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Washington: nordkoreanischer Raketenstart wahrscheinlich

Weißes Haus: "Wir wären nicht erstaunt"

Nach den Drohungen aus Nordkorea hält die US-Regierung einen baldigen Raketenstart für wahrscheinlich. "Wir wären darüber nicht erstaunt", sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Jay Carney, in Washington. "Wir haben natürlich die Berichte gesehen, dass Nordkorea Vorbereitungen für den Start einer Rakete trifft." Pjöngjang habe auch in der Vergangenheit immer wieder Raketentests unternommen.

Nach immer neuen Drohungen gegen Südkorea und die USA hat Nordkorea derweil die Botschaften in der Hauptstadt Pjöngjang vor den Auswirkungen eines Konfliktes gewarnt. Das nordkoreanische Außenministerium habe den diplomatischen Vertretungen mitgeteilt, sie sollten über Evakuierungen nachdenken, teilten mehrere Außenministerien mit. Nordkorea verlegte zuletzt offenbar mindestens zwei Mittelstrecken-Raketen an seine Ostküste.

Eine Sprecherin des britischen Außenministeriums sagte, die Botschaften in Pjöngjang seien angewiesen worden, bis zum 10. April mitzuteilen, ob sie Hilfe bei Evakuierungen oder Verlegungen benötigten. Sie stellte damit klar, dass Nordkorea im Gegensatz zu früheren Aussagen nicht erklärt habe, dass die Sicherheit ab dem 10. April im Konfliktfall nicht mehr garantiert werden könne. Großbritannien berate jetzt über "weitere Schritte".

Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte laut russischen Nachrichtenagenturen, alle Botschaften in Pjöngjang seien aufgefordert worden, eine Evakuierungsaktion für ihre Mitarbeiter in Betracht zu ziehen. Dies bestätigten die Außenministerien von Rumänien und Bulgarien.

Die EU-Botschafter in Pjöngjang wollten über die Lage beraten, wie ein EU-Diplomat der Nachrichtenagentur AFP sagte. Nach Angaben aus Brüssel ist zudem ein Sondertreffen der Vertreter der EU-Mitgliedstaaten über die sich zuspitzende Lage geplant.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte lediglich, die Sicherheit und Arbeitsmöglichkeiten der deutschen Botschaft würden "laufend angesichts der weiteren Eskalation überprüft". Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte zuvor den nordkoreanischen Vertreter in Berlin einbestellt. Die Bundesregierung brachte laut Ministerium dabei ihre Sorge über die Eskalation des Konflikts durch Nordkorea zum Ausdruck.

Nordkorea reiht seit Wochen militärische Drohungen insbesondere gegen die USA und Südkorea aneinander. Am Donnerstag hatte die Armee mitgeteilt, ein Atomangriff auf die USA sei endgültig genehmigt. Die scharfen Töne aus Pjöngjang stießen zuletzt auch bei den traditionellen Verbündeten Nordkoreas, Russland und China, auf Kritik. Das US-Verteidigungsministerium erklärte am Freitag, "jede weitere provozierende Handlung wäre bedauerlich".

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete am Freitag unter Berufung auf einen Regierungsvertreter in Seoul, Nordkorea habe mittlerweile zwei Mittelstrecken-Raketen an seine Ostküste verlegt. Pjöngjang habe die Raketen Anfang der Woche per Zug zur Küste gebracht und sie auf mobilen Abschussrampen installiert. Die Raketen können Schätzungen zufolge neben Südkorea auch Japan treffen. Unter bestimmten Voraussetzungen sei zudem ein Angriff auf die Pazifikinsel Guam, ein US-Außengebiet, möglich.

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