Olympia: "Letztes Mittel" wird angedroht
Nur ein Jahr, das wegen des Schaltjahres 366 Tage hat, bleibt bis zu den Olympischen Spielen in Paris. Doch die Vorfreude wird durch zahlreiche Probleme getrübt.
Die Eröffnungsfeier
Sie soll das erste Highlight der Spiele werden. Erstmals in der Geschichte werden Olympische Spiele nicht in einem Stadion eröffnet. Mehr als 100 Boote mit Athletinnen und Athleten, Offiziellen, Sicherheitskräften und TV-Teams werden auf einer sechs Kilometer langen Strecke die Seine herunterfahren - vorbei an Pariser Wahrzeichen wie dem Eiffelturm. 100.000 Tribünenplätze sind verkauft.
Mehrere Hunderttausend Zuschauerinnen und Zuschauer sollen sich zudem am Ufer verteilen. Doch: Wie sicher ist das Event? Die Behörden verweisen auf die Bedrohung durch Drohnen. Fest steht, dass das Militär am Schutz der Veranstaltung beteiligt sein wird.
Die Russland-Frage
Noch ist die Teilnahme der „neutralen“ Sportler aus Russland und Belarus in Paris nicht offiziell, noch warten das Internationale Olympische Komitee (IOC) und Präsident Thomas Bach ab. Doch der Weg ist bereitet, und so droht ein Boykott der Ukraine. Ein Szenario, an das Bach jedoch nicht glaubt. Es wäre ein verhängnisvolles Zeichen.
„Ich hoffe, dass weder das IOC noch die französische Regierung uns zwingen werden, eine schwierige Entscheidung zu treffen: die Spiele zu boykottieren oder denen die Hand zu reichen, an denen das Blut von Ukrainern haftet“, sagte Olga Saladucha, frühere Dreisprung-Weltmeisterin, der Nachrichtenagentur AFP. Sie bezeichnete einen Olympia-Boykott als „letztes Mittel“.
Die Ermittlungen
Ende Juni geriet Olympia ins Fadenkreuz der Staatsanwaltschaft. Nicht nur die Büros des Organisationskomitees wurden von der Polizei durchsucht, sondern auch jene der Behörde Solideo, die für die Olympia-Bauten verantwortlich ist. Bei der Razzia gehe es um Vorwürfe von „illegalen Interessenskonflikten, Missbrauch öffentlicher Gelder und Vetternwirtschaft“, hieß es.
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Die zwei voneinander unabhängigen Ermittlungen hatte die Finanzstaatsanwaltschaft bereits 2017 und 2022 eingeleitet. Der französische Rechnungshof zeigte sich zudem besorgt über die Finanzierung der Spiele, das Budget werde wohl erheblich überschritten werden. Es hatte zum Zeitpunkt der erfolgreichen Bewerbung im Jahr 2017 bei 3,3 Milliarden Euro gelegen, stieg jedoch bis Ende 2022 auf 4,4 Milliarden Euro an.
Im Land rumort es
Brennende Autos, beschädigte Gebäude, reihenweise Festnahmen und Verletzte: Die Unruhen im Juni nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf den Jugendlichen Nahel M. haben Frankreich erschüttert. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt - zu „Störungen“, sagte der Stellvertretende Bürgermeister Pierre Rabadan Anfang des Monats, werde es aber „ohne Zweifel“ kommen. IOC-Präsident Bach ist zuversichtlicher.
Die Spiele würden „in einem friedlichen Umfeld“ stattfinden, meinte er. Man spüre die „große Unterstützung des französischen Volkes“. Jüngste Umfragen zum Rückhalt in der Bevölkerung widersprechen sich jedoch, uneingeschränkte Euphorie herrscht nicht.
Paris wird überlaufen
15 bis 20 Millionen zusätzliche Touristen werden für die Olympischen Spiele erwartet, 85.000 Athleten und Offizielle strömen in die Hauptstadt: Und sie alle müssen bewegt werden. Paris droht ein Verkehrschaos. Die Politik, sagte Sportministerin Amelie Oudea-Castera, habe die Verkehrspläne gemeinsam mit der Planungsbehörde Ile-de-France Mobilites „fast alle stabilisiert und fertiggestellt“.
Auch will Oudea-Castera das Home-Office vom neuen Schuljahr an stärken, um den Verkehr zu entlasten. Sorgen bereitet die Verlängerung der Metrolinie 14 zum Athletendorf in Saint-Denis. Jean Castex, der ehemalige französische Premier, der für die Pariser Verkehrsbehörde RATP zuständig ist, sagte jedoch eine Fertigstellung bis Juni 2024 voraus.