Doch noch Hoffnung?: Bahnhofsbuchhandlung Ludwig startet Kampagne für ihren Erhalt

19.000 Unterschriften hat die Buchhandlung bereits gesammelt.

Die Nachricht sorgte Ende des vergangenen Jahres für Aufregung: Die traditionsreiche Buchhandlung Ludwig im Hauptbahnhof muss schließen und der unter Platznot leidenden Bundespolizei weichen. Nun gibt es offenbar doch Hoffnung, dass es mit der Bahnhofsbuchhandlung weitergehen könnte. „Die Verhandlungen laufen, und wir sind sehr zuversichtlich, dass sich eine Lösung ergibt“, sagt Hansgert Eschweiler, Sprecher der Unternehmensgruppe Dr. Eckert, zu der das Geschäft inzwischen gehört. Auch die Bahn signalisiert auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Interesse. Man bespreche derzeit eine Neukonzeption des gesamten Angebots von Presse- und Buchartikeln ab dem Jahr 2020. „Ziel ist es, auch das Sortiment Buch weiter im Hauptbahnhof anzubieten“, so ein Bahnsprecher auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bei den Mitarbeitern indes ist die Unsicherheit weiterhin groß. Alles sei noch in der Schwebe, heißt es. Es gebe viele Gerüchte, aber nichts Konkretes. Die Bahn hatte im vergangenen November den Mietvertrag für das 700 Quadratmeter große Ladenlokal, das sich über drei Etagen erstreckt, gekündigt. Ende 2019 soll in der bisherigen Form Schluss sein. Damit würde ausgerechnet jene Buchhandlung verschwinden, die nicht nur zu den ersten Geschäften im Kölner Hauptbahnhof überhaupt gehörte, sondern in der Nachkriegszeit Schauplatz der bundesweit beachteten „Mittwochsgespräche“ war – mit so illustren Gästen wie Heinrich Böll, Joseph Beuys, Theodor W. Adorno, Gustav Gründgens und Peter Lorre. Als erste deutsche Talkshow, die auch bundesweit im Hörfunk übertragen wurde, gingen die Gespräche in die Geschichte ein. Buchhändler Gerhard Ludwig hatte sie 1950 unter dem Motto „Freier Eintritt, freie Fragen, freie Antworten“ etabliert. „Für die junge Demokratie im Nachkriegsdeutschland waren diese politisch-kulturellen Debatten sehr wichtig“, sagt Ulrich Krings, ehemaliger Stadtkonservator und Autor mehrerer Bücher über den Hauptbahnhof. Ein Umbau des Bahnhofs besiegelte 1956 nach 260 Folgen ihr Ende. Kunden bleiben treu und unterschreiben für Erhalt Angesichts dieser Tradition ließ der Widerstand gegen die drohende Schließung nicht lange auf sich warten: Unter dem Motto „save ludwig“ riefen Mitarbeiter des Buchladens eine Unterstützer-Kampagne ins Leben. „Wir haben bereits 19 000 Unterschriften gesammelt“, berichten Jenny Lentes und Marcel Jansen vom Mitarbeiter-Komitee. „Viele Kunden haben schockiert auf die Nachricht reagiert und spontan angeboten, Sit-ins zu organisieren. Manche haben ihren ganzen Familien- und Freundeskreis vorbeigeschickt, um zu unterschreiben.“ Zu den Stammkunden gehört Günther Weiler. Mehrmals in der Woche kommt der 54-jährige Lokführer in seinen Pausen oder nach Dienstschluss vorbei, um in Eisenbahn-Literatur zu schmökern. Denn die Buchhandlung am Gleis zeichnet sich heutzutage durch ein Eisenbahn-Sortiment aus, wie es in seiner Breite nur wenige Spezial-Läden aufweisen. Es gibt Fachzeitschriften mit Titeln wie „Loco-Revue“ und „Garden Railways“ oder opulent gestaltete Bildbände zur Historie der Schmalspur-Bahn oder zum „Dampflok-Paradies DDR“. „Mir würde wirklich etwas fehlen, wenn der Laden zumacht“, sagt Weiler, der im Übrigen findet: „Im Bahnhof war immer eine Buchhandlung. Die gehört einfach hierhin, mehr als zum Beispiel eine Parfümerie.“ Zukunft weiter offen Wie die von Deutscher Bahn und Unternehmensgruppe Eckert angedeutete Zukunftslösung aussehen könnte, ist indes weiter offen. Die Bundespolizei wird nach Angaben der Bahn nur einen Teil der Flächen nutzen. Im Erdgeschoss soll weiterhin Platz für Einzelhandel bleiben. Ob der ausreicht, um das breite Sortiment – von Romanen, Reise und Eisenbahn bis hin zu Comics, Game Fiction und Philosophie – zu bewahren, bezweifeln Jenny Lentes und Marcel Jansen vom Mitarbeiter-Komitee. „Wir haben Verständnis dafür, dass die Bundespolizei mehr Räume braucht, aber müssen das unbedingt unsere sein?“ Weitere Informationen zu der Kampagne finden Sie auf dem Blog www.saveludwig.wordpress.com. Die Pläne der Bundespolizei Die Wache der Bundespolizei im Bahnhof platzt aus allen Nähten. Deshalb soll sie im Jahr 2020 in die Räume der jetzigen Bahnhofsbuchhandlung Ludwig ziehen. Derzeit wird die Wache renoviert, weil ein Randalierer sie unter Wasser gesetzt hatte. Am Dienstag werden deshalb sieben Container vor dem Bahnhof aufgestellt. Womöglich noch in diesem Jahr folgt dann ein regelrechtes Containerdorf....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta