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Operation Aderlass: Vater von Mark S. bringt neue Details ans Licht

Ansgard S. blickte nur flüchtig zu seinem Sohn, als sein Anwalt im Sitzungssaal 270 des Münchner Justizpalastes die Aussage verlas. Dabei dauerte es nicht einmal 15 Minuten, dann hatte auch der Vater des mutmaßlichen Drahtziehers Mark S. seine Beteiligung an dem vorgeworfenen Dopingsystem zugegeben.

Ihm sei klar gewesen, dass sein Sohn Blutdoping betreibe, hieß es in der Erklärung. "Zur Unterstützung seines Sohnes ließ er sich nicht aus krimineller Energie oder wirtschaftlichen Zielsetzungen hinreißen", erklärte die Verteidigung von Ansgard S., selbst Rechtsanwalt, am dritten Verhandlungstag vor dem Landgericht München II.

Vielmehr habe er seinem Sohn, der sich zeitlich sehr verstrickt habe, entlasten wollen. "Nur auf eine gute und enge Beziehung zu seinem Sohn kam es Ansgard S. an", hieß es in der Erklärung weiter. Die Verteidigung sprach von einer "vollkommen falschen Entscheidung", Ansgard S. empfinde es "als extrem kompliziert und deswegen belastend".

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Mehrjährige Haftstrafe droht Mark S.

Mark S., der im weiteren Prozessverlauf selbst auch aussagen will, folgte der Einlassung meist stoisch. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe, die Staatsanwaltschaft wirft ihm umfangreiche Dopingpraktiken über mehrere Jahre vor. Seine vier Mitangeklagten sollen ihm bei seinen Tätigkeiten in unterschiedlicher Weise geholfen haben.

Ansgard S. habe, so die Einlassung, unter anderem Kisten mit Material zum Blutdoping gepackt und die Mitangeklagte Diana So. mit zur nordischen Ski-WM nach Seefeld genommen. Dort kam es im Februar 2019 zu der spektakulären Razzia im Rahmen der Operation Aderlass.

Beim Doping-Prozess fließen Tränen

Vor Ansgard S. hatte bereits die Krankenschwester Diana So. ausgesagt und detaillierte Einblicke in das System gegeben. Auch der Mitangeklagte Sven M. gab seine Beteiligung am Dienstag zu. Er habe Mark S. insgesamt dreimal unterstützt.

Unter Tränen erklärte M. am Dienstag, er habe versucht, sich die Sache "schönzureden". Allerdings habe er starke Gewissensbisse gehabt: "Da ich selbst Sportler bin, hatte ich ein echt schlechtes Bauchgefühl dabei, diese Sache zu machen", sagte M., der Mark S. in seiner Tätigkeit als Rettungssanitäter kennengelernt hatte: "Ich habe mich gefragt: Was mache ich hier, ich betrüge mein eigenes Land. Ich kam mir auf Deutsch gesagt beschissen vor. Ich wäre am liebsten weggelaufen."

Mark S. habe ihm erklärt, er müsse sich bei der Frage nach der Legalität keine Gedanken machen. "Ich habe ihm vertraut, er war mein Hausarzt und ein guter Freund", sagte M. Am Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt.