Er nimmt Touristen in Schutz - Gastro-König rechnet mit Malle-Demonstranten ab: „Benehmen sich wie Ballermänner“

El Arenal: Menschen demonstrieren an einem Strand auf Mallorca aus Protest gegen den Massentourismus auf der Balearen-Insel.<span class="copyright">dpa</span>
El Arenal: Menschen demonstrieren an einem Strand auf Mallorca aus Protest gegen den Massentourismus auf der Balearen-Insel.dpa

Die Wut der Mallorquiner auf den Massentourismus nimmt zu. Jetzt bricht der bekannte Gastro-König Juan Ferrer eine Lanze für die Mallorca-Touristen - und rechnet stattdessen mit den Einheimischen ab.

Die Bilder und Nachrichten gingen viral: Einheimische haben am Wochenende symbolisch den besonders bei deutschen Urlaubern beliebten Strand am „Ballermann“ in Palma de Mallorca besetzt. Bislang verliefen die Proteste gegen den zunehmenden Massentourismus auf der Insel immer friedlich. Doch nun sind erste Graffiti mit Slogans wie „Kill a tourist“ aufgetaucht. Darüber berichtet die „Mallorca-Zeitung“.

Mallorca-Gastronom nimmt Touristen in Schutz

Nun überrascht einer der einheimischen Restaurant-Könige mit Aussagen, die die Urlauber in Schutz nehmen – und den Mallorquinern selbst die Schuld für die Misere geben: Juan Ferrer, der an der Ballermann-Zeile neun Restaurants betreibt. Die Hauptschuld lastet Ferrer den Vermietern an, die ihre Wohnungen über Airbnb „lieber an Touristen vermieten oder an Ausländer verkaufen als an Einheimische, weil sie damit mehr Geld verdienen“, sagte Ferrer der „ FAZ “.

Und auch die mallorquinische Politik habe wesentlich dazu beigetragen, dass es für Einheimische immer schwerer werde, eine bezahlbare Wohnung oder ein eigenes Haus zu finden. „Die linken Regionalregierungen (...) haben verhindert, dass genug neue Wohnungen gebaut wurden.“ Und jetzt, wo sie seit einem Jahr in der Opposition seien, „laufen sie bei den Demonstrationen ganz vorn mit und protestieren gegen das, was sie selbst verursacht haben“, so Ferrer weiter.

Einheimische benehmen sich wie „mallorquinische Ballermänner“

Der Politik der linken Regionalregierungen sei es nicht gelungen, angemessen darauf zu reagieren, dass die Bevölkerung der beliebten Mittelmeerinsel in den vergangenen 20 Jahren um ein Drittel gestiegen sei. Das Gleiche gelte für die zunehmenden Touristenzahlen. Dabei fehlten nicht nur Wohnungen, auch die Infrastruktur sei nicht mitgewachsen.

Stattdessen würden jene Politiker die „legitimen Proteste“nun für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren, kritisiert Ferrer in der „FAZ“ weiter. „Außerdem werden die Demonstrationen zunehmend zu einem Event, die Teilnehmer benehmen sich wie mallorquinische Ballermänner, mit Partymusik und Alkohol.“

Auch ein Blick auf den Verkehr zeige, dass nicht zu viele Urlauber das Hauptproblem seien. Fast jeden Tag gebe es Staus im Großraum von Palma, zudem fehlten Parkplätze. „Am wenigsten Verkehrsprobleme haben wir übrigens im Juli und August. Dann ist hier zwar touristische Hochsaison, aber die Schulen haben zu und die Beschäftigten sind verreist.“

„Häuser von drei auf sechs Etagen aufstocken“

Ferrer macht auch konstruktive Vorschläge, wie sich die Situation der Wohnungsnot entschärfen ließe. Er könne durchaus nachvollziehen, dass die politischen Entscheider ein fortschreitendes „Zubauen“ der Insel verhindern wollten. Neubauten, so der Gastronom, seien für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum aber nicht vonnöten. Es reiche, diverse bestehende Gebäude beispielsweise am Ballermann von drei auf sechs Etagen aufzustocken.

Airbnb nur dort erlauben, wo keine Wohnungsnot herrscht

Eine Begrenzung der Touristenzahlen über weniger Flüge erteilte Ferrer eine Absage. Mallorca brauche die Touristen. Hilfreich wäre hingegen, die Vermietung von Wohnungen über Airbnb an Urlauber „drastisch einzuschränken“. Dies sollte nur noch außerhalb des Großraums von Palma de Mallorca erlaubt werden, wo keine Wohnungsnot herrsche, so Ferrer. „Diese Vermietung blockiert ja nicht nur Wohnraum, sondern zieht auch manchmal die falschen Leute an: Partygäste, die nachts für Lärm im Haus sorgen.“

Initiative will Flip-Flops und Badehosen am Abend verbieten

Ferrer hat eine Initiative namens „Palma Beach“ mit 43 Restaurants, Hotels, Clubs und anderen Freizeiteinrichtungen gegründet, die höhere Qualitätsvorgaben im Tourismus umsetzen wollen. Zu den Regeln zählt zum Beispiel auch ein Dress-Code, der Flip-Flops, Badehose und Trikots am Abend untersagt.

Dem Unternehmer schwebt zudem vor, Musikfestivals und Sportveranstaltungen an den Ballermann zu holen - „ein bisschen wie Las Vegas“.