"Niemand hat was dagegen getan": Primetime-Doku über Kindesmissbrauch in den Kirchen

90 Minuten über Kindesmissbrauch in der Kirche, zur "besten" Sendezeit bei RTLZWEI: Fünf Missbrauchsopfer beider christlicher Kirchen erzählen ihre Geschichte in einer 90-minütigen Spiegel TV-Produktion.

Ungewöhnlich anspruchsvolle, harte Kost bei einem Sender, der nicht bedingt dafür bekannt ist: Am Samstagabend, 7. November, läuft um 20.15 Uhr der 90-minütige Dokumentarfilm "Der heilige Schein - Tatort Kirche" bei RTLZWEI. In der Spiegel TV-Produktion erzählen fünf Opfer sexualisierter Gewalt in der katholischen und evangelischen Kirche von ihrem Kampf für Wiedergutmachung des erlebten Unrechts. "Diese Kirche hat zugelassen, dass mich katholische Priester missbrauchen, und niemand hat was dagegen getan", klagt der heute 53 Jahre alte Bernd an. Original Film- und Fotomaterial aus den 80er-Jahren und kunstvoll-düstere Illustrationen der Missbrauchs-Vorgänge im Graphic-Novel-Stil helfen dabei, die sexuellen Übergriffe auf nachvollziehbare, aber sensible Weise zu erzählen.

Auch Angelika, Raphael, Kerstin und Christian outen sich im Dokumentarfilm von Annette Heinrich und Christian Hestermann als Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und kirchliche Mitarbeiter. Das Erlebte prägte sie bis heute, Ihre Biografien, Gesundheit und ihr Lebensgefühl haben tiefe Narben davongetragen. Für den Film haben die Protagonisten beschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen und ihr Schweigen zu brechen. Sie sind der Meinung: Die Kirchen sind noch weit davon entfernt, künftigen Missbrauch zu verhindern - daher wollen sie sich für eine bessere Aufklärungsarbeit und mehr Gerechtigkeit den Opfern gegenüber stark machen.

Die Interviews und animierten Szenen werden durch privates Filmmaterial ergänzt, auch alte TV-Beiträge über kirchliche Einrichtungen wie das Kinderheim Korntal, wo großflächiger Missbrauch erst Jahrzehnte später ans Licht kam, sind Teil des Films. Nach der linearen TV-Premiere steht "Der heilige Schein - Tatort Kirche" 30 Tage lang kostenlos beim RTL-eigenen Streamingsdienst www.tvnow.de zur Verfügung, am Anschluss daran wandert er in den kostenpflichtigen Premium-Bereich.