NRW-Justiz versteigert Bitcoin aus Drogenhandel – die Behörde besitzt ein Krypto-Vermögen

Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach (l, CDU), und Markus Hartmann, Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW) bei der Online-Auktion am 25. Oktober 2021.
Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach (l, CDU), und Markus Hartmann, Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW) bei der Online-Auktion am 25. Oktober 2021.

Neben Suppenkübeln, Bürostühlen und Holzpaletten hat die deutsche Justiz jetzt auch Bitcoin im Angebot: Die nordrhein-westfälischen Justizbehörden starteten am Montag die bundesweit erste Versteigerung beschlagnahmter Datenpakete der digitalen Währung.

Die Kryptowährung, insgesamt werden 215 Bitcoin versteigert, stammt überwiegend aus dem Drogenhandel im Darknet, berichteten Staatsanwälte in Köln. Sie waren bei Kriminellen entdeckt und sichergestellt worden. NRW betreibt das bundesweit einzige, zentrale Online-Auktionsportal der deutschen Justiz.

„Der Finanzminister drückt uns die Daumen", hatte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) gesagt, als er den Countdown zur Auktion startete. Um Punkt 12.00 Uhr durfte dann geboten werden und die ersten Interessenten ließen sich nicht lange bitten.

Schon kurz nach Beginn der zwei Tage dauernden Online-Versteigerungen lagen die ersten Tranchen über dem aktuellen Marktpreis der digitalen Währung, der sich am Montagmittag bei knapp 54 000 Euro pro Bitcoin (BTC) bewegte. So lag ein Gebot für einen Bitcoin bei erstaunlichen 56 000 Euro. Warum über dem Marktwert geboten wird, darüber konnten die Staatsanwälte nur spekulieren: „Vielleicht, weil man weiß, dass man von uns die Ware auch bekommt", sagte eine Justizsprecherin.

Erlöse aus den Drogen-Bitcoin fließen in die Landeskasse

Die NRW-Justiz will insgesamt 215 Bitcoin mit einem aktuellen Wert von mehr als 11 Millionen Euro auf ihrem eigenen Auktionsportal anbieten. Sie werden nun nach und nach versteigert. Der Erlös fließt in die Landeskasse.

Damit kein Hacker die Datenpakete abgreift, sind die digitalen Schlüssel analog gesichert - in versiegelten Umschlägen auf Papier. Die Datenpakete selbst gelten dank der sogenannten Blockchain-Technologie als nicht kopier- und fälschbar.

Aus rechtlichen Gründen könne die Justiz die Datenpakete nicht einfach bei einer der Umtauschbörsen in Euro umtauschen, sondern müsse sie wie andere sichergestellte Wertgegenstände auch auf diesem Wege verwerten. Dies hätten mehrere Gutachten bestätigt.

Die Tranchen, in denen sie von der Justiz auf den Markt geworfen werden, variieren. Zwischen 0,1, 0,5, einem und 10 Bitcoin werden in kurzen Abständen aufgerufen. Das Startgebot soll zwischen 80 und 95 Prozent des aktuellen Kurses liegen. Die Strafverfolgungsbehörden in NRW haben bereits weitere Bitcoin im Wert von etwa 12,5 Millionen Euro gesichert.

NRW-Justiz besitzt ein kleines Krypto-Vermögen

Bitcoin ist eine Digitalwährung, die starken Schwankungen unterliegt, aber insgesamt einen enormen Wertzuwachs verzeichnen konnte. Entsprach ein Bitcoin im Jahr 2010 einem US-Dollar, sind es inzwischen etwa 60.000 US-Dollar.

Die Kryptowährung wird von Kriminellen gerne genutzt, um Geschäfte abseits von Geschäftsbanken und Aufsichtsbehörden abzuwickeln. Bitcoin war die erste und ist die dominierende virtuelle Kryptowährung. Die Idee hinter den Bitcoin ist ein Geldsystem, das ohne Zentralbanken und unabhängig von Regierungen funktioniert.

Als Erfinder des Bitcoin gilt eine Figur namens Satoshi Nakamoto. Wer sich dahinter verbirgt, ist ein Mysterium. Nutzer können Bitcoin auch selbst am Computer erstellen, indem mit hoher Rechnerleistung hochkomplexe mathematische Formeln gelöst werden. Im Zehnminuten-Takt entstehen etwa 25 neue Bitcoin. Das Verfahren heißt im Fachjargon „Mining" und ist wegen seines exorbitanten Stromverbrauchs in die Kritik geraten.

Die am Montag gestartete Versteigerung war monatelang vorbereitet worden. Die nordrhein-westfälische Justiz hat ein kleines Vermögen aus Kryptowährungen. Sie besitzt nicht nur Bitcoin, sondern auch Litecoin, Ethereum, Ripple und Monero.

dpa