Der Olympia-Sonntag im ZDF - ZDF-Moderatorin auch ohne Medaillen happy: „So schön war es irgendwie noch nie"
Kein Edelmetall am Sonntag für das deutsche Team. Dafür gibt's in Paris reichlich Starpower. Und Katrin Müller-Hohenstein ist verliebt.
Irgendwie war das kein guter Tag für Team Deutschland in Paris: Die Bogenschützinnen verpassten eine Medaille, mit der Luftpistole gab's auch keine, auch nicht im Fechten, Judo und Boxen. Die Handballerinnen, die Hockey-Herren und die Fußballerinnen verloren ihr zweites Spiel, Ricarda Funk ging im Wildwasser unter, beim Vielseitigkeitsreiten verhinderte ein Sturz eine mögliche Team-Medaille (immerhin: Ross und Reiter sind wohlauf).
Am Abend vergoss Weltmeisterin Angelina Köhler bittere Tränen: „Der Vierte ist der erste Verlierer! Das ist Sche..e!“ Denn Vierte wurde sie über 100m Schmetterling - ausgerechnet hinter einer Schwimmerin, die zu den berüchtigten 23 chinesischen Athletinnen und Athleten gehört, die unter Doping-Verdacht stehen. Nicht falsch verstehen: Natürlich gilt für diese Menschen die Unschuldsvermutung. Es kann ja absolut tatsächlich passiert sein, dass irgendeinem ungeschickten Hotel-Koch eine Großpackung Herzmedikamente in den Kessel mit dem Sportler-Menü gefallen ist ...
Katrin Müller-Hohenstein: „So schön war es noch nie!“
Also, im Großen und Ganzen kein guter Tag. Dennoch findet Katrin Müller-Hohenstein angesichts der Aussicht von der ZDF-Dachterrasse: „So schön war es irgendwie noch nie seit Beginn der Olympischen Spiele!“ Ob sie damit nun tatsächlich alle Spiele seit 1896 meint, oder doch nur den Umstand, dass es erstmals seit Eröffnung der aktuellen Spiele am Freitag in Paris nicht regnet? Man weiß es nicht.
KMH jedenfalls ist verliebt in die Stadt der Liebe. Und auch in das französische Rugby-Team, dessen Siegestanz sie „köstlich“ findet. Sogar das ZDF-Maskottchen, einem ziemlich entgeistert dreinblickenden Plüsch-Hahn, betrachtet sie mit beinahe liebevoller Begeisterung.
Bildregie fand das Spielgeschehen offenkundig nicht annähernd so interessant wie das, was auf den Zuschauerrängen stattfand
Fast 16 Stunden sendet das ZDF. Das zweite Gruppenspiel der DFB-Frauen gegen die USA sogar - abgesehen von einer kurzen Schalte zu Alexander Zverevs Auftaktspiel (gewonnen) - in voller Länge. Was aber nicht heißt, dass man vorm Fernseher auch tatsächlich das ganze Spiel zu sehen bekommt: Wer auch immer den Hut in der Bildregie aufhatte, fand das Spielgeschehen offenkundig nicht annähernd so interessant wie das, was auf den Zuschauerrängen stattfand.
Sobald der Ball den Strafraum verließ, schwenkte die Kamera über die Fans. Meistens über amerikanische. Ein kleines Mädchen durfte nicht mal mehr aufs Fußballfeld schauen, weil eine ältere Dame, vermutlich die Großmutter, es nachdrücklich darauf hinwies, gefälligst in die Kamera zu winken. Dabei hatte die Kleine die richtigen Prioritäten. Denn auch wenn das Spiel wirklich nicht hochklassig war - man hätte doch gerne etwas mehr davon mitbekommen. Aber vielleicht vermuteten die Kameraleute ja auch Taylor Swift im Stadion.
Die wahren Stars
Denn was ist bei diesen Olympischen Spielen nun einmal viel, wirklich viel, viel wichtiger als die Sportlerinnen und Sportler? Genau! Die Stars im Publikum. Beim Turnen zum Beispiel. Da war die Nachricht des Tages nämlich nicht etwa, dass Helen Kevric in der Qualifikation am Stufenbarren 0,167 Zähler mehr turnte als die vierfache Olympia-Siegerin und 23-fache Weltmeistern Simone Biles (kurz zur Erinnerung: Kevric ist für Elisabeth Seitz ins deutsche Aufgebot gerutscht. Und gerade einmal 16!). Sondern dass Ariana Grande im Publikum saß. Außerdem Snoop Dogg. Und Tom Cruise! TOM CRUISE! Wen interessiert da schon noch ein sauber gestandener zweifacher Rückwärtssalto mit dreifacher Längsachsendrehung?
Die Berichterstattung aus Paris bietet wohl einen kleinen Vorgeschmack auf die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles. Dann wird ganz Hollywood die Zuschauerplätze besetzen. Vermutlich wird das IOC dann alle Wettkämpfe auf sieben Minuten Laufzeit beschränken, damit an einem 16-stündigen Wettkampftag Brad Pitt, Zendaya, Timothée Chalamet, Ryan Reynolds, Beyoncé und Co. jeweils mindestens eine Minute im Bild sind. Taylor Swift natürlich 100 Minuten. Sie überreicht übrigens auch alle Medaillen, entzündet das olympische Feuer und gewinnt allein das Finale im 7er-Rugby. Für die Athletinnen und Athleten gilt dann: Dabei sein, ist alles. Auch, wenn's keiner mehr mitbekommt.