Mavs-Rückkehr? So plant Nowitzki seine Zukunft

Nach seinem Karriereende in der NBA im April genießt Dirk Nowitzki den Ruhestand. Am Wochenende kickte er beim Benefizspiel Champions for Charity für den guten Zweck mit zahlreichen Legenden des Sports und hatte dabei sichtlich Spaß.

Ansonsten möchte der Deutsche jetzt die freie Zeit nutzen, um mit seiner Familie Zeit zu verbringen. Dennoch hat Nowitzki das aktuelle Geschehen der NBA immer im Blick und fiebert mit seinen Dallas Mavericks mit.

Im SPORT1-Interview spricht der 41-Jährige über das Free-Agency-Beben in der NBA, die Chancen des DBB-Teams bei der WM und seine Zukunft.

Nowitzki: NBA-Free-Agency "war Wahnsinn"

SPORT1: Wie läuft die Karriere nach der Karriere? Haben Sie sich gefreut, sich mal wieder ein bisschen bewegen zu dürfen oder hatten Sie eher Angst davor, sich bewegen zu müssen?

Dirk Nowitzki: Ein bisschen beides, das gebe ich ehrlich zu. Ich habe wenig gemacht zuletzt. Es war schön, die letzten Monate war kein Druck da, fit zu bleiben und Diät zu machen. Ich bin viel gereist mit den Kindern und habe mich weniger bewegt. Ich bin außer Form und habe mich gefreut, wieder ein bisschen zu kicken und bewegen zu können. Vor der 'Unfitness' hatte ich aber ein bisschen Angst.

SPORT1: Schauen Sie noch zurück in die NBA? Dort geht es momentan ja drunter und drüber.

Nowitzki: Die Free Agency war Wahnsinn, so viele Topspieler haben den Verein gewechselt oder sind getradet worden. Das hat mich selbst überrascht, dass so viel los war. Ich bin jetzt schon drei Wochen in Europa und habe in der Früh immer Twitter oder Instagram angemacht. Da habe ich dann gleich den nächsten Hammer gesehen. Ich werde immer informiert bleiben, ich werde ein "Mav for life" bleiben und ein Fan von der Organisation und der Stadt sein. Ich habe schon verfolgt, was die Mavs machen und hoffe, dass sie nächstes Jahr eine tolle Saison spielen.

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Mavericks vor hartem Kampf um die Playoffs

SPORT1: Wie sehen Sie denn die Mavs aufgestellt für die kommende Saison?

Nowitzki: Ich hoffe natürlich, dass Kristaps Porzingis gesund ist und dort anknüpft, wo er vor seiner Verletzung war. Luka (Doncic, Anm. d. Red.) hat jetzt ein Jahr hinter sich und müsste noch besser geworden sein. Wir haben ein paar super Rollenspieler dabei. Ich hoffe doch, dass es für die Playoffs langt, aber im Westen wird es sehr schwer. Die Mannschaften vorne haben so viel investiert, es wird also ein Kampf werden. Wir sind aber auf dem richtigen Weg. Die letzten paar Jahre mit den Mavericks waren schwer, aber ich hoffe doch, dass wir rosigere Zeiten vor uns haben.

SPORT1: Wie läuft der Austausch mit ihrem früheren Teamkollegen Maxi Kleber ab?

Nowitzki: Wir haben schon kurz gesprochen, ich habe ihm gratuliert zu seinem Super-Vertrag. Das hat er absolut verdient, er hat zwei Jahre geackert und versucht, sich zu verbessern. Er hat super verteidigt, in die Mavericks-Kultur hat er super reingepasst. Ich freue mich für ihn, dass er jetzt für ein paar Jahre unterschrieben hat. Ich hoffe, dass er weiterhin gut spielt und sich durchsetzt und dass die Mavs mit ihm wieder auf dem Weg nach vorne sind.

