Nicht nur billigere Argentinien-Steaks - Mercosur-Abkommen: So merken Sie den Mega-Deal mit Südamerika bald im Geldbeutel

Der argentinische Präsident Javier Milei (l-r), der uruguayische Präsident Luis Lacalle Pou, die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und der paraguayische Präsident Santiago Pena posieren für ein Foto während des Mercosur-Gipfels.<span class="copyright">Matilde Campodonico/AP</span>

Die EU und fünf südamerikanische Länder schließen sich zur größten Freihandelszone der Welt zusammen. Keine Zölle mehr. Verbraucher dürfte das freuen, weil einiges günstiger wird, das zuletzt viel teurer wurde. Auch der Arbeitsmarkt könnte profitieren. Einige Bauern kritisieren die Idee aber.

Bevor sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Montevideo mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Uruguay auf ein Handelsabkommen einigte, twittert sie: „Wir haben die Chance, einen Markt mit 700 Millionen Menschen zu schaffen, das größte Handels- und Investitionsabkommen, das die Welt je gesehen hat.“

Nun, da die Einigung verkündet ist , fragen sich die EU-Bewohner, was ihnen das Abkommen bringt. Wer dabei zuerst an argentinische Steaks denkt, liegt gar nicht so falsch. Die Mercosur-Länder bilden in Südamerika einen gemeinsamen Markt, wie die Länder der EU in Europa. Bald verschmelzen beide zu einem gemeinsamen großen Markt.

Neben wirtschaftlichen und politischen Überlegungen – die Einigung soll die fünf Länder an die EU binden und den Einfluss der USA und China mindern –, merken die Menschen in Deutschland die Folgen dieses Deals direkt im Geldbeutel.

Mercosur-Abkommen: Lebensmittel dürften günstiger werden

Durch die Liberalisierung des Handels könnten Preise für importierte Produkte aus den Mercosur-Staaten sinken, zum Beispiel für:

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  • Fleisch,

  • Obst,

  • Soja,

  • Kaffee und

  • Zucker.

Zum Schutz der EU-Landwirtschaft sollen bei bestimmten Agrarprodukten die Märkte aber nicht vollständig geöffnet werden. Die Zollerleichterungen würden dort nur für eine bestimmte Liefermenge gelten. Trotzdem könnten sie einige Lebensmittel vergünstigen. Durch die Inflation hatten diese sich in den vergangenen Jahren stark verteuert.

Die kriselnde deutsche Wirtschaft könnte stärker wachsen

Über einen besseren Zugang zu den Märkten der Mercosur-Ländern sollen europäische Unternehmen neue Wachstumsmöglichkeiten bekommen. Die kriselnde deutsche Wirtschaft könnte die Unterstützung gebrauchen.

Bislang zahlen Importeure von EU-Waren in Südamerika teils sehr hohe Zölle, die der Wettbewerbsfähigkeit schaden. Auf Autos sind es beispielsweise 35 Prozent, auf Maschinen 14 bis 20 Prozent und auf Chemikalien bis zu 18 Prozent. Die Zölle sollen nun schrittweise abgebaut werden. Am Ende könnten pro Jahr Abgaben in Höhe von rund vier Milliarden Euro eingespart werden, hat die EU-Kommission ausgerechnet.

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Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begrüßte die Einigung am Freitag als eine sehr gute Nachricht für Unternehmen. Das Abkommen könne einen „dringend notwendigen Wachstumsimpuls für die deutsche und europäische Wirtschaft“ bringen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer sprach von einem „Meilenstein für die EU-Handelspolitik“.

Autobauer sehen enormes Potenzial

Vor allem die deutsche Automobilindustrie sieht ein deutliches Potenzial, die Exporte in Richtung Südamerika zu steigern. Insbesondere wegen hoher Zölle wurden aus Deutschland im gesamten Jahr 2023 nur 20.700 PKW nach Argentinien und Brasilien exportiert.

Handelspolitiker sehen das geplante Abkommen zudem als Botschaft an den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und als wichtigen Schritt im Konkurrenzkampf mit China. Trump soll gezeigt werden, dass funktionierende Freihandelsabkommen langfristig besser für die heimische Wirtschaft sind als eine Abschottung von Märkten mit neuen Zöllen und anderen Handelsbarrieren.

Unterzeichnung frühesten im Sommer 2025

Bis Verbraucher die Vorteile des Abkommens im Geldbeutel spüren, wird es noch dauern. Nach dem Abschluss der Verhandlungen muss der Vertragstext noch einer juristischen Prüfung unterzogen und in alle Sprachen der Vertragsstaaten übersetzt werden. Eine Unterzeichnung wird deswegen vermutlich frühestens in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres möglich sein.

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Bis dahin muss die EU auch Frankreich und Polen überzeugen, die derzeit gegen das Abkommen stehen. Weil die Freihandelszone gerade viele landwirtschaftliche Produkte aus Südamerika verbilligt, fürchten sie Bauernproteste .

Da das Abkommen neben Handelsabsprachen auch Vereinbarungen zum politischen Dialog und zur Kooperation enthält, müsste es aber eigentlich allen Mitgliedstaaten zur Ratifizierung vorgelegt werden. Dann ginge ohne Frankreich und Polen nichts.

Die für die Verhandlungen zuständige EU-Kommission könnte allerdings versuchen, den politischen Teil vom Handelsteil abzusplitten. Der Handelsteil könnte dann per Mehrheitsentscheidung vom Rat der EU-Staaten angenommen werden und müsste nur dem Europäischen Parlament und nicht nationalen Parlamenten zur Zustimmung vorgelegt werden. Unklar ist allerdings, ob ein solches Vorgehen nicht Rechtsrisiken bergen würde.