince Charming" so besonders

Nicolas Puschmann ging als "Prince Charming" auf die Suche nach dem Richtigen. (Bild: TVNOW / Arya Shirazi)
Nicolas Puschmann ging als "Prince Charming" auf die Suche nach dem Richtigen. (Bild: TVNOW / Arya Shirazi)

Im Herbst 2019 holte TVNow das erste Gay-Dating-Format "Prince Charming" nach Deutschland und zeigte die Kuppelshow exklusiv als Online-Stream. Mittlerweile wurde die erfolgreiche Show in der Kategorie "Unterhaltung" sogar mit einem Grimme-Preis 2020 prämiert und feiert nun ihre Free-TV-Premiere (20. April, immer montags um 22:10 Uhr bei VOX).

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät "Prince Charming" Nicolas Puschmann (29), warum er sich unter der Sonne Griechenlands auf die Suche nach dem Richtigen gemacht hat und wie er den Ausgang der Show für die TV-Zuschauer möglichst geheim halten möchte. Zudem erzählt er, was die Show bereits für die LGBT-Community leisten konnte und warum er keine Angst vor den Reaktionen des TV-Publikums hat.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, als "Prince Charming" auf Liebessuche im TV zu gehen?

Nicolas Puschmann: Ich habe es als Chance gesehen, sich auf ganz neuen Wegen zu verlieben. Die reale Datingwelt ist sehr schnelllebig und viele Menschen wischen potentielle Dates mit einem Wisch weg oder blättern durch Dating-Apps wie durch einen Katalog. Oftmals führen nur reine Äußerlichkeiten zur Kontaktaufnahme. Anders ist es auf einer Insel, ohne Handy mit 20 Männern. Ich wollte einfach mal wieder Zeit für die Liebe haben und Menschen kennenlernen, ohne von Social Media, Handy oder anderen Meinungen abgelenkt zu sein. Eine wirklich erfrischende Erfahrung.

Was haben Sie sich für die Show vorab vorgenommen?

Puschmann: Ich habe mir vorgenommen, immer 100 Prozent Nicolas zu sein und zu bleiben, egal wie kurios Momente auch sein könnten. Selbst zu entscheiden, wann und wen ich küsse und wann ich es auch einfach nicht zulassen möchte. Ansonsten bin ich völlig unbefangen und ohne große Vorsätze in das Abenteuer gestartet. Im Nachhinein hat mich das tierisch entspannt und mir jeglichen Druck genommen. Wir sind einfach authentisch in den Tag gestartet und haben unser Leben gelebt. Vor allem konnten wir ungezwungen über unsere Vergangenheit und Herausforderungen sprechen. Und ganz ehrlich, wann konnte man einfach mal rauchen und trinken und Spaß haben vor der Kamera, egal wie man aussah? Herrlich! (lacht)

"Prince Charming" ist die erste schwule Dating-Show Deutschlands und wurde bereits als TVNow-Original online gezeigt. Jetzt kommt die Sendung auch ins lineare Fernsehen und erreicht noch mehr Menschen. Was bedeutet Ihnen das?

Puschmann: Ich bin absolut stolz auf die Entwicklung von "Prince Charming". Als ich damals in den Flieger nach Kreta gestiegen bin, war mir nicht bewusst, was dieses Format für Ausmaße annehmen würde. Es macht mich glücklich, dass wir nun auch der breiten Masse zeigen dürfen, dass ein Kuss zwischen zwei Männern absolut nichts ist, wo man wegschauen muss und dass sich die Dates von den heterosexuellen Pärchen nicht unterscheiden. Es ist dasselbe Gefühlschaos, dieselbe Trauer, dieselben Emotionen. Auf der anderen Seite bekommen die Zuschauer aber auch einen Einblick darin, wie unterschiedlich "Outings" sein können, was für schwere Schicksäle manchmal dahinterstecken und werden so hoffentlich für das Thema sensibilisiert.

Haben Sie Angst vor den Reaktionen?

Puschmann: Nein, ich bin neugierig. Jeder darf seine Meinung haben und eine gute Diskussion sorgt dafür, dass das Thema Homosexualität mehr in den Vordergrund rückt und sich die Gesellschaft automatisch damit auseinandersetzen muss.

Welche Reaktionen haben Sie nach der Online-Ausstrahlung erreicht, sowohl aus der Community als auch von anderen Zuschauern?

Puschmann: Ich habe wirklich extrem viele Zuschriften bekommen mit Danksagungen für das Format und die Offenheit und Authentizität, die diese Sendung mit sich bringt. Es haben sich etliche Jugendliche endlich getraut, sich bei ihren Eltern zu outen und einige schrieben mir, dass sie dankbar für den Einblick sind und sich absolut aufgeklärt und sensibilisiert fühlen. Einige Mädels wünschten sich auch schwul zu sein und so eine Lebensfreunde versprühen zu können beziehungsweise damit sie den Cast daten können (lacht).

Was unterscheidet eine schwule Dating-Show von anderen Dating-Formaten?

Puschmann: Auf der einen Seite unterscheidet eine gleichgeschlechtliche Datingshow überhaupt nichts von den regulären, bekannten Formaten. Es ist alles gleich, Gefühle, Liebe, Küsse, Intrigen, Streit. Auf der anderen Seite unterscheidet sich das Format doch sehr. Die Kandidaten können sich hier erstmals auch untereinander verlieben. Des Weiteren sieht man sehr schön, dass zwar alle Kandidaten um den gleichen Mann buhlen und auch der Prince seine gesonderte Position lebt, dennoch fühlt man sich als Einheit und als Community. Bei den Gruppendates konnten wir zeigen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die respektvoll miteinander umgeht.

Hat Sie das Flirtpotential innerhalb des Teilnehmerfelds nicht gestört?

Puschmann: Absolut nicht, es wäre schon sehr surreal von mir gewesen zu denken, dass ich der einzige interessante Mann im Haus bin. Insofern habe ich einfach gehofft, dass noch ein paar Männer übrigbleiben, die sich auch für mich interessieren (lacht).

Wie hat sich Ihr Leben nach der Show verändert?

Puschmann: Ich habe meinen Vertrieblerjob auf Teilzeit gekürzt und nehme mir die Zeit, um viele neue Erfahrungen zu machen. Die erhaltene Aufmerksamkeit hat sich nach der Show natürlich geändert. Auf einmal interessieren sich Personen für mein Leben, ich werde auf der Straße erkannt und fremde Personen sind Teil meines Lebens. Ich kann das alles noch immer nicht glauben, ich bin einfach dankbar und sehr glücklich. Die ganze Entwicklung ist für mich super spannend und immer noch ganz besonders und ich bin absolut gespannt, was noch alles passieren wird. Ich bin bereit.

Die Show hat auch einen Grimme-Preis bekommen, auf Instagram haben Sie den Preis der Community gewidmet. Welchen Beitrag konnten Sie für sie leisten?

Puschmann: Schon mit meiner Teilnahme wollte ich ein sichtbares Zeichen für Toleranz setzen und der Community in der deutschen TV-Landschaft ein Gesicht geben, da es sich bei "Prince Charming" ja um die erste homosexuelle Datingshow in Deutschland überhaupt handelt. Während der Produktion war ich stets ich selbst und bei allem Spaß, den wir bei dem Format hatten, ist es uns beispielsweise gelungen, in einer Unterhaltungssendung respektvoll und würdevoll mit dem Thema Coming-out umzugehen. Dabei haben es mir die übrigen Teilnehmer einfach gemacht, diesem Anspruch gerecht zu werden, weil der Cast in seinen Facetten einen Teil der schwulen Community widergespiegelt hat und sie sich mir und somit der Öffentlichkeit gegenüber emotional geöffnet haben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Verhalten Sie sich ab der Ausstrahlung anders, um den TV-Zuschauern nicht alles zu verraten?

Puschmann: Ich werde mich auf den Social-Media-Plattformen natürlich ein wenig anders strukturieren für die Zeit. Wer die Datingshow schon auf TVNow gesehen hat, weiß, dass es einfach am meisten Spaß macht, wenn man von Beginn an bis zum Ende mitfiebern kann, ohne gespoilert zu werden. Und da helfe ich gerne mit. Natürlich werden aber alte Einträge oder auch Bilder nicht entfernt. Immerhin sind es tolle Bilder mit einer ganz besonderen Person für mich. Ansonsten habe ich aber keine Einschränkungen und kann mich ganz frei bewegen.

Wie erleben Sie derzeit die Corona-Krise und wie vertreiben Sie sich die Zeit?

Puschmann: Die Zeit entschleunigt mich total. Ich beschäftige mich wieder mit den wesentlichen Sachen im Leben wie Familie und Freunde und man kann sich neu strukturieren und aufstellen. Ich merke, dass man in vielerlei Hinsicht im Überfluss lebt und gerade jetzt stelle ich fest, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht. Ich passe mich jeder Situation an und mache das Beste daraus. Aktuell mache ich viel für die Wohnung, habe Zeit für neue Rezepte und mache viel Sport. Generell bin ich aber gerne unterwegs und mag die Tage, die voll mit Terminen sind. Insofern stehe ich schon in den Startlöchern und von mir aus, kann der Alltag gerne wieder schnell zurückkommen.