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SPORT1: Der nächste Jahreshöhepunkt im Basketball ist die WM ab 31. August in China. Wie sehen Sie die Chancen des deutschen Teams?

Nowitzki: Ich werde dabei sein als offizieller WM-Botschafter. Ich bin beim Eröffnungsspiel der Deutschen gegen Frankreich dabei, das wird gleich ein tolles Spiel, in dem man sich messen kann. Danach weiß man, wo man steht. Ich hoffe, dass wir gut reinstarten und uns Selbstvertrauen erarbeiten. Dann ist alles drin, wir haben so eine tiefe Mannschaft wie noch nie. Wir haben viele Talente und Führungsspieler dabei - Dennis Schröder, Maxi Kleber und Daniel Theis - wir haben echt eine super Truppe am Start.

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Deutschlands WM-Chancen? "Müssen uns vor keinem verstecken"

SPORT1: Was trauen Sie dem deutschen Team bei der WM zu und worauf wird es ankommen?

Nowitzki: Bei so einem großen Turnier und für so eine junge Truppe ist es wichtig, dass man sich gleich Selbstvertrauen holt und gut ins Turnier startet. Die Vorrunde überstehen wir auf jeden Fall. Dann muss man sehen, was in der Zwischenrunde so kommt, da sind dann einige Brocken dabei. Wir müssen uns vor keinem verstecken und haben eine tolle junge und energische Mannschaft. Natürlich wäre das Viertelfinale und mehr toll, aber erstmal muss man sehen, wie das Turnier anläuft.

SPORT1: 2021 steigt die EM dann in Deutschland. Was bedeutet das Turnier für das Land?

Nowitzki: Das ist super, ich habe mich darüber gefreut. Wir hatten 2015 schon die Vorrunde hier, da war jedes Spiel in Berlin ausverkauft. Wir hatten eine tolle Stimmung, leider haben wir es knapp nicht in die Endrunde geschafft. Die vielen Offiziellen der FIBA haben gesehen, dass eine perfekte Stimmung geherrscht hat und gemerkt, was mit Basketball in Deutschland möglich ist. Man bekommt die Hallen voll. Ich freue mich, dass wir die Vorrunde der Deutschen und die Endrunde hier im Land haben. Das wird ein tolles Event mit toller Stimmung.

So plant Nowitzki seine Zukunft

SPORT1: Wie kann das Turnier auch der BBL helfen? Worauf kommt es an und was wünschen Sie sich für Impulse?

Nowitzki: Wir haben tolle Vereine in der BBL, die auch europaweit gut mitspielen. Es ist natürlich für München und Berlin schwer, etwas in der Euroleague zu reißen mit solchen Brocken als Gegner. Natürlich wünscht man sich, dass die Topklubs in Europa ganz oben mitspielen und das Final Four der Euroleague erreichen. Man muss die nächsten Jahre abwarten, aber ich glaube, dass die BBL in guter Position ist und gute Spieler hier sind. Die junge deutsche Generation, die langsam nach oben kommt, ist speziell. In der U18 sind wir gut aufgestellt, bei der U20 sind wir EM-Dritter geworden, es kommen also super interessante Spieler hoch. Um den deutschen Basketball muss man sich in den nächsten zehn Jahren keine Sorgen machen.

SPORT1: Wie sehen Sie ihre langfristige Zukunft? Wollen Sie als Funktionär in den Basketball zurückkehren?

Nowitzki: Ich will dem Basketballsport schon irgendwie erhalten bleiben. Ich habe über 20 Jahre bei den Mavericks gespielt. Dort möchte ich irgendwann schon wieder eine Position bekleiden, in der ich ihnen helfen kann und die mich antreibt. Welche Funktion das ist, muss man sehen, noch ist alles offen. Ich werde erstmal relaxen und reisen mit der Familie. In ein oder zwei Jahren kann man sich einmal zusammensetzen und überlegen, was Sinn macht für beide Seiten. So weit ist es aber noch lange nicht.