"Niveau albanischer Hütchenspieler": Markus Lanz geht Verkehrsminister Scheuer wegen Maut-Desaster hart an

Bei "Markus Lanz" ging es am Donnerstagabend heiß her. Die Protagonisten: Markus Lanz und Andreas Scheuer. Der Verkehrsminister stand wegen seines Verhaltens bezüglich der PKW-Maut schwer unter Beschuss und musste sich harte Nachfragen, aber auch fragwürdige Witze von Markus Lanz gefallen lassen.

Aufgeheizte Stimmung bei "Markus Lanz": In der ZDF-Talkshow drehte sich am Mittwochabend alles um das Thema PKW-Maut. Im Studio begrüßte der Gastgeber Moderator Ranga Yogeshwar, Autor Peter Wohlleben, "FAZ"-Journalistin Helene Bubrowski - und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Letzterer erlebte einen unruhigen Abend und wurde von allen Seiten attackiert. Markus Lanz hingegen fiel eher durch unpassende Witze auf und vergriff sich einmal gar ganz im Ton.

Aber der Reihe nach: Schon bei der Vorstellung Scheuers zeigte sich Markus Lanz fragwürdigen Witzen zugeneigt. Horst Seehofer, im Wahlkampf 2013 noch CSU-Chef, sei damals "eingefallen, wie man das böse Wort Autobahnmaut in den Ohren der Wähler so aufregend klingen lassen könnte wie einen neuen Hit von Helene Fischer: Nämlich dann, wenn nur Ausländer sie bezahlen!" Doch damit nicht genug, Lanz legte nach: "Jetzt, sieben Jahre später denkt bei der Maut leider keiner mehr an Helene Fischer, sondern eher an den Wendler."

Scheuer im Kreuzfeuer der Kritik

Zu lachen hatte der Verkehrsminister in der Sendung aber schnell nichts mehr. Scheuer, der wegen seines Verhaltens rund um die PKW-Maut und seinen Versäumnissen bezüglich der Betreiber-Verträge massiv unter Beschuss steht, bekam auch bei "Markus Lanz" die volle Breitseite der Kritik ab. Bubrowski kommentierte Scheuers Rolle: "Wenn der EuGH anders entschieden hätte, dann würden Sie hier sitzen als der strahlende Sieger. Dann würden wir vielleicht Diskussionen darüber führen, ob Sie der Kanzlerkandidat sind!" Stattdessen habe er "gespielt, hoch gepokert und verloren". Lanz sprang der Journalistin bei und urteilte: "Das war der populistische Ausfallschritt!"

Scheuer versuchte dem Fragengewitter entgegenzuhalten und räumte ein, dass man hinterher immer schlauer sei. Außerdem verwies er auf seine "Pflicht als Minister", der Abstimmung im Bundestag zu folgen und das bereitgestellte Geld aus dem Haushalt zu verwenden. Einen Fehler gestand sich Scheuer nicht ein, eindeutige Antworten auf viele der Fragen verweigerte er aber. Er habe nichts falsch gemacht, so das Fazit des Verkehrsministers. "Alle sagen seit Jahren: Das Beste wäre, mit der ökologischen Lenkungswirkung, eine Pkw-Maut", so die klare Aussage des 45-Jährigen.

Vorwurf der Diskriminierung

Lanz fragte kritisch nach: "Für alle? Oder für Ausländer? Das ist genau der Punkt!" Zwar entgegnete Scheuer: "Natürlich für alle." Der Moderator feuerte zurück: "Wir sollten uns hier jetzt keine Märchen erzählen!" Der Minister ließ sich allerdings nicht provozieren und entgegnete ruhig: "Ich habe eine andere Rechtsauffassung als der EuGH. Ich schließe mich dem EuGH-Generalstaatsanwalt an!" Das brachte bei Lanz das Fass zum Überlaufen: "Das ist jetzt das Niveau albanischer Hütchenspieler."

Der Rest der Runde sprang dem Moderator bei. Yogeshwar etwa urteilte: "Es war ein Projekt aus Bayern mit der Betonung auf Ausländer-Maut." Es sei um Diskriminierung gegangen, und damit sei ein Gefühl bedient worden nach dem Motto: "Die Ausländer nehmen uns nicht nur die Jobs weg, sondern sie benutzen auch noch unsere Straßen und zahlen nicht dafür." Bubrowski ergänzte abschließend: "Wer ein bisschen die Rechtsprechung des EuGH verfolgt, weiß, dass die seit jeher ganz konsequent gegen alle Diskriminierungen des Binnenmarkts vorgehen."