NS-Vorwürfe: Sachsens neuer Polizei-Panzer steht in der Kritik

Der Panzerwagen „Survivor R“ soll künftig vor allem bei Anti-Terror-Einsätzen verwendet werden. (Bild: dpa)
Der Panzerwagen „Survivor R“ soll künftig vor allem bei Anti-Terror-Einsätzen verwendet werden. (Bild: dpa)

Kaum wurden die neuen Panzerwagen der sächsischen Polizei vorgestellt, hagelte es auch schon Kritik im Netz: Stickereien auf den Sitzen erinnern viele Nutzer an NS-Ästhetik.

Eigentlich war es ein guter Tag für die Polizei Sachsen: Am vergangenen Wochenende wurden die ersten beiden Modelle des neuen Panzerwagens „Survivor R“ ausgeliefert. Der Panzer ist gegen Beschuss und Sprengfallen gesichert, „bis zu 17 Tonnen schwer, 350 PS stark, 100 Kilometer pro Stunde schnell“, berichtet das sächsische Innenministerium.

Doch bereits kurz nach der Vorstellung der neuen Polizei-Panzers gab es auf Twitter eine hitzige Debatte. Grund sind Stickereien auf den Sitzen der neuen Wagen: In Frakturschrift steht darauf „Spezialeinsatzkommando Sachsen“, dazu sieht man ein Wappen, das mit seinen Löwendarstellungen an die Zeit des Königreichs Sachsen erinnert, im Lorbeerkranz. Viele User fühlen sich hier an NS-Ästhetik erinnert.

„Hübsches Logo! Fast wie früher … fehlen nur Adler und Kreuz. Frage mich, wer sich sowas ausdenkt heutzutage im Freistaat #Sachsen? Und wer hat entschieden, dass so ein Logo da reinkommt?“, fragt ein Nutzer. Unter dem Post wird heftig diskutiert – und auch das sächsische Innenministerium meldet sich zu Wort.

„Das Fahrzeug wurde mit dieser Bestickung der Sitze vom Hersteller so ausgeliefert. Auch wenn die vom Hersteller gewählte Schriftart nicht dem Markenhandbuch entspricht: Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück“, heißt es in dem Antwort-Tweet des Ministeriums. Besänftigen ließen sich jedoch nur die wenigsten durch diese Rechtfertigung.

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Dass ein Hersteller – in diesem Fall der Rüstungskonzern Rheinmetall gemeinsam mit dem Nutzfahrzeug-Hersteller MAN – ohne Absprache und Genehmigung seiner Kunden bei solch teuren Lieferungen eigenmächtig Änderungen vornimmt, können sich Kritiker nicht vorstellen. Außerdem könne man diese ungewünschten Details wie bei jeder fehlerhaften Lieferung reklamieren.

Dass die sächsische Polizei selbst kein Problem mit der Stickerei zu haben scheint, legt derweil ein Video-Beitrag zur Vorstellung des „Survivor R“ des sächsischen Innenministeriums nahe. „Insgesamt ist das Fahrzeug genau so, wie wir uns das vorgestellt haben“, erklärt Sven Mewes vom Landeskriminalamt Sachsen darin.

Valentin Lippmann, der innenpolitische Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag, stellte derweil eine Anfrage an die Landesregierung. „Auf wessen Veranlassung wurde die Bestickung der Sitze des ‘Survivor R’ veranlasst bzw. freigegeben? (Bitte um Angabe, ob und zu welchem Zeitpunkt diese welchen Behörden des Freistaates Sachen zur Freigabe vorgelegt wurde.)“, heißt es darin unter anderem. Hersteller Rheinmetall wolle zu dem Sachverhalt laut „Morgenpost“ nicht Stellung nehmen.

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