Werbung

Obama: IS-Mord an Reporter bleibt nicht ungesühnt

Steven Sotloff war vor einem Jahr in Syrien entführt worden. Foto: Mazen Mahdi/Archiv

US-Präsident Barack Obama will die Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nicht ungesühnt lassen.

«Wir werden für Gerechtigkeit sorgen», sagte Obama bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. «Wir werden nicht vergessen, und unsere Reichweite ist groß.» Die USA und Großbritannien bestätigten, dass ein IS-Video mit der Enthauptung Sotloffs authentisch sei. Das hätten Geheimdienst-Analysen ergeben, so Obamas Nationaler Sicherheitsrat.

Das Video zeigt, wie ein in schwarz gekleideter und vermummter Mann ein Messer an den Hals seines Opfers setzt. Der britische Außenminister Philip Hammond sagte, der mutmaßliche Täter sei wohl derselbe IS-Kämpfer, der auch in einem Video mit der Enthauptung des US-Reporters James Foley vor zwei Wochen zu sehen war.

Die neuen Aufnahmen lösten weltweites Entsetzen aus. Obama sagte, nach dem «entsetzlichen Gewaltakt» trauere nun ganz Amerika mit Sotloffs Familie. Das israelische Außenministerium teilte mit, Sotloff habe auch die israelische Staatsbürgerschaft besessen und einige Zeit in Israel gelebt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Deutschland verurteilten die Ermordung ebenfalls scharf. Das Video «ist ein weiterer widerwärtiger Beweis der Geisteshaltung, der Grausamkeit, der Menschenverachtung dieser Gruppe und dieser Täter», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Reporter ohne Grenzen (ROG) sprach von einem «Kriegsverbrechen». Die Morde müssten ein Weckruf an die Staatengemeinschaft sein, endlich mehr zum Schutz von Journalisten in Kriegsgebieten zu tun, forderte die Organisation.

In dem Video drohten die Täter auch mit dem Mord an einer britischen Geisel. Großbritanniens Premierminister David Cameron bekräftigte, sein Land lasse sich nicht einschüchtern. «Wenn sie denken, dass wir angesichts ihrer Drohungen schwach werden, dann irren sie sich», sagte er. Sein Land werde aber alles tun, um die Geisel zu retten.

Angesichts der Bedrohung durch Extremisten bauen die USA ihr militärisches Engagement im Irak aus. Die US-Regierung will nach eigenen Angaben weitere 400 Soldaten in das Land schicken. Davon sollten 350 Soldaten den Schutz der US-Botschaft in Bagdad verstärken, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, mit. Insgesamt seien damit 820 Mann für den Schutz der Botschaftsgebäude abgestellt. Berichte über deutsche KSK-Soldaten im Irak wurden vom Verteidigungsministerium in Berlin dementiert.

An diesem Donnerstag soll erstmals militärische Ausrüstung aus Deutschland für den Kampf gegen die IS-Miliz in den Irak geliefert werden. Außerdem sollen irakische Kurden in Deutschland an der tragbaren Panzerabwehrwaffe «Milan» ausgebildet werden, teilte das Verteidigungsministeriums mit. Mit der Waffe können gepanzerte Fahrzeuge in bis zu zwei Kilometern Entfernung zerstört werden.

Die USA und Deutschland reagieren mit ihrem Engagement auf die Bedrohung durch die Extremisten. Die Terrormiliz beherrscht große Gebiete im Norden und Westen Iraks. Auch im benachbarten Syrien kontrolliert sie rund ein Drittel der Fläche des Landes. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch brachte die IS bei Massenexekutionen im Juni bis zu 770 irakische Soldaten in Tikrit um.

Obama antwortete auf eine Frage, ob die USA ihre Luftschläge gegen IS-Stellungen im Irak auch auf das benachbarte Syrien ausweiten würden: Das Ziel sei eindeutig, IS (...) zu zerstören, damit die Dschihadisten weder für den Irak und «die Region» noch für die USA eine Gefahr darstellen könnten. Bis dieses Ziel erreicht sei, werde aber noch einige Zeit vergehen.

Im Irak konnten kurdische Einheiten und die Armee einen weiteren Vormarsch der IS-Kämpfer mit Hilfe von US-Luftschlägen unterdessen vorerst aufhalten. In Syrien wurden bei einem Luftangriff der Armee nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 16 Zivilisten, darunter zehn Kinder, getötet. Die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad beschuldigte jedoch den IS des Angriffs.

Wie der US-Reporter Foley wurde auch Steven Sotloff aus Rache für die Luftangriffe im Irak getötet. In dem Video sagt ein Mann, er sei Steven Sotloff. Später ist zu sehen, wie ein in schwarz gekleideter IS-Extremist ein Messer an die Kehle seines Opfers setzt. Am Ende wird eine Leiche mit abgeschnittenem Kopf eingeblendet. Die eigentliche Enthauptung ist - wie auch bei Foley - nicht zu sehen.

Das US-Forschungsinstitut Site veröffentlichte eine Mitschrift des Videos. Demnach richtete der mutmaßliche Täter eine Warnung direkt an Obama, die Militärangriffe im Irak zu unterlassen: «Ich bin zurück, Obama. Und ich bin zurück wegen Deiner arroganten Außenpolitik gegenüber dem Islamischen Staat», sagt er laut Site. «So wie Deine Raketen weiterhin unsere Leute treffen, wird unser Messer weiter die Nacken Deiner Bürger treffen.»

The Daily Beast

Deutsche Waffen für Nordirak

Mitteilung Human Rights Watch