Nicht nur psychisch: Was ein Burnout im Gehirn anrichtet

(Symbolbild) Ein Burnout verändert sogar das Gehirn. - Copyright: Getty Images/ Malte Mueller
(Symbolbild) Ein Burnout verändert sogar das Gehirn. - Copyright: Getty Images/ Malte Mueller

Arbeitet ihr viel und oft über euren Soll hinaus? Habt ihr das Gefühl, unersetzbar in eurer Rolle zu sein und deswegen keinen einzigen Tag im Job fehlen zu dürfen? Gönnt ihr euch aus diesem Grund nur ungern eine Pause oder einen Urlaub? Dann liegen bei euch viele Bedingungen vor, unter denen auf Dauer ein Burnout entstehen kann.

Burnout: nicht nur eine Frage der Psyche

Ein "Burnout" äußert sich in psychischer, emotionaler und körperlicher Erschöpfung. Betroffene haben keine Energie, fühlen sich ausgelaugt, überfordert, müde und frustriert. Häufig entwickeln sie eine gewisse emotionale Distanz zu ihrem Job und werden von Tag zu Tag zynischer. Schließlich nimmt mit der Dauer der Erschöpfung auch ihre Leistungsfähigkeit enorm ab. Geprägt wird das Ausmaß eines Burnouts dabei vom Grad der Überarbeitung und des subjektiven Stressempfindens.

Doch ein Burnout ist nicht nur ein psychischer Zustand. Denn was wir denken und fühlen, die stressvollen Gedanken, die hohen Ansprüche an uns selbst und die negativen Einstellungen – spiegeln sich in der Funktion des Gehirns wider. Eine Studie aus Schweden belegt das sehr eindrücklich.

Wie ein Burnout das Gehirn verändern kann

Die Forscher vom Karolinska Institut in Schweden untersuchten dafür 40 Probandinnen und Probanden, die über mehrere Jahre hinweg mehr als 60 Stunden pro Woche gearbeitet hatten und bei denen in der Folge ein Burnout diagnostiziert worden war. Verglichen wurden diese mit 70 gesunden Kontrollpersonen mit dem gleichen demografischen Profil. Die Forscher maßen jeweils die Hirnaktivität der Probanden mithilfe eines Magnetresonanztomografen (MRT), während sie ihnen negativ und neutral aufgeladene Bilder präsentierten.

Auffällig waren in den Gehirnscans beider Gruppen demnach wesentliche Unterschiede im Bereich der Amygdala, die für emotionale Reaktionen wie Angst und Aggressionen zuständig ist. Bei den Burnout-Probanden war diese Gehirnstruktur im Vergleich zum einen vergrößert – sie reagierte dadurch heftiger auf negative Reize.

Zum anderen konnten die Wissenschaftler bei den Burnout-Betroffenen eine deutlich schwächere Verbindung zwischen der Amygdala und dem anterioren cingulären Cortex (ACC) sowie dem medialen präfrontalen Kortex feststellen. Beide Gehirnareale helfen dabei, Entscheidungen zu treffen sowie Impulse zu kontrollieren. Je gestresster sich eine Person fühlte, desto schwächer erschien die Verbindung zwischen den beteiligten Hirnregionen, berichten die Forscher.

Was bedeuten diese Funde nun? Einfach gesagt: Burnout und übermäßiger Stress können dafür sorgen, dass die Amygdala überaktiv ist. Das ist problematisch, weil diese als Alarmsystem des Gehirns funktioniert. Und gleichzeitig werden die Systeme des Gehirns, welche Gefühle regulieren und angemessenes Verhalten planen, weniger eingebunden. Wer unter einem Burnout leidet, ist also anfälliger für negative Emotionen – und kann diese schlechter regulieren.

Ein Burnout lässt die Leistung absinken

Damit nicht genug, wirkt sich ein Burnout auch negativ auf die Leistung aus – was ebenfalls im Gehirn ersichtlich ist. So stellten Forscher in einer Übersichtsarbeit fest, dass vor allem die Aufmerksamkeits- und Gedächtnissysteme in Verbindung mit Burnout zu leiden scheinen.

Kann sich das Gehirn von einem Burnout erholen?

Was aber, wenn es für diese Warnung längst zu spät ist und man bereits einen Burnout erlitten hat? Ist das Gehirn dann für immer geschädigt? Eine Studie zeigt, dass sich das Gehirn nach einem Burnout durchaus erholen kann – und zwar am besten mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie. Diese lässt der Analyse zufolge die Amygdala schrumpfen und bringt den präfrontalen Cortex wieder auf ein Vor-Stress-Level.

Besser aber ist es natürlich, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. So zeigte eine andere Studie, dass sich Burnout verhindern lässt, indem man das Gefühl kultiviert, die Kontrolle über das eigene Stresslevel zu haben. Die Neurowissenschaftlerin Amy Arnsten forscht an der Yale School of Medicine an den neuronalen Mechanismen des Burnouts und sagte dazu auf Anfrage von CNN Health: „Wenn man das Gefühl hat, den Stressor unter Kontrolle zu haben, kommt es nicht zu diesen toxischen Veränderungen im Gehirn.“ Habe man dagegen das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, führe das zu chemischen Veränderungen im präfrontalen Kortex.

Vielleicht habt ihr das Gefühl, keine Zeit für eure Befindlichkeiten und eure wachsende Erschöpfung zu haben. Möchtet ihr jedoch einem Burnout vorbeugen und keine Veränderungen eures Gehirns riskieren, dann solltet ihr genau das tun: eure Erschöpfung registrieren und euch Zeit für eure Befindlichkeiten nehmen. Denn nur so erlangt ihr die Kontrolle über euer Stressempfinden zurück .

lidi