Werbung

Nur Verlierer bei Grexit? Das wären die Folgen für Deutschland

Können die Griechen die Zahlungsunfähigkeit doch noch vermeiden?

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt vor dem viel diskutieren Grexit. In der "Saarbrücker Zeitung" sagt der Ökonom: "Würden wir jetzt sagen 'Schluss', dann wären für Deutschland auf einen Schlag etwa 70 Milliarden Euro verloren."

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Griechenland und Troika rechtzeitig vor einem griechischen Staatsbankrott und einem drohenden Austritt aus dem Euro einigen werden, war zuletzt allerdings rapide gesunken. Verhandlungen waren immer wieder gescheitert und der Ton rauer geworden: Ministerpräsident Alexis Tsipras ging etwa auf Konfrontationskurs und warf dem Internationalen Währungsfonds eine "beinahe kriminelle" Politik vor, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Fratzscher sieht die Differenzen jedoch als Chance. Je näher das Finanzdesaster rücke, desto eher würden "alle Seiten realisieren, dass es nur Verlierer mit einem Grexit gibt". Als Negativbeispiel führte der 44-Jährige die Pleite der US-amerikanischen Investment-Bank Lehman Brothers auf: "Diese Bank ließ man 2008 pleitegehen nach der Devise, das können wir schon verkraften, doch der Schaden war weltweit zu spüren."

Weitaus entspannter steht Hans-Werner Sinn, scheidender Präsident des Leibnizer Ifo-Instituts, einem möglichen Euro-Austritt der Griechen gegenüber. "Der Grexit käme Deutschland nicht teurer, eher billiger als das weitere Durchwursteln", sagt der 67-Jährige der "Rheinischen Post". Er kalkuliert den maximalen Verlust zwar auf 87 Milliarden Euro, jedoch unabhängig davon, ob Griechenland im Euro bleibt oder nicht. Der Unterschied sei: "Bleibt Griechenland im Euro, wird diese Summe immer größer. Tritt es aus, so kann es auf eigenen Beinen stehen, und braucht nicht immer wieder neue Kredite." Zwar müsse Deutschland den Griechen zunächst weiter helfen, wenn man jedoch in den ersten beiden Jahren "nicht allzu viel macht", könnte nach ein bis zwei Jahren ein Aufschwung beginnen.

Bild Copyright: AP