Oase mitten im Corona-Epizentrum: Ein Dorf in Italien hat keinen einzigen Fall

Italien gilt als das europäische Epizentrum der Corona-Pandemie: Kein Land verzeichnet mehr Infektionen, und weltweit gibt es dort die meisten Todesfälle. Besonders schlimm hat es die Lombardei erwischt - doch genau dort scheint ein Dorf unberührt von dem Coronavirus zu bleiben. Experten stehen vor einen Rätsel.

Die Lombardei in Norditalien ist der europäische Hotspot der Corona-Pandemie (Symbolbild: Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA Press/dpa)
Die Lombardei in Norditalien ist der europäische Hotspot der Corona-Pandemie (Symbolbild: Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA Press/dpa)

Keinen einzigen Fall gibt es in Ferrera Erbognone, in dem 1100 Menschen leben. Noch dazu haben die Anwohner ein hohes Durchschnittsalter: Die meisten von ihnen sind über 60 Jahre alt.

Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass dieser verschlafene Ort bisher verschont blieb, aufgrund seiner Lage. Von den bisher rund 100.000 bestätigten Infektionen in Italien befinden sich mehr als 42.000 in der nördlichen Region Lombardei, in der auch Ferrera liegt. Zum Vergleich: In der Gemeinde Pavia, die nur 30 Kilometer entfernt liegt, wurden bisher 1712 Fälle registriert.

Pflicht zur Ersten Hilfe: So helfen Sie sicher trotz Corona

Forscher wollen das Phänomen untersuchen

Die Dunkelziffer für die Lombardei könnte Experten zufolge zehnmal höher sein. Fest steht jedoch, dass in Ferrera bisher keine einzige Infektion nachgewiesen konnte. Die Gründe hierfür kennt niemand, doch hat das Phänomen bereits die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern erregt.

Forscher vom Mondino-Institut in Pavia wollen die Angelegenheit näher untersuchen, um festzustellen, wie viele Menschen in Ferrera womöglich bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen sind ob sie bestimmte Antikörper in sich tragen. Dafür werden die Bürger nun aufgerufen, sich in einem nahegelegenen Labor eine Blutprobe abnehmen zu lassen. Dies geschehe jedoch vollkommen freiwillig und sei kostenlos, wie der Bürgermeister des Dorfes, Giovanni Fassina, der Zeitung “La Stampa” versichert.

Studie: Pandemie-Maßnahmen retteten 59.000 Menschen in elf Ländern das Leben

Ein Beweis der Effektivität von Vorsichtsmaßnahmen?

Fassina selbst glaubt jedoch nicht an eine Immunität der Anwohner und spricht von einem “Zufall”. Mit der Genetik habe es seiner Ansicht nach nichts zu tun, dass Ferrera verschont bleibt, wie er “La Stampa” sagt. “Wir sind wie alle anderen”, betont er. Die zufällig entstandene Nullnummer werde aufrechterhalten, “weil die Bürger offenbar die mit den vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten hat”, wie Fassina vermutet. Schließlich gehörten viele von ihnen aufgrund ihres Alters zu den Risikogruppen und hätten daher eine höhere Sensibilität für das Thema.

Auch vor kleinen Dörfern macht das Coronavirus nicht halt - bis auf eine Ausnahme (Symbolbild: AFP)
Abstand halten, zuhause bleiben - hält sich Ferrera einfach gut an die Regeln? (Symbolbild: AFP)

Auch von dem vermeintlichen “Wunder” von Ferrera, wie manche das Phänomen schon bezeichnen, lassen die Anwohner sich nicht beeindrucken. “Ich wohne allein und habe nach wie vor Angst vor dem Virus, deshalb trage ich immer eine Maske”, sagte eine Bürgerin dem Nachrichtenportal “Euronews”.

Ob diese Vorsicht die Lösung des Rätsels ist oder ob doch der Schlüssel zur Immunität in den Ferrera-Bewohnern schlummert, wollen die Forscher vom Mondino-Institut bald herausgefunden haben.

Video: Italien hält Schweigeminute für die Covid-19-Opfer ab