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Online-Kontroverse: Chinese arbeitet zwölf Stunden am Tag, 30 Tage im Monat

Weil sich ein chinesischer Mann nur einen Tag im Monat frei nimmt und dazu täglich bis zu zwölf Stunden arbeitet, wird er von seinem Arbeitgeber als "Vorbild" gefeiert. Doch online entzündet sich an der Auszeichnung eine hitzige Debatte.

Ein chinesischer Arbeiter gähnt
Ein chinesischer Arbeiter gähnt: Das Bild stammt aus dem Jahr 2016 und wurde in einem Peugeot-Werk in Chengdu aufgenommen. China zählt zu den Ländern, in denen Menschen am häufigsten an Überarbeitung sterben. (Symbolfoto: Wang Zhao / AFP)

Zwölf-Stunden-Schichten für 30 Tage im Monat: Dieses Arbeitspensum hat einem chinesischen Angestellten eine Auszeichnung seines Arbeitgebers eingebracht. Er würde damit vorangehen und sei ein beispielhafter Arbeitnehmer.

Vorbild, weil er Lohnkosten spart

Mitte Februar sorgte ein Plakat für hitzige Debatten in chinesischen sozialen Netzwerken: Es zeigte einen Mann, der für ein börsennotiertes Unternehmen in der Millionenstadt Zhengzhou arbeitet. Sein Arbeitgeber hat es produzieren und aufhängen lassen. Darauf wurde der Mann als "Vorbild" betitelt für alle anderen Arbeitnehmer.

Der Grund: Er würde regelmäßig bis zu 30 Tage im Monat und täglich bis zu zwölf Stunden arbeiten, wodurch er einerseits seine Kolleg*innen positiv beeinflussen, die Produktion erhöhen, die Auslastung der Maschinen verbessern und seinen Arbeitgeber Lohnkosten sparen würde.

Doch viele Online-Kommentare stimmten nicht in die Lobeshymne des Arbeitgebers ein, wie es in einem Artikel auf "QQ.com" heißt. Stattdessen würden zahlreiche Chines*innen den Mann als "Verräter" bezeichnen, weil er es seinem Arbeitgeber leicht mache, seine "Überstundenhölle" weiter zu betreiben.

Verbessertes Arbeitsrecht

Seit einigen Jahren wird in China vermehrt über die hohe Arbeitsbelastung gestritten. So war es lange Zeit normal, an sechs Tagen die Woche von 9 bis 21 Uhr zu arbeiten. Neben niedrigen Löhnen war das einer der Hauptgründe, wieso China lange ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnen konnte.

Mittlerweile gilt aber auch in China die 40-Stunden-Woche. Nur: Häufig werden Überstunden eingefordert und später nicht korrekt erfasst.

Tod durch Überarbeitung

Doch nicht alle Chines*innen sind mit dem strengeren Arbeitsrecht zufrieden, sie wünschen sich stattdessen flexiblere Lösungen. So verteidigt auch der für seine Arbeitszeit ausgezeichnete Mann online sein Pensum. Er schreibt, dass ihn niemand zwinge, so viel zu arbeiten. Er würde die Schichten freiwillig leisten und sein Gehalt berechne sich nach den Arbeitsstunden. Um mehr zu verdienen, müsse er mehr arbeiten. Sein Arbeitnehmer würde ihn zudem nicht ausbeuten, sondern erlaube ihm sogar eine Woche bezahlten Urlaub pro Quartal. Diesen Urlaub nutze er, um seine Familie zu besuchen. Und, fügte er am Ende hinzu, seine Arbeit bestehe meist nicht aus körperlich anstrengender Fließbandarbeit. Er sei dafür zuständig, dass die Maschinen funktionierten – solange das gegeben sei, sei seine Arbeit verhältnismäßig einfach.

Doch der Beitrag trug wenig dazu bei, die Diskussionen zu beruhigen. Stattdessen wurde er gefragt. "Wie viele weitere Todesfälle durch Überarbeitung willst du noch verursachen?"

Wie verbreitet das ist, untersucht regelmäßig die Weltgesundheitsorganisation. Vergangenes Jahr hat sie eine Untersuchung herausgegeben, wonach weltweit rund 750.000 Todesfälle auf Überarbeitung zurückzuführen sind. Vor allem Menschen in Ostasien und Südostasien, sowie auf dem indischen Subkontinent sind demnach besonders stark durch arbeitsbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen.

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