Nigerias Opposition fordert Annullierung von "Scheinwahl"

Trotz eines deutlichen Vorsprungs für den Kandidaten der Regierungspartei haben die beiden größten Oppositionsparteien Nigerias am Dienstag die Annullierung der Präsidentschaftswahl vom Wochenende gefordert. Die "gesamte Wahl" sei "unwiederbringlich kompromittiert", sagte der Parteivorsitzende der Labour-Partei (LP), Julius Abure, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der Demokratischen Volkspartei (PDP). "Wir verlangen, dass diese Scheinwahl sofort abgebrochen wird", fügte Abure hinzu.

Die Opposition habe "komplett das Vertrauen in den gesamten Prozess verloren", sagte der LP-Chef und forderte, dass "eine neue Wahl durchgeführt wird". Er forderte zudem die Entlassung von Mahmood Yakubu, dem Chef der nigerianischen Wahlaufsichtsbehörde Inec. "Im Gegensatz zu den Unterstellungen beider Parteien deuten die Ergebnisse aus den Bundesstaaten auf einen freien, fairen und glaubwürdigen Prozess hin", erklärte die Inec daraufhin.

Nach Teilergebnissen aus bislang 22 der 36 nigerianischen Bundesstaaten - einschließlich der Hauptstadt Abuja - gewann der Kandidat der sozialdemokratischen Regierungspartei APC, Bola Tinubu, neun Bundesstaaten mit 5,7 Millionen Stimmen. Dahinter lag Atiku Akubakar von der PDP: Er gewann demnach sieben Bundesstaaten mit 4,4 Millionen Stimmen, während LP-Kandidat Peter Obi fünf Bundesstaaten und die Hauptstadt mit 2,9 Millionen Stimmen für sich verbuchen konnte.

Der 70-jährige Tinubu gilt als Polit-Veteran. Von 1999 bis 2007 amtierte er als Gouverneur des Bundesstaates Lagos. Doch während des Wahlkampfs wurden Fragen zu seiner Gesundheit, früheren Bestechungsvorwürfen und Verbindungen zu Buharis politischem Erbe aufgeworfen.

Fast 90 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Muhammadu Buhari zu bestimmen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Neben dem Präsidenten wurden auch beide Kammern des Parlaments neu gewählt.

Die Wahl war größtenteils friedlich verlaufen. Viele Wahllokale öffneten jedoch erst sehr spät und Verzögerungen und technische Probleme beeinträchtigten das Hochladen der ausgezählten Stimmen auf eine zentrale Internetseite. Die Bekanntgabe der Ergebnisse hat sich dadurch verzögert. Inec erklärte, die Probleme hätten technische Ursachen. Die Opposition befand jedoch, Fehler im System ermöglichten Manipulationen und Unregelmäßigkeiten bei den Ergebnissen.

Abure rief den scheidenden Präsidenten Buhari zum Einschreiten auf. Es handele sich um "einen großen Test Ihrer Integrität", sagte der Oppositionsführer. "Benutzen Sie Ihr Amt, um die Nigerianer vor dieser schlechten Wahlleitung zu schützen."

Wer auch immer auf Buhari folgt, steht vor enormen Herausforderungen. Die Inflation in der größten Volkswirtschaft und dem wichtigsten Ölproduzenten Afrikas liegt im zweistelligen Bereich. Er muss sich auch mit der brutalen Gewalt im Nordosten des Landes auseinandersetzen, wo Dschihadisten seit 14 Jahren für einen eigenen Staat kämpfen. Durch den Konflikt sind nach UN-Angaben seit 2009 mehr als 40.000 Menschen getötet und rund zwei Millionen Menschen vertrieben worden.

kas/mid