NS-Vorwürfe: Sachsens neuer Polizei-Panzer steht in der Kritik
Kaum wurden die neuen Panzerwagen der sächsischen Polizei vorgestellt, hagelte es auch schon Kritik im Netz: Stickereien auf den Sitzen erinnern viele Nutzer an NS-Ästhetik.
Eigentlich war es ein guter Tag für die Polizei Sachsen: Am vergangenen Wochenende wurden die ersten beiden Modelle des neuen Panzerwagens „Survivor R“ ausgeliefert. Der Panzer ist gegen Beschuss und Sprengfallen gesichert, „bis zu 17 Tonnen schwer, 350 PS stark, 100 Kilometer pro Stunde schnell“, berichtet das sächsische Innenministerium.
Doch bereits kurz nach der Vorstellung der neuen Polizei-Panzers gab es auf Twitter eine hitzige Debatte. Grund sind Stickereien auf den Sitzen der neuen Wagen: In Frakturschrift steht darauf „Spezialeinsatzkommando Sachsen“, dazu sieht man ein Wappen, das mit seinen Löwendarstellungen an die Zeit des Königreichs Sachsen erinnert, im Lorbeerkranz. Viele User fühlen sich hier an NS-Ästhetik erinnert.
„Hübsches Logo! Fast wie früher … fehlen nur Adler und Kreuz. Frage mich, wer sich sowas ausdenkt heutzutage im Freistaat #Sachsen? Und wer hat entschieden, dass so ein Logo da reinkommt?“, fragt ein Nutzer. Unter dem Post wird heftig diskutiert – und auch das sächsische Innenministerium meldet sich zu Wort.
Hübsches Logo! Fast wie früher … fehlen nur Adler und Kreuz. Frage mich, wer sich sowas ausdenkt heutzutage im Freistaat #Sachsen ? Und wer hat entschieden, dass so ein Logo da rein kommt? (Blick in den neuen sächsischen Polizeipanzer #Survivor R, Foto LVZ/Knofe) @SMIsachsen pic.twitter.com/z5lN2ZD0q0
— Andreas Raabe (@__anra) December 17, 2017
„Das Fahrzeug wurde mit dieser Bestickung der Sitze vom Hersteller so ausgeliefert. Auch wenn die vom Hersteller gewählte Schriftart nicht dem Markenhandbuch entspricht: Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück“, heißt es in dem Antwort-Tweet des Ministeriums. Besänftigen ließen sich jedoch nur die wenigsten durch diese Rechtfertigung.
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Dass ein Hersteller – in diesem Fall der Rüstungskonzern Rheinmetall gemeinsam mit dem Nutzfahrzeug-Hersteller MAN – ohne Absprache und Genehmigung seiner Kunden bei solch teuren Lieferungen eigenmächtig Änderungen vornimmt, können sich Kritiker nicht vorstellen. Außerdem könne man diese ungewünschten Details wie bei jeder fehlerhaften Lieferung reklamieren.
In der Industrie werden nicht gem. Auftrag gelieferte Dinge reklamiert und der Fehler korrigiert. Geht das bei den Behörden so nicht?
— Aegidius (@aegidius) 17. Dezember 2017
Man zahlt für den ja nur ne halbe Milion. Bei so einer Massenware muss man eben Kompromisse eingehen und kann denen nicht einfach so sagen, wie man was haben will. Da muss man dann eben mit nem nicht gewollten Lorbeerkranz leben.
— Dr. A. Ufgänger (@Markus_1896) 17. Dezember 2017
Klingt ein bisschen wie: “Ich war das Nicht. Das war schon so” Frakturschrift mit Schwingen in einem Lorbeerkranz ist seit einigen Jahrzehnten negativ konnotiert aber da hat RheinMetall Defence wohl einfach die Zielgruppe bzw den Kunden genauestens analysiert
— Wohlstandskind (@Log_Vogel) 17. Dezember 2017
Dass die sächsische Polizei selbst kein Problem mit der Stickerei zu haben scheint, legt derweil ein Video-Beitrag zur Vorstellung des „Survivor R“ des sächsischen Innenministeriums nahe. „Insgesamt ist das Fahrzeug genau so, wie wir uns das vorgestellt haben“, erklärt Sven Mewes vom Landeskriminalamt Sachsen darin.
Valentin Lippmann, der innenpolitische Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag, stellte derweil eine Anfrage an die Landesregierung. „Auf wessen Veranlassung wurde die Bestickung der Sitze des ‘Survivor R’ veranlasst bzw. freigegeben? (Bitte um Angabe, ob und zu welchem Zeitpunkt diese welchen Behörden des Freistaates Sachen zur Freigabe vorgelegt wurde.)“, heißt es darin unter anderem. Hersteller Rheinmetall wolle zu dem Sachverhalt laut „Morgenpost“ nicht Stellung nehmen.
Ich hätte da mal ein paar Fragen zum “Survivor R” der Polizei #Sachsen an @SMIsachsen und bin auf die Antworten gespannt pic.twitter.com/NQ8dxWAc6s
— Valentin Lippmann (@VaLippmann) 17. Dezember 2017
Im Video: Panzer rammt Auto