Noch kein klares Bild bei den irischen Wahlen: Die ersten 41 Dáil-Sitze vergeben
Nach dem ersten Tag der Stimmenauszählung bei den irischen Parlamentswahlen zeichnet sich noch kein klares Bild ab.
Nachdem in allen Wahlkreisen die Erstpräferenzstimmen ausgezählt sind, kommen die beiden Regierungsparteien Fianna Fáil auf 21.9% (-0,3 %) und, Fine Gael auf 20.8% (-0,1 %). Die opssotionelle Sinn Féin auf 19.0% (- 5,5 %). Der dritte Koalitionspartner, die Grünen erhielten 3 % (-4,3%) der Erstpräferenzstimmen.
Die Auszählung der Stimmzettel begann am Samstagmorgen um 10 Uhr . Irland wendet ein komplexes Verhältniswahlsystem an, so dass es mehrere Tage dauern kann, bis das endgültige Ergebnis vorliegt.
Erste Sitze im Dáil besetzt
In den frühen Morgenstunden des Sonntags, nachdem die Auszählung der Stimmen unterbrochen worden war, meldete RTÉ, dass die ersten 41 Sitze im irischen Parlament (Dáil) besetzt worden seien.
Demnach kommen Fine Gael und Fianna Fáil auf 11 Mandate, Sinn Féin auf 8. Fünf Sitze wurden von parteilose Kandidaten gewonnen, die restlichen sechs gehen an Vertreter kleinerer Parteien.
Die Stimmauazählung wird am Sonntagmorgen fortgesetzt. Auf Grund des aufwändigen Auszälungssystems, kann es durchaus Tage dauern bis sich das endgültige Wahlergebnis abzeichnet.
In jedem der 43 Wahlkreise werden mehrere Abgeordnete gewählt. Die Wähler markieren auf dem Stimmzettel eine Reihenfolge der Kandidaten. Der Kandidat mit der niedrigsten Stimmzahl scheidet aus, seine Stimmen werden - nach der auf den Stimmzettel vermerkten Reihenfolge - an den Kandidaten mit der Zweitpräferenz übertragen. Dieses Verfahren wird solange angewandt, bis nur noch so viele Kandidaten übrig bleiben, wie Mandate in dem Wahlkreis vergeben werden.
Nach dem ersten Tag der Auszählung zeichnet sich, was die Mandate angeht, noch kein klares Bild von der Rangfolge der großen Parteien ab, allerdings haben in einigen Wahlkreisen parteilose Kandidaten und Kandidaten kleinerer Parteien bislang besser als erwartet abgeschnitten.
Parteichefs von Fine Gael, Fianna Fáil und Sinn Fein verbreiten Optimismus
Das könnte zu Lasten von Fine Gael und Fianna Fáil gehen.
Fine-Gael-Vorsitzender Simon Harris wies Meldungen über einen Zuwachs bei Sinn Féin zurück. Harris sagte, er sei „vorsichtig optimistisch“, was die Position seiner Partei nach Auszählung aller Stimmen angeht.
Fianna-Fáil-Vorsitzender Micheál Martin beharrte darauf, dass seine Partei einen „sehr klaren Weg zurück in die Regierung“ habe, und prognostizierte Sitzgewinne.
Sinn-Féin-Vorsitzende Mary Lou McDonald erklärte, sie wolle die Möglichkeit einer Regierungsbildung mit anderen Parteien am linken Rand des politischen Spektrums „sehr, sehr aktiv verfolgen“.
Auch wenn Sinn Féin, die die Wiedervereinigung Nordirlands mit der unabhängigen Republik Irland anstrebt, die größte Partei im 174 Sitze umfassenden Dáil werden könnte, dürfte es ihr schwer fallen, genügend Koalitionspartner für eine Regierungsbildung zu finden.
Die Partei erzielte bei den Wahlen 2020 einen überwältigenden Durchbruch. Erstmals erhielt sie die meisten Stimmen. Fianna Fáil und Fine Gael weigern sich aber mit ihr zusammenzuarbeiten, da sie eine linke Politik verfolgt und während des drei Jahrzehnte andauernden Bürgerkriegs in Nordirland enge Verbindungen zur Irisch-Republikanischen Armee (IRA) unterhielt.
Die scheidende Regierung wurde von den beiden Parteien geführt, die die irische Politik im letzten Jahrhundert dominiert haben: Fine Gael und Fianna Fáil.
Sie verfolgen eine ähnliche Mitte-Rechts-Politik, sind aber seit langem Rivalen, weil sie ihren Ursprung auf den gegnerischen Seiten des irischen Bürgerkriegs in den 1920er Jahren haben.
Wirtschaftslage beherrschendes Wahlkampfthema
Die Lebenshaltungskosten und der Zugang zu erschwinglichem Wohnraum waren die beherrschenden Themen im Wahlkampf.
Irland leidet unter akutem Wohnungsmangel, der darauf zurückzuführen ist, dass während der Boomjahre des Keltischen Tigers" nicht genügend neue Wohnungen gebaut wurden und die Wirtschaft nach der weltweiten Finanzkrise 2008 eingebrochen ist.
Die Folge sind steigende Hauspreise, steigende Mieten und zunehmende Obdachlosigkeit.
Mit der Wohnungsfrage verwoben ist auch die Einwanderung, eine relativ neue Herausforderung für ein Land, das lange Zeit von der Auswanderung geprägt war.
Zu den Neuankömmlingen gehören mehr als 100 000 Ukrainer, die durch den Krieg vertrieben wurden, und Tausende von Menschen, die vor Armut und Konflikten im Nahen Osten und in Afrika fliehen.
Das 5,4 Millionen Einwohner zählende Land hat Schwierigkeiten, alle Asylsuchenden unterzubringen, was zu Zeltlagern und behelfsmäßigen Unterkünften geführt hat, die Spannungen und Proteste hervorgerufen haben.
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Irland keine bedeutende rechtspopulistische Partei, aber in den sozialen Medien wird Feindseligkeit gegenüber Migranten geschürt. Einwanderungsfeindliche parteilose Kandidaten hoffen auf Erfolge in mehreren Wahlkreisen.