Ostdeutsche Wirtschaft besorgt - Höcke wünscht deutschen Firmen „schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen“
Björn Höcke wünscht sich für einige deutsche Firmen „wirtschaftliche Turbulenzen“. Die Kampagne „Made in Germany – Made in Vielfalt“ reagiert empört auf die Äußerungen.
Die ostdeutsche Wirtschaft zeigt sich alarmiert über jüngste Aussagen von AfD-Politiker Björn Höcke. Der Spitzenkandidat der Partei in Thüringen hat sich bei einer Wahlkampfveranstaltung am 24. August „schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen“ für deutsche mittelständische Unternehmen gewünscht.
Höcke: Kampagne gegen Fremdenhass ist „pure Heuchelei“
Der „Merkur“ berichtet, dass seine Aussagen eine Reaktion auf die Kampagne „Made in Germany – Made in Vielfalt“ war, die sich gegen Populismus und für Vielfalt in Deutschland einsetzt. Höcke bezeichnete die Kampagne als „pure Heuchelei“.
Er kritisierte, dass die Unternehmen „jahrzehntelang mitangesehen haben, wie dieses Land deindustrialisiert wurde“. Einem Boykottaufruf, wie er betonte, wolle er sich dennoch enthalten: „Ich habe vor kurzem noch eine Kettensäge von Stihl gekauft – würde ich heute nicht mehr tun.“
Kampagne wurde bereits 2019 gegründet
Bereits 2019 gründete Timm Mittelsten Scheid von Vorwerk die Kampagne gegen Fremdenhass. Scheid sagte in einem Interview mit der „Welt": „Familienunternehmen gehen nicht gerne in die Öffentlichkeit oder stehen im Mittelpunkt. Manchmal muss es aber sein. Und dieser Moment ist jetzt“. Er betonte die wirtschaftliche Notwendigkeit ausländischer Fachkräfte für Deutschland und warnte vor den Konsequenzen eines Rechtsrucks.
Zu den Unternehmen, die sich an der „Made in Germany – Made in Vielfalt“ Kampagne beteiligen, gehören große deutsche Firmen wie beispielsweise Braun, Fischer, Fiege, Lapp, Miele, Rossmann, Sennheiser, Stihl, Trigema und Voelkel.
Maximilian Krah wegen Post zu Solingen in der Kritik
Die Aussagen Höckes riefen innerhalb der AfD weitere Reaktionen hervor. Der Europapolitiker Maximilian Krah postete auf X (ehemals Twitter) nur wenige Stunden nach dem Anschlag ein Foto eines der Solinger Terroropfer. Auf dem Foto wurde neben der abgedeckten Leiche das Logo der Kampagne „Made in Germany – Made in Vielfalt“, eingefügt.
Die Initiatoren der Kampagne kritisierten scharf, dass Krah „Bilder der Terroropfer als Beitrag für diese Debatte nutzt“ und betonten, die Diskussion müsse auf „gegenseitigem Respekt und einem friedlichen Miteinander“ basieren.
DIW: AfD-Wirtschaftspolitik nützt vor allem Besserverdienern
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kritisiert bereits seit langem die Wirtschaftspolitik der AfD. Das Institut skizzierte das Parteiprogramm im vergangenen Jahr als „neoliberal, mit dem Willen, den Sozialstaat zu beschneiden“. Die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik der AfD ist dabei noch marktorientierter als die der FDP, käme aber insgesamt gleichermaßen den Besserverdienenden im Lande zu Gute.
Auch der von der Partei geforderte „Dexit“ würde dem Wirtschaftsstandort Deutschland massiv schade. Ein EU-Austritt Deutschlands wäre „das Ende des deutschen Wirtschaftsmodells und würde Millionen Arbeitsplätze in Deutschland zerstören“, sagt der DIW-Chef Marcel Fratzscher.