Odyssee aus dem Elend: Sonderzug bringt Migranten nach München

Geschafft: Eine Flüchtlingsfamilie am Hauptbahnhof in München. Viele Migranten hoffen in Deutschland auf eine bessere Behandlung als in Ungarn. Foto: Nicolas Armer

Kenner rühmen die Landschaft, das Flair der österreichischen Stadt Salzburg an der Grenze zu Deutschland und deren kulturelles Angebot. Doch daran verschwenden die Menschen, die am Samstag um 10.45 Uhr per Sonderzug in Salzburg eintreffen verständlicherweise keinen Gedanken.

Es sind Flüchtlinge, die Tod und Verfolgung in ihrer Heimat entronnen sind. Als der Railjet mit etwa 250 Personen im Bahnhof einfährt, will niemand in Salzburg aussteigen. Alle haben nur ein Ziel: «München», sagt ein junger Syrer, und alle anderen Flüchtlinge am Bahnsteig nicken zustimmend.

Die Männer, Frauen und Kinder, hauptsächlich aus Syrien, Pakistan und Afghanistan waren tagelang in Budapest festgesessen und durften in der Nacht zum Samstag nach Österreich weiterreisen. Wie schon Tage zuvor in München, stehen auch in Salzburg dutzende Helfer bereit, den Flüchtlingen beizustehen. In Einkaufswagen und Kisten haben sie Getränke und Essenspakete zum Bahnsteig gebracht, die sie den Flüchtlingen in die Abteile reichen.

Etliche Asylbewerber sind kurz ausgestiegen, um sich die Füße zu vertreten. Auch Machmud Tutaew von der muslimischen Jugend Österreich ist in seinem weißen T-Shirt mit der Aufschrift «Fasten-Teilen-Helfen» zum Bahnhof geeilt, als er von der Ankunft des Zuges erfuhr. «Wir Muslime haben uns zusammengeschlossen, um Lebensmittel und Kleidung an unsere Landsleute zu verteilen», sagt er.

«Die freiwillige Hilfe funktioniert wirklich sehr gut», sagt Astrid von Aufschnaiter, die in der Schwesterntracht des Malteser-Hilfsdienstes Essenspakete und Windeln für die Babys verteilt. «Wir sind für die Versorgung der durchreisenden Flüchtlinge zuständig», erläutert Gerlinde Hörl von der Salzburger Caritas. Das Rote Kreuz schließlich sei für die medizinische Nothilfe bestens gerüstet. Die wird zumindest am Samstagvormittag nicht gebraucht. Nach einer halben Stunde Aufenthalt in Salzburg rollt der Zug weiter Richtung München. Die rund 100 vorsorglich im Tiefgeschoss aufgestellten Feldbetten werden nicht benötigt.

Gut zwei Stunden später in Bayerns Landeshauptstadt. Der Sonderzug erreicht um 13.20 Uhr den Münchner Hauptbahnhof. Müde, die meisten aber vor Glück strahlend, betreten die Flüchtlinge deutschen Boden. Sie haben es geschafft. Auf dem Vorplatz des Bahnhofs werden sie in Zelten zunächst medizinisch versorgt, anschließend mit Sonder-S-Bahnen und Bussen weitertransportiert und auf Aufnahmeeinrichtungen verteilt. Erneut sind etliche freiwillige und ehrenamtliche Helfer da, um die erschöpften Menschen zu empfangen.